Wie die WirtschaftsWoche aus Unternehmenskreisen am Freixenet-Sitz in Sant Sadurní d’Anoia bei Barcelona erfuhr, hat der Aufsichtsrat von Freixenet am vergangenen Montag ein konkretes Angebot der Oetker-Tochter Henkell (Henkell trocken, Söhnlein Brilliant) beraten und die Zustimmung zum Verkauf von insgesamt 58 Prozent der Unternehmensanteile an den deutschen Wettbewerber gegeben. Henkell erklärte auf Anfrage dazu, „während des laufenden Vorgangs“ stehe das Unternehmen „nicht für weiterführende Informationen zur Verfügung“.
Fakten zu Sekt & Co.
Riesig sind die Schwankungen nicht und eine Tendenz gibt es - im Gegensatz zum sinkenden Bierabsatz auch nicht. Dennoch ist 2014 das schwächste Jahr für den Verkauf von Schaumwein. 3.174.195 Hektoliter wurden verkauft, gut 56.000 Hektoliter weniger als im Vorjahr. Und gar 270.000 Hektoliter weniger als im Rekordjahr 2006 - durch Zufall dem Jahr der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland.
Welches Land könnte wohl den größten Durst haben auf Sekt aus Deutschland? Mit Abstand das meiste geht nach Österreich, dort wurden 2014 mehr 19 Millionen Euro für deutschen Schaumwein ausgegeben. Platz Zwei geht an Norwegen mit 7,6 Millionen Euro und Belgien 7,5 Millionen. Auf Platz vier schiebt sich keine Nation, sondern eine Branche: Die Schiffs- und Fluglinien kauften Schaumwein im Wert von 4,7 Millionen Euro.
Die Wiedervereinigung oder der Sieg der Fußballweltmeisterschaft unter Trainer Franz Beckenbauer scheint 1990 viele Menschen zum Anstoßen verleitet zu haben: In dem Jahr erreichte die Sektsteuer mit 490 Millionen Euro ihren absoluten Rekord. 2014 waren es nur noch 410 Millionen Euro.
Ein Auf und Ab ist es auch für die Champagnerhersteller in Deutschland. 2011 mehr als 14,2 Millionen Flaschen, 2014 nur noch 12,6 Millionen. Wenig zu lachen hatten die Franzosen 2009 nach der Lehmankrise als mit gerade mal 10,9 Millionen Flaschen der niedrigste Wert seit 2000 erreicht wurde.
Im Jahr 2013 erreichte Rotkäppchen einen Marktanteil von 35,9 Prozent. Danach kommt erstmal lange gar nichts. Auf Platz zwei mit 9,5 Prozent Freixenet und mit 5,9 Prozent schafft es Mumm auf den dritten Platz. Wenn man dann noch die 5,1 Prozent von MM Extra dazuzählt, dann erreicht das Unternehmen Rotkäppchen-Mumm mit den drei Marken Rotkäppchen, Mumm und MM Extra einen Markanteil von mehr als 50 Prozent.
Gerüchte über eine geplante Übernahme von Freixenet durch Henkell gibt es seit einigen Tagen. Dazu hatte die Henkell-Tochter bisher lediglich erklärt: „Zur Zeit befinden wir uns in Sondierungsgesprächen über eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Unternehmen.“
Die nun angebotenen 58 Prozent von Freixenet gehören dem Vize- und Finanzchef des Unternehmens Enrique Hevia Ferrer, dem Aufsichtsratsvorsitzenden José Luis Bonet sowie deren Familien. Allerdings liegen die beiden Stämme im Streit mit Freixenet-Chef Pedro Ferrer und dessen Familie.
Empfehlenswerte Sekte
Mehr kann ein Winzer kaum wollen: In den vergangenen zehn Jahren hat Volker Raumland mit einigen seiner gleichnamigen Sekten acht Mal den Preis "Bester Winzersekt Brut" im Weinguide Gault Millau Deutschland gewonnen. Seine Spitzenprodukte kosten weit mehr als 50 Euro, der diesjährige Siegerwein gar 160 Euro für die 1,5 Liter fassende Magnumflasche. Aber auch seine Cuvées Marie Luise und Katharina sind bereits für 15 Euro erhältlich.
So wie Reichsrat von Buhl hat kaum ein Weingut in so kurzer Zeit so erfolgreich an seinem Ruf als herausragender Sektproduzent gearbeitet. Es ist eines von drei Weingütern, die sich der 2013 verstorbene Unternehmer Achim Niederberger kaufte. 2002 erwarb er Bassermann-Jordan in Deidesheim, 2005 Reichsrat von Buhl und 2007 das Weingut Dr. Deinhard, das er in Weingut von Winning umbenennen ließ – mehr als 100 Jahre waren diese einst durch Erbteilung entstandenen Weingüter getrennt, heute sind sie trotz Eigenständigkeit wieder unter einem unternehmerischen Dach. Von Buhl hat erst Ende 2014 seinen ersten Riesling Sekt im neuen Stil auf den Markt gebracht, der unter Weinkritikern sofort Respekt erlangt hat und der im Gault Millau mit 91 Punkten zu den Top Ten unter den Sekten zählt - für unter 15 Euro. Im Keller verantwortet der Franzose Mathieu Kauffmann die Vinifizierung. Dass er ein Händchen für Schaumwein hat, ist kein Zufall: Bis zu seiner Einstellung in Deidesheim war er Kellermeister für das große französische Champagnerhaus Bollinger.
Das Weingut Ökonomierat Rebholz zählt in erster Linie wegen seiner Stillweine für den Gault Millau mit zu den besten Deutschlands. Aber auch die Sekte vom Winzer des Jahres (FAZ), Hansjörg Rebholz, bekommen hohe Punktzahlen: 2009 ergatterte Rebholz den Titel „Winzersekt Brut des Jahres“. Drei Sorten bietet Rebholz an: einen Rosé-Sekt aus Spätburgunder-Trauben, eine Cuvée aus Spätburgunder und Chardonnay und einen Riesling-Sekt.
Der 2014 verstorbene Winzer Bernahrd Huber aus dem badischen Malterdingen hat sich vor allem mit seinen Spätburgundern international einen Namen gemacht. Doch auch die Sekte erhalten in den Weinführern stets hohe Punktzahlen. Seine Frau Barbara und Sohn Julian führen den Betrieb heute weiter. 10.000 Flaschen Sekt produziert das Weingut. 25 Euro kostet der Blanc de Blancs Sekt Brut natur, dessen Name auf mit einem Goldstift auf die Flasche aufgetragen wird.
Das Sekthaus Solter im Rheingau befindet sich in Rüdesheim in einem Anwesen, in dem Komponist Johannes Brahms Urlaub machte. Nach dem Tod von Helmut Solter im Jahr 2013 führt nun mit seiner Frau Verena Solter, der Betriebsleiterin Bettina Appelshäuser, Kellermeisterin Sabrina Schach und Betty Enchelmaier-Tietz vier Frauen den Betrieb. Angeboten werden vom Riesling Sekt Brut für 12,50 Euro bis zur Cuvée "H" für 35 Euro fast ein Dutzend Sekte.
Das Schlossgut Diel an der Nahe wird heute von Caroline Diel zusammen mit ihrem Vater Armin geführt. Armin Diel ist Mitglied des Präsidiums im Verband der Prädikatsweingüter und einstmals zusammen mit Joel B. Payne Cheftester des Gault Millau. Nebenher fand er immer auch Zeit herausragende Weine zu produzieren. Und drei Sekte. 2011 war die Cuvée Mo aus dem Jahrgang 2004 "Bester Winzersekt Brut" im Gault Millau.
Diese halten mit 42 Prozent den größten Anteil an Freixenet, besitzen ein Vorkaufsrecht an den übrigen 58 Prozent und haben mit Banken Gespräche über eine Kredit zum Erwerb dieser Anteile begonnen.
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