Der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental will vom Wachstum der PS-Branche profitieren und peilt für 2020 rund 50 Milliarden Euro Umsatz an. Dabei soll der Gewinnanteil ähnlich hoch liegen wie heute. „Wir setzen auf den weiter steigenden Bedarf an Mobilität und wachsender Nachfrage unserer Industriekunden“, sagte Konzernchef Elmar Degenhart am Donnerstag zur Zahlenvorlage.
In den nächsten Jahren dürften aus seiner Sicht nicht nur die Menge der gefertigten Autos steigen, sondern vor allem deren Ausstattung mit Elektronik und Software. Das soll Conti doppelt Schwung geben.
Womit die Zulieferer zu kämpfen haben
Immer mehr Innovationen müssen von den Zulieferern selbst kommen. Die Forschungs- und Entwicklungsausgaben steigen dadurch stark an. Die Zulieferer müssen stärker in Vorleistung gehen und tragen damit ein höheres unternehmerisches Risiko.
Die Autokonzerne bauen immer mehr Werke in Asien oder Mexiko. Damit steigt der Druck auf die Zulieferer, ebenfalls in neue Standorte zu investieren.
Global agierende Autokonzerne schreiben ihre Aufträge immer öfter für die weltweite Produktion aus. Viele mittelständische Zulieferer können weder die geforderten Stückzahlen herstellen noch den Konzernen einfach ins Ausland nachfolgen.
Autokonzerne wie PSA und GM bilden immer öfter Einkaufsgemeinschaften, gleichzeitig steigt die Zahl von Modulbaukästen für die identische Teile in sehr hoher Stückzahl benötigt werden. Beides führt dazu, dass der Preisdruck steigt. Die Zahl der Zulieferer, die das leisten kann, sinkt.
Verglichen mit den Plänen für 2015 wären die 50 Milliarden Euro ein Umsatzanstieg von einem Drittel - heruntergebrochen auf die einzelnen Jahre klingt das Ziel mit rund sechs Prozent Wachstum aber schon weniger gewaltig. Dieses Jahr zählt der jüngst übernommene US-Konzern Veyance erstmals zur Conti-Bilanz und soll die Erlöse auf 37,5 Milliarden Euro steigern (2014: 34,5 Milliarden Euro). Der schwache Euro könnte den Umsatz noch um eine weitere Milliarde antreiben. Vergangenes Jahr hatten die Wechselkurse Conti noch gebremst.
Unter dem Strich schoss der Überschuss um fast ein Viertel auf knapp 2,4 Milliarden Euro in die Höhe. Das dürfte die Aktionäre freuen, die für das abgelaufene Jahr 3,25 Euro Dividende je Schein bekommen sollen. Das wären 30 Prozent mehr als vor einem Jahr.
Ein Grund für den Gewinnsprung: 2014 war Conti beim Schuldenabbau gut vorangekommen und hatte seine Netto-Verbindlichkeiten um ein Drittel auf den tiefsten Stand seit 2006 gedrückt. Da sie zudem alte Anleihen durch günstigere neue Konditionen ersetzten, zahlten die Niedersachsen insgesamt über eine halbe Milliarde Euro weniger Zinsen als 2013.
Einziger Schönheitsfleck der Bilanz 2014 sind 97 Millionen Euro Verlust vor Zinsen und Steuern in der Antriebssparte. Sie leidet unter dem schleppenden Anlauf der Elektromobilität. Dort hatte Conti im dritten Quartal hohe Abschreibungen vorgenommen.
Kooperation mit Apple?
Continental bringt sich als Zulieferer für Apples iCar ins Gespräch. "Wenn Apple sich entscheiden sollte, in den Bereich der Automobilindustrie zu expandieren, wären wir natürlich interessiert, als Partner zur Verfügung zu stehen", sagte Conti-Chef Elmar Degenhart am Donnerstag bei der Bilanz-Präsentation 2014.
Continental vor Partnerschaft mit Apple?
Sollte sich dies bewahrheiten, trauen Experten dem finanzstarken Hersteller von iPhone und iPad aus dem Silicon Valley zu, die Fahrzeugbranche umzukrempeln. Die herkömmlichen Autohersteller sind bereits nervös geworden. Große Konzern wie Daimler, BMW und Volkswagen suchen inzwischen nach Wegen, um ihre Branche gemeinsam mit den Technologieriesen in eine Zukunft zu führen.
BMW spricht nach eigenen Angaben regelmäßig mit IT-Firmen, darunter auch mit Apple. Die Automobilentwicklung oder der Bau von Autos seien nicht Bestandteil dieser Kontakte, betonten die Münchner am Donnerstag. Zuvor hatte das Magazin "auto motor und sport" berichtet, Apple sondiere Möglichkeiten, das Elektroauto i3 von BMW zum Apple-Car weiterzuentwickeln.
Conti-Chef Degenhart betonte, er sehe Apple, Google & Co. nicht als Bedrohung. Bei dem erwarteten Zuwachs an Mobilität sei weltweit genügend Platz für neue Wettbewerber. Continental setzt bereits seit vielen Jahren auf den Trend zu mehr Elektronik und Software im Auto. Angetrieben durch diese Entwicklung nimmt der Konzern bis zum Jahr 2020 mehr als 50 Milliarden Euro ins Visier. Dabei soll die Ertragskraft auf einem ähnlichen Niveau liegen wie heute.