Die Neuwahlen in Griechenland und der seitdem in der medialen Öffentlichkeit mit aller Härte ausgetragene Schuldenstreit zwischen dem griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis und seinem deutschen Ressortkollegen Wolfgang Schäuble sowie die überwiegend schlechte Presse für das strauchelnde Land am Südrand der EU haben daran nichts geändert.
"Es gibt bislang keine Anzeichen dafür, das die Deutschen aufgrund der veränderten politischen Situation in Griechenland weniger Lust auf Reisen dorthin hätten", sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). "Wir sind wieder auf dem Niveau von vor der Krise angelangt, nachdem wir zwischendurch Rückgänge von über 30 Prozent hatten."
Die großen deutschen Reiseveranstalter stützen Fiebigs Aussage, nach ihren Beobachtungen sei die Nachfrage nach Hellas-Urlaub ungebrochen hoch. "Wir sehen starke Vorausbuchungen für die Sommersaison, Griechenland gehört weiterhin zu den fünf Top-Zielen unserer Gäste, heißt es bei Thomas Cook.
"Die aktuellen politischen Debatten haben bis heute keinen Einfluss auf der Buchungsverhalten", sagt auch Marktführer TUI. Die DER Touristik, die Reisesparte des Einzelhandelskonzerns Rewe, spürt ebenfalls kein Nachlassen der Nachfrage.
Beim Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours legt Griechenland sogar im dritten Jahr in Folge zu. Im vergangenen Sommer steigerte das Unternehmen die Gästezahl um 17 Prozent, auf Rhodos und Kreta sogar um 50 Prozent.
In der laufenden Saison erwartet Alltours-Chef Willi Verhuven nochmals Buchungszuwächse von rund 20 Prozent, sowohl auf dem Festland als auch auf den griechischen Inseln. Seit der Wahl ist der tägliche Buchungseingang sogar noch gestiegen, Verhuven hat die Zahl seiner Vertragshotels darum auf mehr als 320 Häuser aufgestockt, gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr.
Grexit wäre den Reiseunternehmen egal
Selbst ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro sehen die großen deutschen Reiseveranstalter gelassen. "Die Verträge mit Hoteliers und Partnern sind verbindlich in Euro geschlossen", sagt Thomas Cook. Sollte Griechenland sich nicht mit den übrigen Euro-Ländern auf eine Lösung des Schuldenproblems einigen können, aus dem Euro ausscheiden und die Drachme wieder einführen, würde sich an den Euro-Reisepreisen nichts ändern - zumindest nicht kurzfristig in der laufenden Saison.
Dennoch könnten Urlauber womöglich von einem Euro-Grexit profitieren, weil die in Drachmen zu zahlenden Nebenkosten vor Ort - etwa für Restaurants, Ausflüge oder Souvenirs wegen der vermuteten Abwertung der griechischen Währung gegenüber dem Euro tendenziell sinken. Das würde auch solchen Touristen nützen, die ihr Hotel auf eigene Faust und nicht im Rahmen eines Pauschalangebots buchen.