Spenden Der Lidl-Mäzen

Wohin die Millionen der Dieter Schwarz Stiftung fließen.

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Bildungsprojekt der Schwarz-Stiftung Quelle: Presse

Erhard Klotz führt über den Bildungscampus Heilbronn, deutet rechts auf das Forum mit Bibliothek, links auf die Weiterbildungsakademie AIM und betritt das Gebäude der privaten Hochschule German Graduate School. Dass Lidl-Patron Dieter Schwarz mit seiner Stiftung hinter dem Projekt steckt, war lange nur Eingeweihten bekannt. Klotz, früherer Oberbürgermeister von Neckarsulm, ist der Stiftungsvorsitzende und ein Vertrauter des Unternehmers. Schwarz wolle unbehelligt auf dem Markt seinen Kaffee trinken können und sich ohne Bodyguards durch seine Heimatstadt bewegen, erklärt Klotz Schwarz‘ Öffentlichkeitsabstinenz, die teils skurrile Züge trägt.

Als das Areal vor einem Jahr eingeweiht wurde, rühmte die örtliche Polit-Prominenz den "Meilenstein für Heilbronn", Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach von einem "großen Gewinn für Baden-Württemberg". Nur der Stifter fehlte auf der Bühne. Schwarz hatte unbemerkt von Fotografen und Honoratioren in einer der hinteren Reihen der Aula Platz genommen und sich den Festakt inkognito angeschaut. Um Schwarz’ Undercover-Einsätze ranken sich Legenden. Auf einem Kongress in Berlin soll er sich vor einigen Jahren ein fremdes Namensschild angesteckt haben, um verdeckt zu bleiben. Um nicht unnötig aufzufallen, habe er beim Kauf seines gepanzerten S-Klasse-Mercedes das alte Modell gewählt, obwohl das neue schon zu haben gewesen wäre, berichtete die Lokalpresse.

Nur das "i" erinnert an Lidl

Und so wundert es nicht, dass an dem Klinkerbau, ein paar Hundert Meter vom Heilbronner Bildungscampus entfernt, nur ein versteckter Hinweis auf den Geldgeber Schwarz zu finden ist. Kinder sollen in dem Experimenta getauften Science Center die Naturwissenschaften erkunden. Lediglich das wie im Lidl-Logo schräg gestellte "i" im Namen Experimenta deutet die Verbindung zu Schwarz an.

Über wie viel Geld die Stiftung verfügt, will Klotz nicht sagen. Aus den Bilanzen geht aber hervor, dass der Stiftung zwischen 2008 und 2010 jedes Jahr 20 Millionen Euro als Festbetrag zuflossen, dazu kamen "zweckgebundene Spenden". In Summe landeten rund 80,6 Millionen Euro auf den Stiftungskonten.

Warum sich der Lidl-Mäzen dem Bildungswerk verschrieben hat, beantwortet Schwarz-Intimus Klotz mit Understatement: Der Stifter sehe in den Köpfen den wichtigsten Rohstoff des Landes. Möglich, dass auch Schwarz’ Biografie eine Rolle spielt: Als Jugendlicher ging er zum Schüleraustausch in die USA. Zurück in Deutschland, nach Abitur und Lehre, blieb ihm ein Studium verwehrt – er sollte in den elterlichen Betrieb einsteigen.

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