Deutsche Bank Geldhaus kauft Anleihen zurück

Die Deutsche Bank kämpft um das Vertrauen der Kapitalmärkte und plant einen milliardenschweren Rückkauf von Anleihen. Am Freitag gab die Bank ein öffentliches Kaufangebot bekannt.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Deutsche Bank kauf Anleihen zurück Quelle: REUTERS

Die Deutsche Bank will verschreckte Investoren mit einem milliardenschweren Anleihe-Rückkauf beruhigen. Deutschlands größtes Geldhaus kündigte am Freitag eine Offerte für bestimmte unbesicherte Anleihen an: Bei Euro-Bonds geht es um ein angepeiltes Annahmevolumen von drei Milliarden Euro, bei Dollar-Bonds zusätzlich um ein Volumen von zwei Milliarden Dollar.

"Die starke Liquiditätsposition der Bank erlaubt es ihr, diese Wertpapiere zurückzukaufen, ohne dass dies Auswirkungen auf den Emissionsplan für das Jahr 2016 hat", teilte das Institut mit. Mit einem Rückkauf der Schuldscheine kann der Dax-Konzern einen Kapitalgewinn einstreichen und sich künftige Zinszahlungen sparen.

Über den Anleihe-Rückkauf war seit Tagen spekuliert worden. Als erstes hatte die "Financial Times" darüber berichtet. Die Aktien der Bank bauten ihre Gewinne nach der Bestätigung aus.

Bereits in der Nacht zu Freitag war bekannt geworden, dass die Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) die Zahlungsfähigkeit der Deutschen Bank bei ihren Nachranganleihen unter die Lupe nimmt. Das Institut habe seine vorhandenen Reserven für die Bedienung dieser Papiere zu Wochenbeginn zwar detailliert aufgeschlüsselt und eigentlich sollten die Mittel 2016 und 2017 reichen, teilte S&P in der Nacht zum Freitag mit. Aber der dafür ausschlaggebende Einzelabschluss nach dem deutschen Bilanzierungsstandard HGB sei sehr eng gefasst. Außerdem gebe es eine große Unsicherheit, inwiefern die anhaltenden Rechtsstreitigkeiten, der Konzernumbau und das volatile Marktumfeld die Gewinnaussichten von Deutschlands größtem Geldhaus belasteten, erklärten die Experten.

S&P stufte deshalb die sogenannten Tier-1-Papiere der Deutschen Bank um eine Stufe auf B+ herunter von BB-. Dabei machte die Ratingagentur keinen Unterschied zwischen den neuartigen Zwangswandelanleihen ("CoCos"), die 2014 ausgegeben wurden, und den älteren Nachrangpapieren. Die Tier-2-Anleihen wurden ebenfalls um eine Stufe heruntergestuft auf BB- von BB. Damit werden die Nachranganleihen mehr denn je im spekulativen Bereich gesehen - nach der Definition der Ratingagenturen ist der Schuldner stark von der wirtschaftlichen und finanziellen Entwicklung abhängig. Die pünktliche Begleichung der Schulden scheint noch gegeben.

Bei dem nun angekündigten Anleiherückkauf geht es nicht um die unter Druck stehenden "CoCos", sondern um erstrangige Titel (sogenannte Senior Bonds).

Der milliardenschwere Rückkauf entlastet die Deutsche Bank. Sie "nutzt die Marktbedingungen, um Anleihen zu attraktiven Preisen zurückzukaufen und so ihre Verschuldung zu verringern“, erklärte Finanzvorstand Marcus Schenck in einer Mitteilung. „Indem diese Anleihen unter ihrem Ausgabepreis zurückgekauft werden, realisiert die Bank einen Gewinn.“ Zudem spart sich das Institut Zinszahlungen für die Bonds.

Schon seit Anfang der Woche versucht die Deutsche Bank, den verunsicherten Markt zu beruhigen. In einem Brief an die Mitarbeiter hatte Vorstandschef John Cryan versichert, dass die Bank "angesichts ihrer Kapitalstärke und ihrer Risikoposition absolut grundsolide" sei.

Zuvor hatte die Bank in einem ungewöhnlichen Schritt versichert, dass trotz der tiefroten Zahlen im vergangenen Jahr die finanziellen Mittel ausreichten, um 2016 und 2017 die Zinsen für die „CoCos“ von jeweils rund 350 Millionen Euro bezahlen zu können. Daran ändere auch der nun beschlossene Rückkauf von Anleihen nicht, betonte Schenck.

Die Aktie der Deutschen Bank hat seit Jahresbeginn - wie andere Banktitel - massiv an Wert verloren. Am Freitag machten die Papiere einen Sprung nach oben und legten zeitweise zweistellig zu.

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%