Stichtag für Aktionäre WMF-Mehrheitseigner KKR auf dem Weg zum Alleinherrscher

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Methoden wie mit der Brechstange

Die US-Gesellschaft ist nicht der erste Finanzinvestor, der sich an WMF versucht. Von 2006 bis 2012 gehörte das Unternehmen mehrheitlich dem Schweizer Investor Capvis. Der griff aber nur behutsam ins Geschäft ein und ließ das Management an der langen Leine laufen. Capvis verdiente trotzdem prächtig und hat mit dem Verkauf seiner Anteile für 238 Millionen Euro den Einsatz mehr als verdoppelt.

Eine ähnliche Rendite peilt KKR an. Doch sanftere Methoden zur Ergebnisoptimierung sind ausgereizt. Deshalb muss die Brechstange her. Als eine der ersten Amtshandlungen feuerte KKR Vorstandschef Thorsten Klapproth, der WMF zehn Jahre geführt hatte. Nachfolger wurde der Ex-Beiersdorf-Vorstand Peter Feld, der sich den Wechsel aus Hamburg mit 900.000 Euro Antrittsprämie versüßen ließ.

WMF-Geschäftsbereiche (Umsatz 2013 in Millionen Euro)

Wildwuchs der Marken

Für viele WMF-Angestellte gestaltet sich das Wirken des neuen Chefs finanziell weniger erfreulich. Das Sparprogramm soll die Kosten jährlich um 30 Millionen Euro senken. Statt 33 Logistikzentren gibt es künftig zwei, von bundesweit 200 Filialen sollen 40 dichtmachen. Die eigene Galvanik wird geschlossen und ausgelagert. Am Silit-Standort Riedlingen fallen 100 von 300 Jobs weg, in Geislingen sind es bis zu 500 – ein Viertel der dort Beschäftigten.

Die harten Schnitte sind den Arbeitnehmern deshalb so schwer vermittelbar, weil es dem Unternehmen an sich prächtig geht. Der Umsatz ist seit 2009 von 800 Millionen auf mehr als eine Milliarde Euro gestiegen, getrieben vor allem von der wachsenden Nachfrage nach Kaffeeautomaten. Auch der Gewinn hat sich stabil entwickelt. Nur 2013 gab es leichte Rückschläge. Der Kauf und spätere Verkauf der Billigmarken Princess, Petra und Nova war ein teurer Flop, der insgesamt rund 20 Millionen Euro kostete. Derzeit lässt der von KKR dominierte Aufsichtsrat von einer Kanzlei prüfen, ob WMF-Manager beim Kauf der Marken ihre Pflichten verletzt haben. Zu Details will sich KKR nicht äußern.

Auch nach dem Abschied von den Billigartikeln ist das Markenportfolio mit WMF, Alfi, Auerhahn, Boehringer, Hepp, Kaiser, Schaerer und Silit noch sehr üppig. Zu üppig, findet WMF-Chef Feld. „Das Unternehmen hat sich gut entwickelt und steht auf einer soliden Basis“, meint er. Allerdings gebe es einen regelrechten Wildwuchs von Marken, die sich zum Teil Konkurrenz machten. „Das erschwert unseren Kunden die Orientierung“, sagt Feld und will damit Schluss machen. Die Besteckmarke Auerhahn wird zum Jahresende eingestellt, der Kaffeekannenproduzent Alfi könnte verkauft werden. Die Zahl der Produkte hat Feld von 40.000 auf rund 25.000 reduziert.

WMF-Symbol soll verkauft werden

Auch vom historischen Herzstück der WMF der Fischhalle will man sich trennen. Der Zickzackbau aus dem Jahre 1912, in dem das Unternehmen seinen Mitarbeitern in Zeiten steigenden Fleischpreise Fisch zum Selbstkostenpreis anbot, ist heute der Fabrikverkauf der WMF-Gruppe untergebracht. Rund herum ist ein Outlet-Center mit gut zwei Dutzend Marken wie Gardena, Nina von C. und Kärcher entstanden, das jährlich eine sechsstellige Besucherzahl anlockt. Das soll auch so bleiben. Doch die WMF wird dann nicht mehr Eigentümer der Immobilien sein. Das Management sucht einen Investor und wird die Fischhalle dann zurückmieten.

Der WMF-Chef will aber nicht nur sparen, sondern auch wachsen. Dafür sieht er noch viel Spielraum. So verweist er auf ein 25-Punkte-Programm, das er gemeinsam mit dem Management des Unternehmens entwickelt hat. Das soll WMF zur „weltweiten Nummer eins im Tisch-und-Küche-Geschäft und bei professionellen Kaffeemaschinen“ machen. Die verbliebenen Filialen werden modernisiert, der Online-Auftritt ausgebaut. Gespart würde nur bei Logistik und Verwaltung. „Dafür investieren wir in Produktion und Vermarktung“, sagt Feld. Davon profitiere auch der Unternehmenssitz in Geislingen.

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