Auch wenn Bonbons und Lutscher überall von Kinderaugen entdeckt werden können, ginge es nicht darum, sie komplett aus den Supermärkten zu verbannen. „Wir wollen lediglich, dass Kinder keine zusätzlichen Anreize haben, sich ungesund zu ernähren.“ Wenn Produkte schon gezielt für Kinder vermarktet werden, so Kuizinga, dann sollten dies auch ausgewogene Produkte sein.
Daher stellt er sich nicht nur gegen die Quengelkasse, sondern auch gegen kindgerechte Verpackungen oder Sportsponsoring. So veranstaltet Nutella beispielsweise den „Sports Finder Day“ an deutschen Schulen. Damit lenke Mutterkonzern Ferrero jedoch lediglich von seiner eigentlichen Verantwortung ab: „Es ist nicht die Aufgabe von Ferrero, die Bewegung von Kindern zu fördern. Es ist die Aufgabe von Ferrero, seine Produkte verantwortungsvoll zu vermarkten. Und das schließt Kindermarketing von Junkfood aus.“
Dem Unternehmen und anderen Süßwarenhersteller könnte es treffen, wenn Lidl sich am Ende in Deutschland tatsächlich entschließt, die Kasse süßwarenfrei zu machen. Der Lebensmittelzeitung zufolge erwirtschaften die vier großen Konzerne Ferrero, Mars, Wrigley und CFP Brands 500 Millionen Euro Umsatz im Kassenbereich. Dazu zitiert sie die Befürchtungen eines ungenannten Süßwarenproduzenten: „Wenn Platzhirsche wie Lidl in diese Richtung denken, könnten das auch andere erwägen.“
Immerhin verbuchte Lidl in Großbritannien seit der Umstellung bereits steigende Umsätze im Kassenbereich. Und ein Wettbewerber hat bereits nachgezogen: Die Supermarktkette Tesco will bis Ende des Jahres die Quengelware aus all seinen Kassenregalen räumen. Den Vorteil beschreibt Oliver Kuizinga von Foodwatch so: „In Großbritannien hat sich Lidl ein Alleinstellungsmerkmal als familienfreundlicher Discounter erarbeitet, den Kunden gezielt besuchen.“ Ob diese Entwicklung ach in Deutschland eintritt, ist noch offen.