Griechenland-Tourismus boomt Entspannen im Schuldenstaat

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Politik verdirbt die Lust am Urlaub nicht

Die Neuwahlen in Griechenland und der seitdem in der medialen Öffentlichkeit mit aller Härte ausgetragene Schuldenstreit zwischen dem griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis und seinem deutschen Ressortkollegen Wolfgang Schäuble sowie die überwiegend schlechte Presse für das strauchelnde Land am Südrand der EU haben daran nichts geändert.

"Es gibt bislang keine Anzeichen dafür, das die Deutschen aufgrund der veränderten politischen Situation in Griechenland weniger Lust auf Reisen dorthin hätten", sagt Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV). "Wir sind wieder auf dem Niveau von vor der Krise angelangt, nachdem wir zwischendurch Rückgänge von über 30 Prozent hatten."

Die großen deutschen Reiseveranstalter stützen Fiebigs Aussage, nach ihren Beobachtungen sei die Nachfrage nach Hellas-Urlaub ungebrochen hoch. "Wir sehen starke Vorausbuchungen für die Sommersaison, Griechenland gehört weiterhin zu den fünf Top-Zielen unserer Gäste, heißt es bei Thomas Cook.

"Die aktuellen politischen Debatten haben bis heute keinen Einfluss auf der Buchungsverhalten", sagt auch Marktführer TUI. Die DER Touristik, die Reisesparte des Einzelhandelskonzerns Rewe, spürt ebenfalls kein Nachlassen der Nachfrage.

Länder in die keiner fährt
Platz 10: PalauDer pazifische Inselstaat hatte im Jahr 2013 nur 105.000 Besucher. Die besten Verbindungen nach Palau gibt es von Australien und Neuseeland aus. Touristisch ist die Republik kaum erschlossen, es gibt nur kleinere Bungalow- und Appartement-Anlagen. Beliebt sind Tauchen und Schnorcheln vor der Insel. "Forbes Traveller" wählte die Blue Corner in Palau zum besten Tauchgebiet der Welt. Es überzeugt mit farbenprächtigen Korallenriffen, einer vielfältigen Tierwelt und Schiffswracks aus dem Zweiten Weltkrieg. Quelle: World Tourism OrganizationFoto: Peter R. Binter. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons Quelle: Creative Commons-Lizenz
Platz 9: Moldawien2013 besuchten 96.000 Menschen von außerhalb das Land, das sich zwischen Rumänien und der Ukraine befindet. In dem christlich-orthodox geprägten Land gibt es viele Klöster, Kathedralen und Kirchen zu besichtigen. Im Bild: das Kloster Capriani aus dem 15. Jahrhundert. Foto: Joergsam. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons Quelle: Creative Commons
Platz 8: Ost-Timor78.000 Menschen kamen nach Ost-Timor (auch: Timor-Leste). Das Land im Südosten Asiens wird von traumhaften Inseln umgeben, von denen die meisten Menschen noch nie etwas gehört haben. Neben schönen Stränden bietet das Land auch Gelegenheit zu Wanderurlaub und Tauchgebiete. Die Korallenriffe gehören zu den artenreichsten der Welt. In unmittelbarer Nähe liegen die beliebten Touristenziele Bali und Australien. Bisher ist das Land vor allem bei Rucksacktouristen beliebt, da es relativ teuer ist und kaum Infrastruktur bietet. Quelle: AP
Platz 7: DominicaEbenfalls rund 78.000 Besucher fanden im vergangenen Jahr den Weg nach Dominica. Es handelt sich um einen karibischen Inselstaat zwischen den französischen Karibikinseln der Übersee-Départements Guadeloupe im Norden und Martinique im Süden. Wegen der üppigen Tier- und Pflanzenwelt heißt Dominica auch "die Naturinsel". Versuche, den Tourismus zu fördern, scheiterten bisher. Millionen flossen in den Ausbau eines Flughafens, der aber bislang keine internationale Zulassung hat und nur kleine Maschinen von umliegenden Inseln dort landen können.Foto: Hans Hillewaert - Eigenes Werk. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons Quelle: Creative Commons
Platz 6: St. Vincent und die Grenadinen2013 kamen 72.000 Touristen hierher. St. Vincent und die Grenadinen ist ein unabhängiger Inselstaat in der westindischen Karibik. In der Nähe liegen beliebte Inseln wie Barbados und Grenada.Foto: Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons Quelle: Creative Commons
Platz 5: AnguillaAuch diese Karibik-Insel ist touristisch noch kaum erschlossen. 69.000 Besucher kamen im vergangenen Jahr. Die Insel aus Korallen und Kalkstein ist nur 96 Quadratkilometer groß. Die Insel hat zwei Häfen und einen Flughafen. Die Hoffnungen der Wirtschaft ruhen hauptsächlich auf dem Luxus-Tourismus.Foto: Seebeer. Lizenziert unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 über Wikimedia Commons Quelle: Creative Commons
Platz 4: Liechtenstein Klein und übersichtlich: Das 160 Quadratkilometer große Liechtenstein liegt eingepfercht zwischen der Schweiz und Österreich. Flächenmäßig handelt es sich um den sechstkleinsten Staat der Welt. Das malerische Alpenland war vor allem als Steueroase bekannt, bis 2013 ein internationales Abkommen zur Verhinderung von Steuerflucht unterzeichnet wurde. 60.000 Menschen besuchten 2013 Liechtenstein. Quelle: Blumenbüro Holland/dpa/gms

Beim Düsseldorfer Reiseveranstalter Alltours legt Griechenland sogar im dritten Jahr in Folge zu. Im vergangenen Sommer steigerte das Unternehmen die Gästezahl um 17 Prozent, auf Rhodos und Kreta sogar um 50 Prozent.

In der laufenden Saison erwartet Alltours-Chef Willi Verhuven nochmals Buchungszuwächse von rund 20 Prozent, sowohl auf dem Festland als auch auf den griechischen Inseln. Seit der Wahl ist der tägliche Buchungseingang sogar noch gestiegen, Verhuven hat die Zahl seiner Vertragshotels darum auf mehr als 320 Häuser aufgestockt, gut zehn Prozent mehr als im Vorjahr.

Grexit wäre den Reiseunternehmen egal

Selbst ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro sehen die großen deutschen Reiseveranstalter gelassen. "Die Verträge mit Hoteliers und Partnern sind verbindlich in Euro geschlossen", sagt Thomas Cook. Sollte Griechenland sich nicht mit den übrigen Euro-Ländern auf eine Lösung des Schuldenproblems einigen können, aus dem Euro ausscheiden und die Drachme wieder einführen, würde sich an den Euro-Reisepreisen nichts ändern - zumindest nicht kurzfristig in der laufenden Saison.

Dennoch könnten Urlauber womöglich von einem Euro-Grexit profitieren, weil die in Drachmen zu zahlenden Nebenkosten vor Ort - etwa für Restaurants, Ausflüge oder Souvenirs wegen der vermuteten Abwertung der griechischen Währung gegenüber dem Euro tendenziell sinken. Das würde auch solchen Touristen nützen, die ihr Hotel auf eigene Faust und nicht im Rahmen eines Pauschalangebots buchen.

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