Vor zwei Jahren schleppten die drei Geschwister Andra und Ferdinand Gallhöfer (28) und Isabelle Stremme (32) ihre Blusen zum ersten Mal mit einem kleinen Handwagen auf das Messegelände der Modemesse für Streetwear „Bread and Butter“ in Berlin, bauten ihren Stand mit Ikea-Regalen auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof auf und strichen ihren Zwei-Quadratmeter-Stand selbst. Um sie herum zimmerten professionelle Handwerker für große Labels wie G-Star die Stände und beschmunzelten die drei Amateurhandwerker. Doch die Farbe hielt, die Regale auch, der kleine Stand war nicht zu übersehen. Die Aufmerksamkeit der Einkäufer war den drei Start-up-Gründern für ihr neues Blusenlabel „byMi“ gewiss.
Ab heute eröffnen die drei zum dritten Mal ihren Stand während der Berliner Fashion Week, allerdings nicht mehr auf der „Bread and Butter“, sondern auf der kleineren Messe „Show&Order“, die im ehemaligen Kraftwerk im Stadtteil Kreuzberg Mode aus dem Premium-Segment auch vieler kleiner Designer anbietet. „Die Bread and Butter war uns zu Street-Fashion-lastig. Die Show & Order ist unserer Meinung nach viel hochwertiger aufgestellt, wie eine Boutique-Messe, außerdem ist sie eine reine Ordermesse und hat nicht nur einen Event-Charakter“, erklärt Andra Gallhöfer.
Auf der „Show and Order“ haben sich die drei Geschwister, die vor drei Jahren ihr Blusenlabel gründeten, fast schon etabliert.
Die älteste von ihnen, Isabelle Stremme, hat nach ihrem BWL-Studium in Oestrich-Winkel bereits sieben Jahre Erfahrung als Einkäuferin bei P&C und Golfhouse gesammelt. „Viele Kunden haben lange Blusen vermisst, die nicht aus der Hose rutschen. Außerdem sollte sie viele Knöpfe haben, damit die Bluse nicht zu viel preisgibt und vor allem sollten die Knöpfe halten“, sagt Stremme.
Also machten sich die drei ans Werk. Stremme und ihre kleine Schwester Andra Gallhöfer entwarfen den Schnitt, entwickelten Testversionen und suchten sich einen Produzenten, den Stremme durch ihre Kontakte im Einkauf kannte. Besonders wichtig war den dreien, dass nicht „Made in Bangladesch“, als Herkunftsland in der Bluse steht, sondern „Made in Europe“.
Die Millionengrenze knacken
Die drei fanden einen Produzenten, der auch für andere hochwertige deutsche Blusenlabels in Bulgarien am Schwarzen Meer produziert. Stoffe, die in Europa gewebt werden, kaufen die Geschwister selbst auf Stoffmessen in München ein.
Die speziellen Passformen und die gute Verarbeitung der klassischen Blusen zu Preisen ab 139 Euro überzeugten die Einkäufer. Mehr als 100 Läden, darunter das exklusive Münsteraner Modehaus Schnitzler am Prinzipalmarkt, Ludwig Beck in München, Franz Sauer in Köln oder das Mäntelhaus Kaiser in Hannover verkaufen die Blusen des jungen Unternehmens.
550.000 Euro Umsatz machten die drei im vergangenen Jahr. In diesem Jahr wollen sie die Millionengrenze knacken. „Profitabel waren wir schon nach dem ersten Jahr“, sagt Ferdinand Gallhöfer. Ihre erste Kollektion finanzierten sie aus privaten Mitteln und mit einem Gründerzuschuss. Inzwischen finanzieren sie die Produktion durch die Vor-Order der Händler.
Neben Deutschland sind sie in sechs Ländern auf dem Markt. „Wir überlegen demnächst selber an Produzenten heranzutreten. Für eine eigene Produktion sind wir allerdings zu klein“, sagt Gallhöfer.
Für das kommende Jahr wollen sie sechs neue Mitarbeiter einstellen. Außerdem denken die Gründer darüber nach, einen Investor an Bord zu holen, der Erfahrungen und gute Kontakte in die Modebranche hat.
Während viele Startups ihr Geschäft übers Internet starten, wählten die byMi-Gründer den anderen Weg. Sie verkaufen erst rund 15 Prozent ihrer Blusen über ihren eigenen Online-Shop. Langfristig sollen es 50 Prozent werden, um die hohen Handelsmargen zu umgehen. Allerdings müssen die drei dann stärker in Vorleistung gehen, weil der Absatz nicht mehr gleichermaßen planbar ist wie im Geschäft mit den stationären Händlern.