Lufthansa Technik Jemand muss die dummen Fragen stellen

Seite 3/3

Fachfremdes Feedback soll Probleme vermeiden

Das machte Schluss mit einem klassischen Problem aller kreativen Techniker: Teamgeist ohne Kommunikation. „Sie präsentieren ihre Projekte am liebsten erst dann, wenn sie für alles eine Antwort haben und durch eine Lösung zum Helden werden“, so Muirhead. Dank der offenen Arbeitsplätze tauschen die Techniker jetzt regelmäßig noch unfertige Ideen aus.

Zu den Teams gehören neben Flugspezialisten bewusst Fachleute anderer Zweige wie Meeresbiologen. „Damit stellen wir sicher, dass jemand die scheinbar dummen Fragen stellt“, so Muirhead. Nur das bringe das Team am Ende weiter, weil so die vermeintlich unverrückbaren Wahrheiten hinterfragt werden.

Das frühe und fachfremde Feedback sorgt dafür, dass gute Ideen schneller fertig werden und weniger gute möglichst früh sterben. Zum Konzept gehört auch die Idee, dass Scheitern keine Schande ist, sondern oft mehr bringt als Erfolg.

Die sechs größten Baustellen der Lufthansa

Zuvor galt auch im Lufthansa-Konzern, dass Gescheiterte kein neues Geld bekommen, gemäß dem Grundsatz „ein deutscher Ingenieur muss perfekt sein. „In den USA gilt: Geld bekommt nur, wer schon mal gescheitert ist. Das zeigt: Der Mensch traut sich was und lernt aus seinen Fehlern“, sagt Muirhead.

Lernen, Fehler zu machen

Der pragmatische Umgang mit Fehlern fiel gerade den Lufthanseaten schwer. Denn ein Fehler bedeutet im Fluggeschäft meist einen Absturz. Bis heute werden viele notwendige, aber unliebsame Änderungen mit dem Verweis auf die Sicherheit verhindert. Dem setzte Muirhead auf einen anderen Sicherheitsgedanken: „Fail safe“. Alles darf schief gehen, wenn am Ende ein anderes System das Schlimmste verhindert.

Wenn es auf der Bordtoilette nicht mehr müffelt
Ein Sitz zum Stehen  Quelle: PR
Luxus trotz Enge Quelle: PR
Es werde Licht Quelle: PR
Vernetzt über den Wolken Quelle: PR
Das müffelfreie Klo Quelle: PR
Abschied vom Grau Quelle: PR
Halt beim Schlafen Quelle: PR

Zu den neuesten Produkten der Lufthansa Technik gehört etwa ein Kindersitz, der den Dauerbelastungen an Bord standhält und in das Sitzpolster eingelassen werden kann. Oder Notfallbeleuchtungen, die beim Ausfall der Deckenlichter im Flugzeug den Weg zum Notausgang zeigen und bei eingeschaltetem Licht wie ein Teppich aussehen. Zudem baute die Gruppe den Transducer: Das Gerät macht mit seinen Schwingungen praktisch die ganze Kabinenwand zum Lautsprecher. Musik und auch Durchsagen sollen deutlich besser klingen.

Weitere Ideen werden längst ausgebrütet. Spohrs Plan, Innovation zum wichtigsten Zukunftsthema beim Konzernumbau zu machen, wird der Abteilung weiteren Auftrieb geben, glaubt Muirhead. Darum will er nicht nur wie bisher Hightech für Privatjets und Premiumairlines entwickeln. „Zu uns sollen künftig auch Billigflieger kommen“, sagt er. Zwar sei die Arbeit der Abteilung in Deutschland relativ teuer. „Doch unsere Produkte werden helfen, Geld zu sparen.“

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%