Das dort erprobte Konzept soll nun in München und in diesem Jahr fünf weiteren deutschen Städten beziehungsweise den dortigen Kaufhof-Standorten zu Erfolgen führen. Sollte das klappen, könnten in Zukunft auch eigene Filialen dazukommen. Laut einer inzwischen aus dem Netz genommen Stellenausschreibung sucht Sephora Personal für Standorte in Köln, Stuttgart, Mainz, Hannover, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Oberhausen, Aachen, Wiesbaden, Bonn, Berlin, Hamburg und Heidelberg. Einen eigenen Onlineshop wird es aus technischen Gründen jedoch erst 2018 geben, bis dahin nutzt Sephora das Shop-in-Shop-Konzept auch digital: Die Produkte kann man auf der Webseite von Galeria Kaufhof kaufen.
Dabei gewinnt der Onlinehandel mit Kosmetik immer mehr an Bedeutung. Besonders Branchenprimus Douglas macht kräftig Umsatz mit seinem Internet-Auftritt. Der verspätete Einstieg macht Borchert jedoch wenig Sorgen: „Ich glaube, dass das Online-Wachstum so groß ist, dass wir mit unserem Angebot hervorragend wachsen können.“
Auch sonst zeigt sich Borchert, der einst selbst für Douglas gearbeitet hat, kaum durch die Konkurrenz besorgt. Durch den starken Fokus auf das Erlebnis beim Einkauf und den Service kreiere das Unternehmen in gewisser Weise seinen eigenen Markt. Diesen Eindruck teilt auch Joachim Stumpf, Geschäftsführer der Handelsberatung BBE: „Sephora ist selbst eine starke Marke und kann dank der hohen Produktspezialisierung und Eigenmarken im deutschen Kosmetik-Markt eine gewichtige Rolle spielen.“
Was das heißt, lässt sich auch in Barcelona beobachten. In der Mitte des Ladens findet sich eine „Beauty Hub“ getaufte Tafel, an der sich Kundinnen von professionellen Make-up-Artists beraten und schminken lassen können. Integriert ist dort auch eine Kamera, die das Gesicht der potenziellen Käuferinnen filmt und auf einem Bildschirm zeigt. Damit können dann verschiedene Lippenstifte, Lidschatten und Co. über das Gesicht projiziert werden. So sollen die Besucherinnen neue Styles ausprobieren, ohne gleich einen riesigen Müllberg an Abschminktüchern zu produzieren.
Ansonsten gibt es auch die Möglichkeit, das eigene Hautalter bestimmen zu lassen oder der sogenannte Dry Bar einen Kurzbesuch abzustatten. In dieser Art Mini-Friseursalon gibt es schnelle Fünf-Minuten-Frisuren. Die Dienstleistungen sind alle kostenlos, sie sollen die Kundinnen an das Unternehmen binden und vor allem ihre Aufenthaltszeit im Laden erhöhen, wie eine Mitarbeiterin zugibt.
Stumpf glaubt, dass dieses Konzept auch hierzulande erfolgreich sein kann: „ Der starke Fokus auf Dienstleistungen und Beratungen kann in Deutschland durchaus als Unterscheidungsmerkmal dienen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass das von Kundinnen angenommen wird.“
Die umsatzstärksten Onlinehändler
Mit einem Umsatz von 432,3 Millionen Euro war Alternate im Jahr 2016 nach Umsatz der zehntgrößte Online-Shop Deutschlands.
Quelle: EHI Retail Institute; Statista
Etwas mehr Umsatz, nämlich 450 Millionen Euro, hat Tchibo 2016 erwirtschaftet und landet damit auf einem soliden neunten Rang.
Durch conrad.de ist auch ein Elektronik-Fachhändler in der Bestenliste vertreten. Mit einem Umsatz von 471,8 Millionen Euro im Jahr 2016 schafft er es auf Rang 8. Auf diesem Platz landete er auch im Vorjahr.
Platz 7 geht mit einem Umsatz von rund 517,4 Millionen Euro an cyberport.
Mit einem Umsatz von 532,8 Millionen Euro landet der Versandhandel von Media Markt auf Rang 6.
Der Umsatz des Onlinegeschäfts von bonprix lag bei über 586,6 Millionen Euro.
Die AG notebooksbilliger.de, die neben Laptops auch Smartphones, Tablets und PCs vertreibt, hat 2016 706,6 Millionen Euro erwirtschaftet und landet damit auf Platz vier.
Das kann Zalando noch übertreffen. Mit einem Umsatz von rund 1,1218 Milliarden Euro im Jahr 2016 landet der Onlinehändler für Mode auf Platz drei.
Otto setzte 2,7434 Milliarden Euro um.
Mit einem Umsatz von 8,1229 Milliarden Euro im Jahr 2016 ist der börsennotierte Online-Versandhändler amazon.de unangefochtener Spitzenreiter.
Für Deutschland bleibt nur ein Problem: der Platz. All diese Angebote benötigen ungeheuer viel Raum. Während in Barcelona 1600 Quadratmeter zur Verfügung stehen, sind es in München weniger als ein Zehntel. „Das Markenerlebnis Sephora benötigt sicherlich viel Platz. Die wichtigsten Elemente, unsere Exklusivmarken, unsere Services und den Trend Fokus können wir allerdings auch auf einer kleineren Fläche ausdrücken. Und den wirklichen Unterschied machen unser Teams - unsere Make-up-Artists“, meint Borchert dazu. Trotzdem habe die Schweiz gezeigt, dass Sephora auch auf kleinem Raum möglich sei. Außerdem gibt es zumindest den Beauty Hub von Beginn an in München.
Deutsche Beautybloggerinnen und schminktippaffine Frauen müssen in Zukunft also tatsächlich keine Freundin mehr ins Ausland schicken. Zumindest solange sie in München leben. Die Chancen dafür, dass das auch so bleibt und Sephora Deutschland nicht ein zweites Mal verlässt, stehen zumindest gut.