Locomore-Pleite Wie die Locomore-Pleite der Deutschen Bahn schaden könnte

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Neue Debatte zur Trennung von Netz und Betrieb?

Die Insolvenz von Locomore zeigt außerdem, warum den Wettbewerbern auf der Schiene das Leben so schwer gemacht wird. Die Infrastrukturkosten fressen einen Großteil der Einnahmen auf. Locomore musste mehr als jeden vierten Euro an DB Netz abdrücken. Die Tochter der Deutschen Bahn betreibt das Schienennetz und verlangt für jeden gefahrenen Trassenkilometer eine Schienen-Maut. Damit sollen die Ausgaben für Sanierung und Pflege der Weichen und Gleise bezahlt werden. Die Trassengebühren summieren sich für alle Verkehrssparten (Güterbahn, Nah- und Fernverkehr) auf rund fünf Milliarden Euro pro Jahr.

So wird der ÖPNV finanziert

Experten fordern seit Jahren, dass die Belastungen für die Eisenbahnen zu hoch sind. Sie wünschen sich eine Halbierung der Trassenpreise. Für die Bahn wäre das zunächst eine neutrale Angelegenheit. Denn auf der einen Seite würde die Tochter DB Netz auf Einnahmen verzichten müssten. Möglicherweise bekäme sie aber einen Teil der Mindereinnahmen vom Bund zurück bezahlt. Außerdem würden die Transportsparten profitieren, die natürlich ebenfalls Trassenentgelte an die Schwestergesellschaft DB Netz überweisen.

Die Politik könnte sich nun aber genötigt sehen, künftig den Druck auf den Staatskonzern zu erhöhen, mehr für den Wettbewerb auf der Schiene im Fernverkehr zu tun. Denn es sind nicht nur die Kosten, die den Wettbewerb belasten, sondern auch die Form an sich.

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Wer auf der Schiene fahren möchte, braucht Züge. Doch die sind nicht so einfach zu bekommen. Banken geben erst dann Geld für eine Finanzierung, wenn sie wissen, dass der Zug irgendwann auch tatsächlich fahren wird. Doch Wettbewerber klagen seit Jahren, dass es viel zu schwierig sei, im Vorfeld des Marktstarts eine Trasse zu sichern. Für Neueinsteiger in den Markt, vor allem kleinere wie Locomore, die sich über Crowdfunding Geld besorgt haben, ist der Prozess viel zu rigide.

Kleinere Parteien wie die Grünen und die FDP fordern daher seit Langem eine schärfere Trennung von Netz und Betrieb. Das Schienennetz müsste als staatliches Unternehmen organisiert werden, das sich zum Ziel setzt, möglichst viele Züge auf den Gleisen fahren zu lassen. Das Management könnte dafür belohnt werden, wenn es ihm gelingt, den Verkehr auf dem Schienennetz wachsen zu lassen. Doch eine Trennung des Konzerns ist das letzte, was sich die Deutsche Bahn wünscht. Vielleicht ist die Pleite von Locomore ja nun aber doch der Aufhänger für eine neue Debatte.

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