Steigende Oldtimer-Preise Das goldene Geschäft mit den Veteranen

Seite 3/4

Einige Autobauer haben Nachholbedarf

Andere deutsche Autohersteller hinken da noch etwas hinterher. Porsche Classic haben Sammler automobilen Kulturguts mit ihren Reparatur- und Restaurierungsaufträgen sowie Bestellungen von Originalersatzteilen 2014 immerhin einen Rekordumsatz von rund 100 Millionen Euro beschert. Auch das neue Jahr lässt sich für die Traditionsabteilung des Sportwagenherstellers aus Stuttgart gut an: „Wir sind in unserer Werkstatt bis Ende 2016 komplett ausgebucht“, sagt Alexander Fabig, der Leiter des Kundenzentrums.

Young- und Oldtimer, bei denen sich der Einstieg noch lohnt

Weil die Werkstattkapazitäten in Freiberg nicht mehr reichen, wird Porsche Classic sein Quartier am Neckar 2018 räumen und ins Stammwerk nach Stuttgart-Zuffenhausen umziehen: Im Werk 1, wo Ferdinand Porsche 1950 die ersten Sportwagen montieren ließ, sollen künftig im großen Maßstab historische Fahrzeuge gewartet und restauriert werden.

Spekulationsfieber steigt

„Erst erfreut man sich an den schönen Autos und dem nostalgischen Fahrvergnügen – dann an den Wertzuwächsen“, wirbt Dino Pannhorst, der sich auf den An- und Verkauf hochpreisiger Klassiker spezialisiert hat. In seinen im mediterranen Stil dekorierten Ausstellungshallen am Bahndamm in Gütersloh hat er fast 100 Autos stehen, viele davon mit einem sechsstelligen Preisschild hinter der Windschutzscheibe.

Ein Schwerpunkt der Sammlung sind Fahrzeuge der Marke Porsche. Aber auch alte Autos der Marken Ferrari, Mercedes und Jaguar finden sich in den Hallen, viele davon in Neuwagenzustand, aus 1. Hand und mit Laufleistungen deutlich unter 100.000 Kilometern.

Pannhorst hat im Laufe bei der Suche nach Handelsobjekten ein detektivisches Gespür entwickelt und zusammen mit seinem Vater, der in der Recycling-Branche aktiv ist, ein Netzwerk von Agenten in Japan, Kanada, USA und im Mittleren Osten aufgebaut, um automobile Pretiosen zu finden.

Manche davon haben wenige Wochen nach dem Import und der Aufbereitung durch die Spezialisten von Pannhorst schon wieder einen neuen Besitzer gefunden. Andere Fahrzeuge lässt Pannhorst auch schon mal ganz bewusst eine Weile in seinen Hallen stehen. Es lohnt sich: „Am besten“, sagt er, „würde ich die Autos drei Jahre lang einlagern – und dann mit ordentlichem Gewinn verkaufen.“ Denn nach seiner Einschätzung werden die Preise in den kommenden Jahren „mit Sicherheit“ weiter steigen.

Das Internet verschärft den Wettbewerb

Aus einfachem Grund: Die Zahl der Oldtimer ist endlich – und die Zahl der Kaufinteressenten wächst, vor allem im Mittleren Osten und im asiatischen Raum. Auch in China können sich reiche Menschen inzwischen auch für alte Autos begeistern: In USA und in der Schweiz, heißt es in Branchenkreisen, haben Millionäre aus dem Reich der Mitte Hallen angemietet, um ihre Klassiker zwischenzulagern. Denn das Verbot eines Imports von alten Autos nach China soll erst in diesem Jahr fallen.

Für Händler wie Pannhorst wird es dadurch immer schwieriger, hochwertige Oldtimer zu vernünftigen Preisen aufzutreiben: Sobald ein interessantes, gut erhaltenes Fahrzeug mit klar dokumentierter Historie auf einschlägigen Internet-Börsen angeboten wird, beginnt ein weltumspannender Wettlauf der Interessenten, der die Preise treibt.

So ist der HAGI-Index, der die Entwicklung der weltweiten Verkaufs- und Auktionspreise für hochwertige Oldtimer jenseits von 100.000 Euro abbildet, ist 2014 um fast 16 Prozent gestiegen. Bei Porsche-Fahrzeugen betrug die Wertsteigerung nach Recherchen der Londoner Oldtimer-Experten rund um den ehemaligen ING-Banker Dietrich Hatlapa 32 Prozent, bei Ferrari-Modellen knapp 18 Prozent. Noch deutlicher fällt die Wertsteigerung bei Betrachtung eines längeren Zeitraums aus: Seit 2011 kletterte der Index um sageundschreibe 191 Prozent.

Kein Wunder, dass sich viele Teilnehmer an der Wertschöpfungskette zurück in die automobile Vergangenheit die Hände reiben: Sattler und Reifenhersteller, Sachverständige und Teilelieferanten, aber auch Lackierer und Farbhersteller.

Bei BASF Coatings in Münster beispielsweise hütet Jürgen Book einen Schatz, dessen Wert das Unternehmen erst vor wenigen Jahren erkannte: eine Farbton-Datenbank mit 600.000 Mischformeln der früheren Glasurit-Werke. Beinahe sämtliche Autolackierungen auch längst vergessener Fahrzeughersteller wie Janus lassen sich damit historisch korrekt wiederherstellen – auf Wunsch auch künstlich gealtert. „Den meisten Oldtimer-Besitzern“, weiß Book, „ist die Originalität ein sehr hohes Gut“ – für das man gerne auch schon mal tiefer in die Tasche greift.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%