Branchenexperten haben den Anteil Erwachsener, die Lego für sich selbst kaufen, 2014 auf 15 Prozent der Kundschaft taxiert. „Wir hören immer wieder, dass der Star-Wars-Todesstern von Vätern an ihre ein-jährigen Kinder verschenkt wird“, sagt eine Unternehmenssprecherin.
Der Todesstern kostet mehr als 400 Euro und besteht aus über 3800 Steinen – nicht gerade das, womit ein Ein-Jähriger Lego-bauen und -spielen lernt.
Lego auch bei Erwachsenen besonders beliebt
Der Erwachsenen-Anteil am Lego-Umsatz steht über dem Branchendurchschnitt. Rund acht Prozent des Umsatzvolumens der gesamten Spieleindustrie fällt auf Erwachsene zurück, die Spielzeug nicht für ihre Kinder kaufen, sondern für sich selbst. Das hat das Consumer-Panel des Marktforschungsunternehmens npdgroup ergeben.
„Der Anteil erwachsener Selbstnutzer hat in den vergangenen Jahren zugenommen“, sagt Joachim Stempfle, Director Toys der npdgroup. Spielforscher Buland kann den Erfolg von Marken wie Märklin, Carrera oder Lego bei der Kundschaft im fortgeschrittenen Alter erklären: „Spielzeug muss eine Herausforderung bieten, sonst wird es schnell langweilig. Es muss möglich sein, etwas Kompliziertes zu bauen oder wie im Falle einer Modelleisenbahn etwas wirklich ‚echt’ aussehen zu lassen.“
Vielen Lego-Bauern reichen Baukästen deswegen nicht aus. Reikowski sagt: „Ich bin hochzufrieden, wenn Lego Steine auf den Markt bringt, den Rest erledige ich. Ein Set nachbauen, das ist ja so, als würde ich die Ideen eines anderen kopieren.“
Damit Lego-Modelle selbst zu entwerfen, verbringt auch Rene Hoffmeister seine Tage. Der Betreiber des Lego-Teileshops und -Fan-Forums 1000Steine.de lebt den Traum, den jedes Lego-bauende Kind einmal hatte: Er wird fürs Lego-Bauen bezahlt. Als einer von weltweit zwölf zertifizierten Lego-Designern („Lego certified professionals“ heißt das bei Lego) sind seine Werke auf Messen und Ausstellungen gefragte Objekte.
Die Geschichte Legos
1932 gründete der dänische Tischlermeister Ole Kirk Christiansen Lego. Der Name setzte sich zusammen aus „leg godt“, was so viel heißt wie: „spiel gut“. Zu Anfang stellte das Unternehmen noch Holzspielzeug her.
Ein Legostein, der dem heutigen Modell schon sehr ähnelt, wurde 1949 eingeführt. Die Oberseite war mit Noppen besetzt – wie es bis heute noch ist. Allerdings war die Unterseite hohl. Daraus resultierte ein Mangel an Stabilität.
Geschaffen wurde die Stabilität, die Lego so beliebt macht, 1958. Statt des Hohlraums befanden sich an der Unterseite der Steine nun Röhren, die dafür sorgten, dass die Steine fortan sehr gut hielten.
Von 1956 bis 1970 produzierte Lego Modellfahrzeuge nach realen Vorbildern. Insgesamt 16 Fahrzeuge gab es – diese konnten mit den bereits verkauften Klötzen kombiniert werden.
1974 wurden erstmals Lego-Figuren mit drehbaren Köpfen und Armen verkauft. Die Körper wurden damals noch aus herkömmlichen Steinen gebaut. Im selben Jahr kamen Figuren mit drehbaren Köpfen auf den Markt, die den heutigen Figuren sehr ähneln. Allerdings hatten sie noch keine bemalten Gesichter. Seit 1978 werden die sogenannten „Minifigs“ produziert – die heute bekannten Figuren.
2003 musste Lego große Verluste hinnehmen – rund 120 Millionen Euro verlor das Unternehmen und stand kurz vor der Insolvenz.
Deswegen übernahm ab 2004 der damals 36-jährige Jørgen Vig Knudstorp die Geschäftsführung. Der frühere Mitarbeiter von McKinsey war der erste Lego-Chef, der nicht zur Gründungsfamilie gehörte. Indem er zurück zum Kerngeschäft kehrte, die Zahl der Teile drastisch reduzierte und Legos Kindermarke Duplo wieder einführte, brachte er den Konzern zurück auf Gewinnkurs.
Unter Knudstorp schaffte Lego auch den Sprung in die digitale Welt. Warner Brothers produzierte für Lego den Film „Lego the Movie“, es gibt mittlerweile Online-Games, Computer-Spiele und Apps. Mit all diesen Mitteln wirbt Lego für sein Kerngeschäft – die Klötzchen.
Ob es nun ein sieben Meter langer Nachbau der Queen Mary II ist oder eine rund ein Quadratmeter große Nachbildung des New Yorker Guggenheim-Museum aus mehr als 8000 Lego-Steinen – mit Klötzchen und seinem Vorstellungsvermögen macht Hoffmeister in seiner brandenburgischen Werkstatt fast alles möglich. „An den besten Tagen ist mein Job fast so wie früher im Kinderzimmer zu sitzen“, sagt er. „Sachen ausdenken, rumprobieren, rumspielen, kaputt machen und von vorne anfangen.“
Über sein Forum hat er viele Gleichgesinnte kennengelernt. Alleine dort tummeln sich zwischen 4000 und 5000 aktive Legobauer – die meisten im fortgeschrittenen Erwachsenenalter. Und 1000Steine.de ist bei weitem nicht das einzige deutschsprachige Forum für ausgewachsene Lego-Fans. Da wäre zum Beispiel noch das Imperium der Steine, wo Andreas, Jahrgang 69, stolz seine 187 Lego Star-Wars-Sets präsentiert.