Locomore-Pleite Wie die Locomore-Pleite der Deutschen Bahn schaden könnte

Der private Bahnanbieter Locomore hat kein Geld mehr. Die Insolvenz des Angreifers auf der Schiene festigt das Monopol der Deutschen Bahn. Doch genau das dürfte Kritiker auf den Plan rufen, die den Staatskonzern trennen wollen.

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Die Insolvenz des Bahnanbieters Locomore festigt das Monopol der Deutschen Bahn. Quelle: dpa

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Gestern stellte der private Bahnbetreiber Locomore beim Amtsgericht in Berlin-Charlottenburg einen Insolvenzantrag. Doch heute verkündete das Unternehmen bereits, dass es bald wieder weiter gehen könnte. Der Betrieb der Züge sei bis nächsten Montag zunächst nur „vorläufig unterbrochen“, schreibt Locomore in einer Pressemitteilung. Das Unternehmen hoffe, dass der Betrieb bald wieder aufgenommen werden könne, und „entschuldigt sich bei allen betroffenen Fahrgästen von ganzem Herzen.“

Dennoch sieht es nicht gut aus um den privaten Bahnbetreiber, der das Monopol der Deutschen Bahn auf der Fernstrecke von Stuttgart nach Berlin knacken wollte. Seit knapp einem halben Jahr sind die orangenen Züge auf dem Schienennetz in Deutschland unterwegs. Doch nun ging das Geld aus.

Dabei sah es in den vergangenen Monaten eigentlich gar nicht mehr so schlecht aus. Nach Informationen der WirtschaftsWoche hatten sich Umsätze kontinuierlich verbessert. Zuletzt erzielte das Unternehmen einen monatlichen Umsatz von rund 800.000 Euro. Damit seien die Betriebskosten bereits zu 90 Prozent gedeckt gewesen, heißt es aus Branchenkreisen. Doch die Reserven reichten nicht, die Kostenlücke zu decken, zumal in den ersten Monaten der Unternehmung noch höhere Anlaufverluste entstanden sind. Der Kostenblock war erdrückend.

Auf dem ersten Blick kann sich Deutsche Bahn also freuen. Wieder einmal hat sie es geschafft, sich einen ungemütlichen Wettbewerber vom Leib zu halten. Locomore war der dritte Angriffsversuch auf die Intercity- und ICE der Deutschen Bahn. Bislang fährt noch der Hamburg-Köln-Express (HKX) zwischen den beiden Städten Hamburg und Köln. Doch auch dieser Fahrplan wurde vom HKX-Management inzwischen stark ausgedünnt. Den Interconnex zwischen Berlin und Leipzig gibt es schon gar nicht mehr.

Die Locomore-Pleite ist eine schlechte Nachricht für die Deutsche Bahn

Außerdem droht selbst von den Fernbussen keine vernichtende Gefahr mehr: Seitdem die meisten Wettbewerber in Flixbus aufgegangen sind oder aufgekauft wurden, haben sich die Ticketpreise stabilisiert.

Doch auf den zweiten Blick ist die Insolvenz von Locomore auch eine schlechte Nachricht für die Deutsche Bahn. Während der Konzern beim Gütertransport und im Regionalverkehr auf der Schiene jedes Jahr Marktanteile verliert und man durchaus von einem funktionierenden Wettbewerb sprechen kann, ist das im Fernverkehr nicht der Fall. Dort ist der Marktanteil der Deutschen Bahn bei 99 Prozent fest zementiert.

Der Deutschen Bahn fällt nun ein Argument weg, dass der Wettbewerb im Fernverkehr angeblich funktioniert. Denn in ihren jährlichen Wettbewerbsberichten verwies die Deutsche Bahn gerne auf die kleinen Konkurrenten wie HKX und Locomore als leuchtende Beispiele des Wettbewerbs. Doch nun fällt mit der Pleite von Locomore ein Argument weg. Bleibt noch HKX, doch selbst das Unternehmen mit Sitz in Köln ist kein echter Fernverkehrszug mehr, sondern verkauft Tickets inzwischen als Nahverkehrstarife.

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