Zahlen Sie als Lauscherlounge dafür eine Lizenz an Sony oder an Europa?
Nein , das ist eher eine Fanveranstaltung und nicht etwas, was nun extremen Gewinn abwirft. Bei den Fans ist das sehr beliebt und Sony weiß das zu schätzen. Klar ist: Diese Veranstaltungen müssen sich selber tragen, niemand möchte draufzahlen. Aber es ist kein echtes eigenständiges Geschäftsmodell, dafür reicht das allein nicht aus. Wenn ich jetzt noch etwas an Sony abführen müsste, müsste ich die Eintrittspreise erhöhen und keiner der Beteiligten ist daran interessiert, dass es plötzlich in Fankreisen heißt, alles, was mit „drei ???“ zu tun hat, werde nun plötzlich teuer. Wir bemühen uns alle, den Fans zu signalisieren, dass solche Veranstaltungen wirklich für sie gedacht sind.
Kommen die Fans wegen den „drei ???“ oder wegen den drei Sprechern?
Es ist sicher eine Mischung aus beidem. Wir geben nun mal einer Sache, die eigentlich nur im Kopf der Zuhörer und Leser stattfindet, ein Gesicht und einen Ort. Aber ich glaube nicht, dass die Zuhörer sich unsere Gesichter vorstellen, wenn sie daheim ihre Kassette anhören. Justus sieht sicher nicht so aus wie ich, der hat wahrscheinlich so viele Gesichter wie Fans. Wir sind eher der Verbindungsbogen, das, was die Marke für sie greifbar macht. Es kommt noch etwas hinzu: Wir werden alle gemeinsam älter. Wir drei Sprecher machen das jetzt seit mehr als 30 Jahren, und die Menschen hören das ebenso lange. Das verbindet uns. Die Marke dagegen wird nicht wirklich älter – es bleibt ja ganz bewusst immer im ungefähren, wann die Geschichten spielen. „Die drei ???“ spielen in ihrem eigenen zeitlosen Kosmos.
Die Zuhörer klinken sich aus…
…genau, unsere Stimmen holen die Menschen raus aus ihrem Stress-Alltag. Die sagen sich abends: Im Job hatte ich Stress, die Beziehung ist womöglich gerade anstrengend, da haue ich mich heute mal früher ins Bett, wie früher als Kind, wo mir die Mami noch ein Glas Milch ans Bett gebracht hat, und dann bin ich dabei eingeschlummert. Deshalb sind die „drei ???“ auch so eine gewachsene und stabile Marke. Solange man die Fans nicht nervt oder mit 1.000 Dingen überfällt, bleibt das auch so.
Bei der Präsentation der 165. Hörspielfolge Ende November in Marburg kamen weit mehr als 400 Zuhörer – ist das normal bei Ihren Veranstaltungen? Sind da immer schon Hundertschaften angerückt?
Das war von Anfang an so: Angefangen haben wir 2004 in Hamburg, wo wir das Museumsfrachtschiff „Kap San Diego“ dafür gemietet hatten. Für den Anlass hatten wir extra 50 Sitzsäcke gekauft; die haben wir uns in Berlin aufs Auto geladen und sind damit nach Hamburg gefahren, weil die Leute beim Zuhören unheimlich gern auf dem Boden liegen oder dabei kuscheln. Und da passten damals schon so etwa 350 bis 400 Leute rein. In München oder auch in Bielefeld hatten wir mal 700 Leute. Und es wächst weiter – wir sehen zu, dass wir immer wieder auch in neue Städte gehen. Und wir machen auch Neues: Im Sommer hatten wir drei Rocky Beach Partys unabhängig von einer Neuveröffentlichung – das ist ein bisschen wie Kindergeburtstag: Wir verlosen CDs und T-Shirts, ich mache eine Mitmachthörspiel und wir machen ein „drei ???“-Rätsel. Damit waren wir beispielsweise in einem Strandbad am Essener Baldeneysee – da kamen 1000 Leute, die da bei strömendem Regen im Matsch saßen. Es war kalt und ungemütlich – und die waren trotzdem da.