Werner knallhart

Die weihnachtliche Sitzplatz-Panik im ICE

Seite 2/2

Beispiel 3: "Haben Sie BahnComfort-Status?" - "Jaja."

Der BahnComfort-Status ist in Stoßzeiten die Lizenz zum Töten in Gedanken. Denn ob jemand diesen Vielfahrer-Status hat oder nicht, das sieht man dem Fahrgast nicht an. Das steht nur auf der BahnCard. Und so setzen sich (zu Recht) Fahrgäste ohne diesen Status auf die für BahnComfort-Vielfahrer reservierte Plätze. Wieso auch nicht, wenn keiner mit BahnComfort kommt und da sitzen will? ABER! Hinterhältige Lügner behaupten auf Nachfrage von ehrenwerten Vielfahrern "Haben Sie BahnComfort?" oftmals abgebrüht, dreist, verschlagen und wahrheitswidrig "jaja".

Die größten Pannen der Deutschen Bahn
Juli 2015Wegen der großen Hitze sind die Luftkühlungen mehrerer IC-Züge ausgefallen. Anders als im Sommer 2010 reagierte die Bahn diesmal schnell: Sie stellte für die besonders betroffene Linie Berlin-Amsterdam zwei Ersatzzüge bereit. Sie sollen eingesetzt werden, wenn die Luftkühlung in anderen IC auf der Strecke versagt, wie ein Sprecher mitteilte. Außerdem wurden in Osnabrück mehrere Busse stationiert. Dort mussten insgesamt mehrere Hundert Fahrgäste in nachfolgende Züge umsteigen, weil in ihren Zügen die Klimaanlage ausgefallen war. Es habe aber kein Fahrgast gesundheitliche Probleme bekommen, so der Sprecher. Bei etwa einem Dutzend älterer Intercitys auf der Linie Berlin-Amsterdam hatten die Klimaanlagen ihre Arbeit eingestellt. Quelle: dpa
Oktober 2014Ein Warnhinweis sorgt für Lacher, Spott und eine Entschuldigung der Deutschen Bahn: „Cannstatter Wasen: Es ist mit Verspätungen, überfüllten Zügen und verhaltensgestörten Personen zu rechnen“ ist am Samstag auf den Anzeigetafeln an mehreren Bahnhöfen in der Region Stuttgart zu lesen gewesen, wo das Volksfest an seinem letzten Wochenende in diesem Jahr wieder Tausende Besucher anlockte. „Wir entschuldigen uns dafür“, sagte eine Bahn-Sprecherin am Sonntag und bestätigte Online-Berichte der „Stuttgarter Nachrichten“ und der „Stuttgarter Zeitung“. Ein Mitarbeiter habe den Text entgegen aller Vorgaben verfasst. Er werde Anfang der Woche zum Rapport bestellt. Dann solle auch der gesamte Vorgang aufgeklärt werden. Quelle: dpa
August 2013Ein ungewöhnlich hoher Krankenstand in der Urlaubszeit sorgte im August 2013 für ein Fahrplanchaos am Mainzer Hauptbahnhof - und für massiven Ärger bei den Fahrgästen. Die Deutsche Bahn hat für das Chaos am Mainzer Hauptbahnhof wegen massiver Personalprobleme auf Facebook um Entschuldigung gebeten. „Für die derzeitigen Einschränkungen möchte ich mich entschuldigen“, antwortete ein Mitarbeiter in dem Sozialen Netzwerk auf Beschwerden einer Nutzerin. Die Situation sei „wahrlich nicht schön“. Quelle: dpa
August 2013Um dem Problem der häufig verstopften und verdreckten Zugtoiletten Herr zu werden, setzt die Bahn ab sofort neue Reinigungskräfte, sogenannte Unterwegsreiniger, in ICE-Zügen ein. Die Reinigungskolonne, die auf der Fahrt die Toiletten putzt, wird um 50 Beschäftigte auf 250 aufgestockt, wie der Vorstandsvorsitzende DB Fernverkehr, Berthold Huber, ankündigte. Die Mitarbeiter sollen zugleich stärker entsprechend der Zugauslastung eingesetzt werden. Damit würden die Toiletten in besonders gefragten Bahnen mindestens zweimal und damit doppelt so oft auf der Fahrt gereinigt wie bisher. Der Fahrgastverband Pro Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) lobten die Initiative, wiesen aber zugleich auf andere Probleme hin. „Neben den kaputten oder dreckigen Toiletten gibt es tagtägliche Kundenbeschwerden vor allem über die Klimaanlagen und Verspätungen“, sagte Pro-Bahn-Bundessprecher Gerd Aschoff. Und das sind nicht die einzigen Pannen der Deutschen Bahn... Quelle: dpa
November 2011Nach der persönlichen Anmeldung im neuen elektronischen Ticketsystem „Touch & Travel“ waren für nachfolgende Nutzer die Kundendaten sichtbar. Quelle: dpa
Juli 2010Am einem Wochenende fallen in mehreren ICE-Zügen die Klimaanlagen aus. Fahrgäste kollabierten, Schüler mussten dehydriert ins Krankenhaus eingeliefert werden. Im Zuge der Panne wurde bekannt, dass die Klimaanlagen der Bahn nur bis 32 Grad funktionieren. Damals fielen in Dutzenden Zügen die Klimaanlagen aus. Quelle: dpa
April 2010 - ICE verliert TürBei voller Fahrt verliert ein ICE auf dem Weg von Amsterdam nach Basel eine Tür. Das Stahlteil schlägt in einen entgegenkommenden ICE ein. Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Frankfurt und Köln werden sechs Menschen leicht verletzt. Ursache für den Unfall ist eine lose Stellmutter an der Verriegelung. Foto: dpa

Und weil der echte Vielfahrer ja nicht die BahnCard aus Beweis heraus verlangen kann, muss er jede noch so unverhohlene Lüge hinnehmen - selbst von frech grinsenden 15-jährigen Rackern auf ihrer ersten Reise allein.

Oder man muss wie ein idiotischer Spitzel hinter dem Schaffner herlaufen und die Bahncards über dessen Schulter mit kontrollieren.

Anders geht es kaum. Denn Schaffner weigern sich in überfüllten Zügen nicht selten, extra auf Nachfrage den Status diverser Fahrgäste zu kontrollieren. "Keine Zeit."

Ausgebuffte Vielfahrer mit BahnComfort haben sich deshalb mittlerweile eine Menschenkenntnis antrainiert wie Bundespolizisten bei der stichprobenhaften Ausweiskontrolle. Sie achten an Weihnachten verbissen auf Reisende, die eine fremde Sprache sprechen, auf Menschen, die unter Koffern mit Flugetiketten sitzen und auf Seniorengruppen mit Piccolöchen auf dem Tisch. Denn diese Leute sind mit großer Wahrscheinlichkeit Seltenfahrer, wollen nur unter den Weihnachtsbaum, sind also weniger hemmungslos und können die Auswirkungen einer Lüge auf die Frage "Haben Sie BahnComfort?" in der Eile nicht ausreichend abwägen. Für die kaltblütigen Vielfahrer sind das leichte Opfer: "Bahn what? I don't understand." Und weg.

Ach, ich weiß nicht. Vielleicht reserviere ich ja dieses Jahr. Und werfe was auf den riesigen Haufen mit den 120 Millionen Euro. Oder ich riskiere es und nehme mein Weihnachts-Notgepäck mit: Schwimmflügel und eine gute Flasche Rotwein mit Schraubverschluss. Wenn mir alle Sitzplätze entgleiten, dann puste ich die Schwimmflügel im Zug auf, setze mich im Bereich vor den Toiletten darauf, stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und dann prost. Alles besser als bei Glatteis im Autobahn-Stau an den Kasseler Bergen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%