Verkauft wird ein aufbereitetes Gerät laut Boldin für durchschnittlich „mehr als 200 Euro“. Wie hoch die Gewinnmarge ist, will er nicht verraten. Über den Umsatz spricht der Vorstandschef hingegen gern: Der steigt schließlich derzeit um 40 bis 50 Prozent im Jahr an. Mehr als 20 Millionen Euro Umsatz will Asgoodasnew in diesem Jahr machen, für 2015 peilt er 30 Millionen an. „In 18 Monaten schreiben wir schwarze Zahlen“, sagt Boldin. „Plus, minus“.
Etwa 20.000 Geräte passieren derzeit etwa im Monat die Asgoodasnew-Fabrik in Frankfurt. Diese Zahl steigt, genau wie die der Kunden. Asgoodasnew profitiert dabei wie andere Reseller vom Online-Shopping-Boom. Der Kundenwechsel vom stationären zum Online-Handel ist im Bereich der Consumer Electronic so stark wie nirgends sonst in der Handelsbranche.
Neben dem grundsätzlichen Wechsel von Off- zu Online-Handel profitiert das Unternehmen noch von einer anderen Branchenentwicklung: Die Smartphone-Hersteller drücken immer schneller neue Geräte in den Markt. „Die Industrie strafft die Lebenszyklen der Produkte“, bestätigt Boldin. Mit Vodafone hat bereits der Mobilfunkanbieter Verträge im Angebot, bei denen der Kunde jährlich ein neues Smartphone erhält. Die Geschwindigkeit, in der viele Technik-Fans ihr Equipment wechseln, steigt und damit auch die Eingangsquellen für Asgoodasnew.
Attacke mit Garantie
Der Rückenwind macht offenbar selbstbewusst. „Wir nehmen allen etwas weg“, antwortet Boldin kämpferisch auf die Frage nach der Konkurrenz durch Geschäfte, Online-Händler und-Marktplätze. Das "wie" beantwortet er etwas zurückhaltender und aus Kundensicht. „Nachlässe von 30 Prozent auf neue Produkte finden Sie im Handel nicht“, sagt Boldin. „Schon gar nicht bei Herstellern wie Apple.“ Tatsächlich: Im Vergleich zu Amazon, Redcoon oder Saturn sind die Produkte häufig preiswerter. Wirklich ein Drittel lässt sich aber meist nur Geräten der letzten und vorletzten Generation sparen, die oft eingeschickt werden. Bei aktuellen Geräten sind die Ersparnisse mitunter geringer.
Wohin mit dem alten Handy?
Alte oder defekte Handys dürfen nicht in den Hausmüll geworfen werden. Das wissen inzwischen immer mehr Bundesbürger. Nur noch 1 Prozent der Befragten gibt an, seine Altgeräte auf diese Weise zu entsorgen, 2013 waren es noch doppelt so viele. Für die umweltgerechte Entsorgung alter und defekter Handys gibt es seit Jahren bewährte Rückgabemöglichkeiten.
Quelle: Bitkom, Stand: Juli 2014
Alle großen Netzbetreiber nehmen Altgeräte per Post zurück. Dazu können die Kunden portofreie Versandumschläge im Internet anfordern oder im Handy-Shop abholen. Einige Betreiber nehmen alte Handys auch direkt in den Geschäften entgegen. Wer sein Gerät zurückgibt, tut damit gleichzeitig etwas Gutes: Für jedes eingesandte Mobiltelefon spenden viele Unternehmen einen Betrag an Umwelt-, Sozial- und andere Hilfsprojekte. Jeder siebte Handy-Besitzer (15 Prozent) nutzt diese Möglichkeiten und gibt sein Altgerät beim Händler oder Mobilfunkanbieter ab, jeder fünfte (19 Prozent) spendet es für einen guten Zweck.
Alte Handys können in den kommunalen Abfallsammelstellen kostenlos abgegeben werden. Rund jeder neunte (11 Prozent) Altgeräte-Besitzer tut dies. Die Standorte dieser Recyclinghöfe erfährt man bei seinem örtlichen, kommunalen Abfallwirtschaftsbetrieb. Von dort gehen die Geräte in die Verantwortung der Hersteller über, die für eine umweltgerechte Entsorgung oder Wiederaufbereitung durch zertifizierte Recyclingunternehmen sorgen.
Auch ältere Geräte lassen sich häufig noch zu Geld machen. Im Internet bieten sich dazu Marktplätze wie Ebay aber auch Ankaufportale wie Rebuy, Flip4New oder Momox an.
Nutzer sollten gezielt private Daten wie das Adressbuch, Nutzerprofile von sozialen Netzwerken, Online-Banking-Zugänge oder auch Fotos und Videoclips löschen. Am einfachsten ist es, alle Nutzerdaten des Telefons über entsprechende Funktionen („Zurücksetzen des Gerätes in den Auslieferungszustand“) komplett zu löschen. Externe Speicherkarten sollten vor dem Entsorgen entfernt oder komplett mit einer speziellen Software gelöscht werden. Wer ganz sicher gehen will, dass die Daten einer externen Speicherkarte nicht wiederhergestellt werden können, sollte die Karte physisch zerstören, also beispielsweise zerschneiden.
Die knallharten Schnäppchenjäger will Boldin hingegen mit seinem Garantieversprechen von den Marktplätzen weglocken. Käufer könnten zwar bei Ebay noch größere Schnäppchen ergatterten, räumt er ein, müssten aber gerade bei Privatverkäufern mit der Unsicherheit leben, beschädigte Ware zu bekommen. Asgoodasnew gibt hingegen auf seine wiederaufbereiteten Geräte eine 30-Monats-Garantie. „Wir können bis zu 30 Prozent Rabatt anbieten und die Kunden müssen keine Kompromisse eingehen“, sagt Boldin.
Aber auch wenn das Wachstum der meisten Online-Reseller derzeit rasant ist: Allzu groß ist ihre Marktmacht bislang nicht, der Anteil am gesamten Online-Markt gering. „In der Nische ist das Modell attraktiv“, urteilt Gerrit Heinemann. Potential sieht der Leiter des Forschungszentrums für E-Commerce an der Hochschule Niederrhein vor allem im Luxus-Segment. Kunden, die trotz schmalen Geldbeutels ein einigermaßen aktuelles iPhone mit sich tragen möchten, werden bei den Wiederverkäufern fündig.
Unklar ist, für wie viele Anbieter in dieser Nische in Zukunft Platz sein wird, zumal selbst Amazon schon mit seiner eigenen Tochter TradeIn in das Geschäft eingestiegen ist. Zugleich richten sich auch die Hersteller mit neuen Billig-Smartphones auf preissensible Kunden ein.