Bykow fordert sogar, EnBW-Chef zu werden. Und dies ungeachtet dessen, dass bereits vor geraumer Zeit der frühere E.On-Manager Frank Mastiaux von den EnBW-Großaktionären Baden-Württemberg und den oberschwäbischen Kommunen als Nachfolger von Villis bestellt wurde. Amtsantritt: 1. Oktober. Bykow kümmert das nicht. „Ich stehe der EnBW in dieser schweren Zeit zur Verfügung, zusammen mit der Staatsanwaltschaft Mannheim, EnBW in Ordnung zu bringen.“
Die Strafverfolger haben in der Causa EnBW einiges gefunden. In Stuttgart ermittelt seit vergangener Woche die Staatsanwaltschaft gegen den früheren Landeschef Mappus (CDU) und Morgan-Stanley-Banker Notheis. Es geht um Untreue und Beihilfe beim Verkauf der Anteile des französischen Staatskonzerns EdF an das Land im Dezember 2010 für insgesamt 4,6 Milliarden Euro. Das seien 840 Millionen Euro zu viel gewesen, behauptet die heutige grün-rote Regierung unter Kretschmann. Das andere Fass gegen EnBW macht seit April die Staatsanwaltschaft Mannheim auf. Die Strafverfolger ermitteln parallel wegen undurchsichtiger Russland-Geschäfte des Energiekonzerns gegen sieben ehemalige und aktive Führungskräfte – auch wegen Untreue „zum Nachteil der EnBW“.
Aus Russland hat EnBW in der Vergangenheit Uran bezogen. Zur Einfädelung dieser Transaktionen arbeiteten die Schwaben mit Bykow zusammen. EnBW will 130 Millionen Euro wieder zurück haben von Bykow – weil er die im Gegenzug versprochenen Liefergeschäfte für Uran zum Betreiben der früher vier laufenden Atomkraftwerke von EnBW nicht erfüllt habe. Stimmt nicht, sagt Bykow. Er habe auch von EnBW-Managern den Auftrag gehabt, Gasgeschäfte im großen Stil in Russland anzubahnen. Dafür habe er das Geld quasi zur Landschaftspflege bekommen. Empfänger war die im Bykow-Brief erwähnte „Stiftung des Heiligen Nikolaus“, die das Geld angeblich zur Unterstützung von 84 Kirchen, 60 Schachschulen, einer Oper, eines Orchesters sowie Kindergärten weitergegeben habe. Das wäre in den Augen der Staatsanwälte Korruption.
Gegen den noch amtierenden EnBW-Vorstandschef Hans-Peter Villis wird nicht ermittelt. Ein Bericht der Konzernrevision aus dem Jahr 2004, der der WirtschaftsWoche vorliegt, kritisiert die damalige Struktur des Konzerns, die ein riesiges Informations- und Verantwortlichkeits-Chaos offenbare. In diese Zeit fielen die Hauptgeschäfte von EnBW mit Bykow.