Der Stromproduzent Steag will in Deutschland etwa die Hälfte seiner Kraftwerksblöcke vom Netz nehmen und bis zu 1000 Arbeitsplätze streichen. „In Deutschland werden wohl 800 bis 1000 Stellen wegfallen“, sagte Steag-Chef Joachim Rumstadt dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe). Nach den derzeitigen Planungen gehe er von einem Arbeitsplatzabbau in dieser Größenordnung aus, bestätigte der Manager auch der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Montagsausgabe).
Damit steht von bundesweit 3500 Stellen etwa jede Vierte auf der Kippe. Betriebsbedingte Kündigungen will der Vorstand laut „WAZ“ vermeiden.
„Wir werden wesentlich schneller als geplant Kraftwerke vom Netz nehmen müssen“, erläuterte Rumstadt im „Handelsblatt“. Steag hat dem Bericht zufolge in Deutschland acht Standorte mit zwölf Kraftwerksblöcken - davon liegen fünf Standorte im Ruhrgebiet und drei im Saarland. „Etwa die Hälfte dieser Blöcke werden wir wohl vom Netz nehmen.“
Deutschlands Energieriesen im Vergleich
Mit über 122 Milliarden Euro Umsatz und weltweiten Kapazitäten zur Stromerzeugung von 61 Gigawatt im Jahr 2013 ist Eon Deutschlands größter Energiekonzern. Doch den Düsseldorfern machen die Folgen der Energiewende zu schaffen. Das klassische Stromgeschäft wirft wegen des wachsenden Anteils von Sonnen- und Windenergie immer weniger Geld ab. Zudem häufte Eon durch seine Expansion einen Schuldenberg von 31 Milliarden Euro an. Ende 2013 hatte der Konzern 62.200 Mitarbeiter.
Die Gewinne des zweitgrößten deutschen Versorgers sind wegen des niedrigen Börsenstrompreises 2014 rapide geschrumpft. Das betriebliche Ergebnis sank auf 4 Milliarden Euro und lag 25 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Außenumsatz des Konzerns ging von 52,4 auf 48,5 Milliarden Euro zurück. Die Nettoverschuldung von RWE bewegte sich 2014 mit 31 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau. Ende 2014 beschäftigten die Essener weltweit knapp 59.800 Mitarbeiter.
Die Nummer drei der Branche will zum Treiber der Energiewende werden. Ende 2013 erzeugte EnBW knapp 20 Prozent seines Stroms aus erneuerbaren Energien wie Wind, Wasser, Sonne und Biomasse. Bis 2020 soll der Anteil 40 Prozent betragen. Die Karlsruher haben rund 20.000 Mitarbeiter und einen Umsatz von über 20 Milliarden Euro. Unrentable Kraftwerke und niedrige Strompreise sorgten unter dem Strich in den ersten neun Monaten 2014 für ein Minus von über 770 Millionen Euro.
Fallende Preise machten dem schwedischen Konzern 2014 zu schaffen. Der Umsatz sank auf 166 Milliarden Kronen (18 Milliarden Euro). Auch das bereinigte Betriebsergebnis von 2,6 Milliarden Euro fiel geringer aus - teils wegen Rücklagen für den deutschen Atomausstieg. 2015 will das Staatsunternehmen aus Stockholm mit 30.200 Mitarbeitern einen strikten Sparkurs fahren. In Deutschland erwägt Vattenfall einen Verkauf seiner Braunkohle-Sparte in Brandenburg und Sachsen.
Die Kapazität wird sich dadurch von aktuell 9000 Megawatt halbieren. Eigentlich habe der Essener Konzern die Anlagen altersbedingt langsam bis 2025 auslaufen lassen wollen. Jetzt müsse dies aber teilweise schneller als gedacht gemacht werden.
Steag leidet wie viele Betreiber von Kohle- und Gaskraftwerken unter der Energiewende und einem dramatisch gesunkenen Strompreis im Großhandel. Die Zukunft einer Reihe von Kraftwerken des Konzerns sei infrage gestellt. „Wir prüfen derzeit, welche Kraftwerksstandorte wir stilllegen, einmotten oder in einen Auslaufbetrieb bringen werden“, sagte Rumstadt der „WAZ“.
In NRW verfügt die Steag über Kraftwerke in Bergkamen, Duisburg-Walsum, Herne, Lünen und Voerde. Im Saarland hat die Steag zudem Standorte in Bexbach, Völklingen-Fenne und Weiher.
Nicht nur Beschäftigte bekommen die Probleme im Kraftwerksgeschäft zu spüren, sondern auch die Ruhrgebietsstädte Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Oberhausen und Dinslaken als Eigentümer der Steag: „Wir haben uns darauf eingestellt, dass wir in den nächsten Jahren keine Ausschüttung der Steag erhalten“, sagte Guntram Pehlke, Chef der Dortmunder Stadtwerke, der auch Steag-Aufsichtsratschef ist. Die Städte waren vor einigen Jahren bei der Steag eingestiegen. Pehlke verteidigte in der „WAZ“ erneut den Steag-Kauf. „Voraussichtlich ab 2020 erwarten wir wieder eine ordentliche Dividende“, sagte er.