Fressnapf-Gründer Torsten Toeller So tickt der stille Milliardär

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Vom Regaleinräumer zum McLaren-Fahrer

Durch Benkos Deal versilbert sich auch Toellers Einsatz. Jetzt will er ihn nach Informationen der WirtschaftsWoche vergolden. Toeller wird seine Aktien an der Signa Prime zurückgeben und stattdessen einen fünfprozentigen Anteil an der Signa-Holding, der Dachgesellschaft des Konzerns, erhalten. Die Höhe der Investition dürfte zwischen 80 und 90 Millionen Euro liegen. Es seien nur noch wenige Punkte in den Verträgen zu klären, bestätigen die beteiligten Parteien. Die Verträge sollen Ende August unterschrieben werden. „Ich wollte als Mitgesellschafter in die Holding, um damit zentral in allen Signa-Beteiligungen investiert zu sein“, begründet Toeller. „Die gesamte Gruppe ist sehr professionell aufgestellt. Viele der Manager dort kenne ich schon seit Jahren.“

Toeller wäre damit der erste Deutsche, der in Benkos Machtzentrale aufrückt. Neben Toeller und Benkos Familienstiftung, die 85 Prozent der Anteile hält, ist nur der Schweizer Benko-Intimus und ehemalige Lindt & Sprüngli-Chef Ernst Tanner an der Holding beteiligt.

In der Düsseldorfer Fashionette-Zentrale diskutiert Toeller mit Grafikern und Designern derweil Details des Internetauftritts. Problemlos schaltet Toeller von Multifit Erbsenflocken für Zwergkaninchen und Katzenklos auf Umhängetaschen von Michael Kors und Portemonnaies von Yves Saint Laurent. Er ist eben Händler.

Plötzlich klopft es an der Tür zum Konferenzraum. Eine Mitarbeiterin steckt den Kopf herein, „Torsten, die schleppen dein Auto ab“, und verschwindet wieder. Das ist echt Mist hier, keine Chance einen Parkplatz zu finden, meckert Toeller vor sich hin. Gleichzeitig schrillen die Gitarrenriffs von AC/DCs „Highway to hell“ – Toellers aktuellem Klingelton. „Ja, ich weiß“, sagt er. „Ich bin schon unterwegs.“ Weg ist er.

„Torsten hat Feuer im Hintern“, sagt ein befreundeter Unternehmer, „und ein Näschen für gute Geschäfte.“ Das kaufmännische Geschick hat Toeller vom Vater geerbt. Der leitete zwei Rewe-Märkte, zeigte dem Sohn, wie man Kunden und Mitarbeiter behandelt und Regale richtig einräumt. Er riet ihm auch nach dem Abitur zu einer Ausbildung als Einzelhandelskaufmann bei Allkauf in Grevenbroich.

Anschließend hängte Toeller ein Jahr an der Bundesfachschule des Lebensmittelhandels in Neuwied dran, schloss dort den Handelsfachwirt als Jahrgangsbester ab. Sein erster Job: Berater bei der Handels- und Einkaufskooperation Markant. Die schickte den seinerzeit 23-Jährigen 1989 für zweieinhalb Monate in die USA. Er sollte nach vielversprechenden, neuen Geschäftsmodellen suchen, die auch in Deutschland funktionieren könnten. In Arizona wurde Toeller fündig: Petsmart, einen Supermarkt für Tierbedarf mit großem Angebot und kleinen Preisen. Noch auf dem Rückflug skribbelte er ein Konzept für Deutschland, inklusive Name: Fressnapf. Doch sein Chef ließ ihn abblitzen. Der Markt für Tierbedarf sei zu klein, die Macht des Lebensmittelhandels, der damals 70 Prozent des Umsatzes in dem Bereich machte, viel zu groß.

Toellers Reaktion: Er kündigte. Mit 150.000 Mark von der Bank und 50.000 Mark von den Eltern machte er sich selbstständig und eröffnete 1990 den ersten Fressnapf in Erkelenz bei Mönchengladbach. Nach sechs Monaten war das Geld aufgebraucht. Das Sortiment war zu klein, die Preise waren zu hoch. Der Jungunternehmer verkaufte seinen 3er-BMW, investierte sein letztes Geld in den Laden und korrigierte den Kurs. „Ab da ging es ab“, sagt Toeller. Fünf Jahre später eröffnete er die 50. Filiale, ein Jahr darauf die 100. Seitdem lebt Toeller auf der Überholspur, getreu seinem Motto: „Das Gaspedal ist vorne rechts.“

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