Immobilienkrise Der nächste Immobilienentwickler kippt

Baukräne vor dunklen Wolken. Quelle: dpa

Mit der Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt startet der nächste Projektentwickler eine Insolvenz in Eigenverwaltung. Und dabei wird es nicht bleiben, denn die Immobilienkrise droht nun auch die Bauindustrie zu erfassen.

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Interboden, Centrum, Gerch, Project Immobilien, Euroboden – die Liste der Entwickler von Immobilienprojekten, die in den vergangenen Monaten Insolvenz angemeldet haben, ist lang. Und sie wird noch länger: Mit der Schoofs Immobilien GmbH Frankfurt geht nun ein weiteres Immobilienunternehmen in die Insolvenz. Der Projektentwickler, der als Spezialist für Handels- und Wohnimmobilien gilt, will sich in einem Eigenverwaltungsverfahren neu aufstellen. 

Nach Informationen der WirtschaftsWoche steuert der Jurist Jan Roth, Partner der Kanzlei Wellensiek, in dem Verfahren als Generalbevollmächtigter die operative Sanierung. Andreas Kleinschmidt, Partner der Wirtschaftskanzlei White & Case, wurde vom Amtsgericht Offenbach als vorläufiger Sachwalter eingesetzt. Er soll dafür sorgen, dass die Rechte und Interessen der Gläubiger in dem Verfahren gewahrt bleiben. 

Das Unternehmen gehört zu den mittelständischen Immobilien-Projektentwicklern in Deutschland und ist vor allem in Hessen sowie in den angrenzenden Regionen Rheinland-Pfalz, Saarland, Baden-Württemberg und Bayern aktiv. Die in Köln und Kevelaer ansässige Schoofs Immobilien GmbH ist dagegen nicht von der Insolvenz betroffen. 

Nach Brancheninformationen werden vom Frankfurter Schoofs-Management bereits Gespräche mit potenziellen Investoren geführt. Die Mitarbeiter dürften in den kommenden Monaten zunächst Insolvenzgeld erhalten. Verantwortlich für die Krise dürfte vor allem die durch die Zinsentwicklung ausgelöste Marktentwicklung sein, die der gesamten Branche zu schaffen macht. 

Wann trifft es die Bauindustrie? 

So mussten nach einer Analyse der Unternehmensberatung Falkensteg im vergangenen Jahr insgesamt 27 Großunternehmen der Immobilienzunft Insolvenzantrag stellen, darunter allein elf Bauträger und Immobilienentwickler. Über alle Umsatzklassen hinweg stiegen die Insolvenzen von Immobilienunternehmen sogar von 848 auf 1.164 Fälle. Das entspricht einer Zunahme um fast ein Drittel.

„Mit dem extremen Anstieg der Insolvenzen bei den Bauträgern und Projektentwicklern ist erst die erste Stufe in der Immobilienbranche erreicht“, erwartet Christian Alpers, Leiter Geschäftsbereich Real Estate bei Falkensteg. Die Bauunternehmen und nachgelagerten Gewerke seien 2023 noch verschont geblieben. „Das ist ein Problem, das bald auf uns zukommen wird“, so Alpers. 

Schon jetzt müssten die baunahen Gewerke Umsatzrückgänge von rund 30 Prozent kompensieren. „Wir haben eine toxische Mischung aus Inflation, Kaufzurückhaltung und einem rückläufigen Immobilienmarkt“, sagt Alpers, der in diesem Bereich 2024 einen zweistelligen Zuwachs an Insolvenzen erwartet.

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Ein Indikator: die geringe Zahl der Bauanträge. „Die Bauunternehmen wird der Rückgang noch hart treffen, denn sie werden ihr Personal nicht mehr auslasten und ihre Strukturkosten zeitnah anpassen können, um profitabel zu arbeiten“, so Alpers. Zumal viele Unternehmen ihr Personal und ihre Lagerbestände in den vergangenen Jahren noch aufgestockt hatten. „Das war eine Reaktion aufgrund der Lieferengpässe in der Pandemie“, so Alpers. Zudem war es so möglich, mehr Wertschöpfung ins Unternehmen zu holen, um die Umsätze zu erhöhen. „Damals war es eine richtige Entscheidung, doch nun fällt der Aufbau den Unternehmen auf die Füße.“

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