Der BahnComfort-Status ist in Stoßzeiten die Lizenz zum Töten in Gedanken. Denn ob jemand diesen Vielfahrer-Status hat oder nicht, das sieht man dem Fahrgast nicht an. Das steht nur auf der BahnCard. Und so setzen sich (zu Recht) Fahrgäste ohne diesen Status auf die für BahnComfort-Vielfahrer reservierte Plätze. Wieso auch nicht, wenn keiner mit BahnComfort kommt und da sitzen will? ABER! Hinterhältige Lügner behaupten auf Nachfrage von ehrenwerten Vielfahrern "Haben Sie BahnComfort?" oftmals abgebrüht, dreist, verschlagen und wahrheitswidrig "jaja".
Und weil der echte Vielfahrer ja nicht die BahnCard aus Beweis heraus verlangen kann, muss er jede noch so unverhohlene Lüge hinnehmen - selbst von frech grinsenden 15-jährigen Rackern auf ihrer ersten Reise allein.
Oder man muss wie ein idiotischer Spitzel hinter dem Schaffner herlaufen und die Bahncards über dessen Schulter mit kontrollieren.
Anders geht es kaum. Denn Schaffner weigern sich in überfüllten Zügen nicht selten, extra auf Nachfrage den Status diverser Fahrgäste zu kontrollieren. "Keine Zeit."
Ausgebuffte Vielfahrer mit BahnComfort haben sich deshalb mittlerweile eine Menschenkenntnis antrainiert wie Bundespolizisten bei der stichprobenhaften Ausweiskontrolle. Sie achten an Weihnachten verbissen auf Reisende, die eine fremde Sprache sprechen, auf Menschen, die unter Koffern mit Flugetiketten sitzen und auf Seniorengruppen mit Piccolöchen auf dem Tisch. Denn diese Leute sind mit großer Wahrscheinlichkeit Seltenfahrer, wollen nur unter den Weihnachtsbaum, sind also weniger hemmungslos und können die Auswirkungen einer Lüge auf die Frage "Haben Sie BahnComfort?" in der Eile nicht ausreichend abwägen. Für die kaltblütigen Vielfahrer sind das leichte Opfer: "Bahn what? I don't understand." Und weg.
Ach, ich weiß nicht. Vielleicht reserviere ich ja dieses Jahr. Und werfe was auf den riesigen Haufen mit den 120 Millionen Euro. Oder ich riskiere es und nehme mein Weihnachts-Notgepäck mit: Schwimmflügel und eine gute Flasche Rotwein mit Schraubverschluss. Wenn mir alle Sitzplätze entgleiten, dann puste ich die Schwimmflügel im Zug auf, setze mich im Bereich vor den Toiletten darauf, stecke mir meine Kopfhörer in die Ohren und dann prost. Alles besser als bei Glatteis im Autobahn-Stau an den Kasseler Bergen.