„Wir brauchen risikobereite Menschen, die mit uns wachsen wollen“, sagt Magim Rodriguez, einer der Gründer des Traineeprogramms. Seit 1990 haben nur 600 Trainees das Programm geschafft. Zwei Drittel von ihnen sitzen heute in Führungspositionen des AB-InBev-Konzerns. Die Jobs sind begehrt, wer die Ziele erreicht, wird mit Gewinnbeteiligungen belohnt.
Experten schätzen, dass AB InBev bald zu einer neuen großen Übernahme ausholt, vermutlich in den USA. Denn dort absolvierte Anheuser-Busch-Chef Brito sein Meisterstück, das bis heute Thema in der Branche ist. „Lieber August“, begann der damals 45-Jährige im Mai 2008 einen öffentlichen Brief an August A. Busch IV, den Erben des US-amerikanischen Wettbewerbers Anheuser-Busch.
Doch die artige Anrede war nur reine Formsache. Denn Brito wollte Anheuser-Busch übernehmen. Busch IV hatte den Chefposten in vierter Generation angetreten, obwohl sein damals 71-jähriger Vater ihm den Job nie zugetraut hat.
Das wusste Brito und überzeugte schließlich die Aktionäre, darunter die US-Investmentlegende Warren Buffett. Als wichtigster Einzelaktionär wusste der, dass die Brasilianer aus der größten Brauerei der USA mehr machen würden als der unfähige Nachfahr. Als die Brasilianer für 52 Milliarden Dollar die Ikone der US-Wirtschaft schluckten, nannte der britische „Guardian“ Übervater Lemann „Brewing Banking Brazilian Billionaire“ – brasilianischer, bierbrauender Bankenmilliardär.
Brauerei mit Freizeitpark
Wie viel Banker in ihnen steckt, zeigten die Brauereijäger in der Finanzkrise 2008/09. Trotz größten Misstrauens im Geldgewerbe hielten sie die Banken bei der Stange, kein Institut zog sich aus der Finanzierung der Übernahmen zurück. Im Gegenzug senkten die AB-InBev-Manager bei Anheuser-Busch in nur einem Jahr die Produktionskosten um eine Milliarde Dollar.
Zudem nahmen sie durch den Verkauf des brauereieigenen Freizeitparks „Busch Gardens“ sowie der Töchter im kriselnden Osteuropa und China neun Milliarden Dollar ein. In nur drei statt wie vorgesehen fünf Jahren sind die Schulden unter das vorgegebene Ziel des zweieinhalbfachen operativen Gewinns gesunken.
Dafür bricht der neue Anheuser-Busch-Chef Brito alle Rekorde. 2013 erhielt er 144 Millionen Euro Bonus, noch einmal die gleiche Summe folgt 2019. Die 288 Millionen Euro sind der höchste Bonus, den je ein Vorstandschef erhalten hat. Und auch Britos Kollegen schaufeln sich die Taschen voll. Im vergangenen Jahr kassierten insgesamt 39 Top-Manager bei AB InBev zusammen rund eine Milliarde Euro an Boni.
Doch ihr Erfolg macht die Manager bei AB InBev auch zu Getriebenen, die ihre Gewinne kaum noch so steigern können wie in den zurückliegenden Jahren. Um weiter zweistellig zu wachsen, bleibt ihnen nur, immer wieder neue Konkurrenten zu schlucken.
Das weiß auch Investorlegende Buffet. „Es ist wahrscheinlich“, so das Orakel von Oklahoma, „dass wir in Kürze bei einigen ganz großen Deals wieder zusammenarbeiten werden.“