1,3 Milliarden Euro Abschreibungen Neuer AMS-Osram-Chef räumt auf – und baut um

Quelle: REUTERS

Neuer Fokus nach Milliarden-Verlust und Umbau des Vorstandes: AMS Osram-Chef Aldo Kamper macht ernst. Das Unternehmen werde nun kleiner, dafür aber profitabler, meint der Manager.

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Der neue Chef von AMS Osram räumt bei dem deutsch-österreichischen Chip- und Sensor-Konzern gründlich auf. Aldo Kamper kündigte am Donnerstagabend an, das Unternehmen auf LED- und Sensor-Chips für die Autobranche, die Industrie und die Medizintechnik zu konzentrieren. Von weniger profitablen Geschäften mit 300 bis 400 Millionen Euro Umsatz – unter anderem Prismen und Linsen für Smartphones und Computer – will sich der Niederländer trennen. Davon dürfte vor allem AMS betroffen sein. Das Geschäft mit Smartphone-Bauteilen, das AMS dank des Kunden Apple groß gemacht hatte, soll künftig nur eine untergeordnete Rolle spielen. Insgesamt schreibt AMS-Osram 1,3 Milliarden Euro auf die Firmenwerte von weniger erfolgreichen Geschäftsbereichen ab – das bringt im zweiten Quartal einen Verlust in dieser Höhe.

Osram kommt also nicht zur Ruhe: Zu Beginn des Jahres hatte Alexander Everke sein Amt als CEO von AMS Osram aufgegeben. Unter seiner Führung hatte AMS wenige Jahre zuvor den stolzen Münchner Lichttechnikproduzenten Osram für vier Milliarden Euro gekapert – in einem brachialen Übernahmekampf, gegen viel Widerstand von Vorständen und Arbeitnehmern – und sich damit schlussendlich übernommen.

Heute ist die fusionierte AMS-Osram an der Börse nur noch zwei Milliarden Euro wert. Kamper, der zwischenzeitlich den knapp an der Pleite vorbeigeschrammten Autozulieferer Leoni geführt hatte, war im Frühjahr zu AMS-Osram geholt worden. Der Vorstand soll von Januar an nur noch aus ihm und dem ehemaligen Siltronic-Finanzchef Rainer Irle bestehen. Die Vorstandsposten von Technologie-Chef Thomas Stockmeier und Mark Hamersma fallen weg.

„Wir haben einen sehr starken Kern, nun müssen wir die richtigen Schritte unternehmen, um unsere Unternehmensleistung zu verbessern“, sagte der neue AMS-Osram-Vorstandschef. „Die richtungsweisenden Entscheidungen sind nun getroffen.“ Als Kerngeschäft sieht er das Halbleiterportfolio mit intelligenten Sensor- und Emitter-Teilen. Bei Chips für die Konsumelektronik soll sich AMS Osram nur noch dort engagieren, wo „es sich durch Spitzeninnovationen vom Wettbewerb absetzen kann“. Das Geschäft mit Smartphones schrumpft. „Der Preisdruck bleibt hoch und neue Komponenten werden erst 2024 zum Einsatz kommen“, stellt AMS Osram fest.

Das Unternehmen werde kleiner, dafür aber profitabler, erklärte Kamper. Ein Sparprogramm soll das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) bis 2025 um 150 Millionen Euro verbessern. Das kostet aber erst einmal 50 Millionen Euro. Ein Jahr später soll AMS Osram auf eine operative Umsatzrendite (Ebit-Marge) von 15 Prozent kommen, etwa doppelt so viel wie im vergangenen Jahr. Der Umsatz soll – auf der verkleinerten Basis – um sechs bis zehn Prozent im Jahr wachsen.

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Im zweiten Quartal brach der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr wegen des Verkaufs von Digital Systems um 28 Prozent auf 851 Millionen Euro ein. Das bereinigte Ebit halbierte sich auf 50 (104) Millionen. Für das laufende Quartal rechnet AMS Osram dank eines anziehenden Geschäfts mit der Autobranche mit 840 bis 940 Millionen Euro Umsatz und einer Marge von fünf bis acht Prozent. „Wir werden weiter an unserer Profitabilität arbeiten“, sagte Kamper. Im kommenden Jahr werde der Umsatz durch die Verkäufe von Unternehmensteilen nochmals schrumpfen; 2022 lag er bei 4,8 Milliarden Euro.

Lesen Sie hier die große Analyse zum Abgang von Alexander Everke bei AMS Osram: Bruchlandung eines Überfliegers

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