Deutschland erlebt gerade einen weitgehend schneefreien Winter - wie hat sich der weltweite Skimarkt entwickelt?
Weltweit haben Skifahrer im vergangenen Jahr etwas mehr als drei Millionen Paar Ski gekauft. Das ist ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr, und die Branche ist froh, dass sich ein Aufwärtstrend abzeichnete. Nach der aktuell guten Schneesituation in Nordamerika und Asien rechne ich damit, dass diese Zahl weltweit gehalten wird. Stärkster Skimarkt der Welt bleiben die USA mit rund 600.000 verkauften Paar Ski. Das sind etwa doppelt so viele wie in Deutschland.
Wie schlägt sich Völkl in dem Umfeld?
Völkl hat sich positiv entwickelt und wir haben unsere Position als eine der drei Top-Skimarken auf der Welt ausbauen können. In den USA liegen wir hinter unserer Schwestermarke K2 nach Marktanteilen auf Rang zwei.
Nachdem vor mehr als zehn Jahren mit Carving-Skiern eine echte Innovation auf den Markt kam, die massentauglich war, splittet sich der Markt heute eher auf in viele Nischen – woran liegt das und welche Folgen hat das für die Branche?
Der Skimarkt ist in den vergangenen Jahren bedeutend kleinteiliger geworden durch eine Vielzahl von Spezialangeboten wie Freeride-Skier und spezielle Tourenski. Das sind Nischen, die man als Marke bedienen muss, wenn man weiter im Geschäft bleiben und oben mitmischen will. Angesichts der notwendigen Investitionen setzt das aber eine Mindestproduktion von etwa 400.000 Paar produzierten Ski im Jahr voraus, sonst wird es eng. Angesichts dieser Entwicklung rechne ich im Skimarkt auch in diesem Jahr damit, dass einzelne Marken aufgekauft werden oder verschwinden. Die Konzentration unter den Herstellern wird weiter zunehmen.
Völkl ist der einzige verbliebene große Skihersteller in Deutschland – können Sie überhaupt noch mit den Niedriglohnländern mithalten?
Auf jeden Fall – wir hatten vor einigen Jahren die Produktion von Kinderski, einige Freeskier-Modellen und von Snowboards in unser Werk in China ausgelagert. Wir haben dann aber festgestellt, dass wir etwa besonders widerstandsfähige Leihski oder hoch anspruchsvolle Freeski-Modelle besser in Straubing herstellen können. Wir haben in unsere Fertigung in Straubing investiert und diese zu einem Teil auf Roboter umgestellt, Abläufe optimiert und die Arbeitszeitflexibilisierung erhöht. Dadurch sind wir auch bei den Fertigungskosten durchaus mit China konkurrenzfähig, nicht zuletzt, weil es allgemein in den Billiglohnländern in der Vergangenheit auch ordentliche Lohnsteigerungen gegeben hat.
Völkl bietet Ski für alle Typen von Skifahrern an, unter ihrer Marke für Skibindungen verkaufen Sie mittlerweile unter anderem auch Helme und Stöcke. Wann kommen die ersten Skischuhe aus Ihrem Hause?
Wir stellen derzeit fest, dass sich der Markt für Skischuhe entkoppelt hat vom Skimarkt – der für Schuhe liegt bei rund 3,4 Millionen Paar, der für Ski bei rund 3 Millionen. Früher bewegten sich diese Märkte im Gleichschritt. Wir beobachten diese Entwicklung sehr genau.