Starker Wettbewerb am US-Himmel sorgt für fallende Tarife
In Nordamerika führen Überkapazitäten und starker Wettbewerb zwischen klassischen Fluggesellschaften und Low-Cost-Carriern auf stark frequentierten Strecken im kommenden zu tendenziell eher sinkenden Tarifen, GBT prognostiziert in den USA und Kanada Preisrückgänge um knapp vier Prozent auf Kurz- und Mittelstrecken und um 2,3 Prozent auf Langstrecken in der Business. Damit der Preiswettbewerb keine zu großen Löcher in die Kassen der Fluggesellschaften reißt, versuchen die allerdings ihre Einnahmen durch höhere Zusatzentgelte auszugleichen.
Die Fluggesellschaften beweisen bei der Suche nach neuen Umsatzquellen Phantasie: Snacks und Getränke kosten ebenso extra wie Platzreservierungen im Voraus oder zusätzliches Gepäck.
Noch stärker ist der Tarifverfall in Lateinamerika. Für Brasilien haben die Experten ein Minus von vier, für Argentinien sogar von 6,5 Prozent auf Kurz- und Mittelstrecken im Vergleich zu 2016 berechnet, auf Langstrecken in der Business sind nur Preissenkungen um bis zu zwei Prozent zu erwarten. Ausschlaggebend seien Überkapazitäten, politische Turbulenzen und der Währungsverfall. Ausgenommen von dieser Entwicklung sind nur Chile und Mexiko, wo American Express wegen der guten konjunkturellen Entwicklung Preissteigerungen um bis zu ein Prozent erwartet.
Hotelzimmer werden in Nord- und Lateinamerika dagegen eher etwas teurer. In den USA, wo viele neue Hotels entstanden sind, dürften die Übernachtungspreise nach GBT-Berechnungen um 3,6 Prozent steigen, in Chile wegen der positiven Wirtschaftsentwicklung um 3,5 Prozent. Höhere Übernachtungsbudgets müssen Geschäftsreisende mit Ziel Argentinien einplanen: American Express erwartet hier Preissteigerungen um fast 16 Prozent.
Mietwagen sollten sowohl in Nord- wie in Lateinamerika nicht teurer werden, prognostiziert der Global Travel Forecast. In den USA bremsen die hohen Fahrzeugbestände der Autovermieter den Preiserhöhungsspielraum, in Lateinamerika die wirtschaftlich schwache Entwicklung. Wie die Fluggesellschaften werden aber auch die Autoverleiher versuchen, ihre Zusatzentgelte anzuheben. Taxi-Unternehmen und Limousinen-Services wiederum stehen besonders unter Druck, weil Sharing-Economy-Anbieter wie UberTM und LyftTM ihr Firmenkunden-Angebot ständig ausbauen.
Stabile Flugtarife in Asien/Pazifik, Hotelzimmer etwas teurer
Die Flugpreise in der Region Asien/Pazifik werden sich 2017 gegenüber dem Vorjahr kaum ändern, nur auf einigen Kurz- und Mittelstrecken und in der Business Class sind moderate Tariferhöhungen um maximal 1,5 Prozent zu erwarten, heißt es im GBT-Global-Forecast. Überkapazitäten sorgen trotz steigender Nachfrage für Stabilität. Potenzieller Preistreiber ist die wachsende Mittelklasse in China und Indien, wo sich immer mehr Menschen einen oder mehrere Urlaube im Jahr leisten können. Indien hat inzwischen China als das am schnellsten wachsende Land der Region abgelöst.
„2017 dürfte die Kapazitätsentwicklung mit der wachsenden Nachfrage gerade noch Schritt halten“, glauben die GBT-Experten.
Die Hotellerie der Region kann sich im neuen Jahr über steigende Zimmerpreise freuen, allerdings mit starken Unterschieden je nach Land. In Indien, Japan und Australien erwartet American Express Preissteigerungen um drei Prozent, in China und Singapur nur um ein bis 1,5 Prozent. Hauptursache sind wiederum die wachsende chinesische Mittelklasse und die gute Konjunkturentwicklung in Indien. Unabhängig von der Gesamtentwicklung müssen Reisende mit Ziel Sydney oder Tokio mit steigenden Zimmerpreisen rechnen, weil dort kaum neue Kapazitäten entstanden sind.
Wie in Europa und den USA spüren die Mietwagenunternehmen in vielen Ländern der Region Asien/Pazifik die wachsende Konkurrenz der Sharing-Economy-Anbieter: Vor allem in Indien und China gewinnen regionale Neugründungen wie internationale Anbieter aus diesen Segment Marktanteile. In Australien, dem größten Mietwagenmarkt der Region, sind Preisveränderungen eher unwahrscheinlich: „Die steigende Nachfrage von Besuchern, die vom schwachen australischen Dollar partizipieren, gleichen die konjunkturellen Schwächen aus.“