In den nächsten vier Jahren wolle Henkel ein durchschnittliches organisches Umsatzwachstum von 2 bis 4 Prozent erreichen, teilte der Hersteller von Pritt und Persil am Donnerstag in Düsseldorf mit. Das bereinigte Ergebnis je Vorzugsaktie solle im Mittel von 7 bis 9 Prozent pro Jahr wachsen. Die Ebit-Marge solle weiter steigen.
Eine konkrete Steigerungsrate nannte Henkel hier aber nicht. Auch setzte sich der Konzern - anders als in der Vergangenheit - kein genaues Umsatzziel. Bei seinen Plänen setzt der Konzern auf seine Top-Marken, deren Anteil am Gesamtumsatz in den kommenden vier Jahren auf 75 Prozent steigen soll.
Die Düsseldorfer setzen zudem weiter auf Übernahmen: "Neben dem organischen Wachstum werden auch Akquisitionen weiterhin ein integraler Bestandteil der Strategie von Henkel sein", hieß es.
Das ist die Strategie Henkel 2020+
Henkel will sein Wachstum steigern - sowohl in reifen als auch in Wachstumsmärkten. Eine Reihe von Initiativen sollen die Bindung zu Kunden weltweit vertiefen, führende Marken und Technologien stärken, überzeugende Innovationen und Services entwickeln sowie neue Wachstumstreiber zu erschließen.
Eine Steigerung der Investitionen auf bis zu 3 Milliarden Euro im Zeitraum 2017 bis 2020 soll das Wachstum unterstützen.
Eine zügige Digitalisierung des Henkel-Konzerns soll unter anderem Prozesse optimieren und das Unternehmen nachhaltig verändern. Neue Initiativen sollen die digitalen Geschäfte vorantreiben, die Industrie 4.0 ausbauen und die Organisation digital transformieren - etwa, indem ein Chief Digital Officer eingesetzt wird.
Henkel sieht Agilität als entscheidenden Erfolgsfaktor im dynamischen Weltmarkt. Als Voraussetzungen nennt Henkel in diesem Punkt: motivierte und engagierte Teams, beschleunigte Einführungen im Markt sowie effiziente und vereinfachte Prozesse („Smart Simplicity“).
Unter anderem sollen die Einführungszeiten für Produktinnovationen merklich verkürzt und Arbeitsabläufe optimiert werden. In den Teams sollen individuelle Entscheidungsfreiheiten ausgebaut und das unternehmerische Denken gefördert werden.
Um Ressourcen für gezielte Investitionen in Wachstum bereitzustellen, kündigt der Konzern an, den Ressourceneinsatz zu optimieren, einen stärkeren Fokus auf das Net Revenue Management (z.B. optimale Nutzunf von Marktforschungsdaten) zu setzen, Strukturen effizienter zu machen und seine globale Supply Chain in weiteren Regionen auszubauen.
Darüber hinaus sollen die Themen Digitalisierung und Dienstleistungen eine Rolle spielen. Unter anderem soll der Posten eines Chief Digital Officers geschaffen werden. Man wolle stärker kundenorientiert, innovativer und agiler werden, heißt es in der Mitteilung des Konzerns.
Das Programm soll "Henkel 2020+" heißen. "Wir haben viel erreicht", sagt Hans Van Bylen, Vorstandsvorsitzender von Henkel, in der Mitteilung. "Nicht zuletzt hat Henkel ein engagiertes weltweites Team, verbunden durch eine starke Unternehmenskultur, einen gemeinsamen Unternehmenszweck und klare Werte.“
Fünf Typen von CDO
Was ihn auszeichnet: Er fokussiert sich auf die Entwicklung der digitalen Strategie und fördert Innovation im Unternehmen. Seine Kernaufgabe besteht darin, das existierende Geschäft durch den Einsatz von digitalen Technologien zu transformieren und auf dem Weg zu einem weitgehend digitalen Unternehmen neue Impulse zu geben.
Für welche Unternehmen er sich eignet: Industrieunternehmen sowie eher traditionelle Betriebe in der Chemie-, Öl-, Gas- und Bergbau-Branche.
Was ihn auszeichnet: Im Gegensatz zum Progressive Thinker geht dieser CDO bei der Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle mit einer zupackenden Mentalität vor, um neue Umsätze zu erschließen. Er bringt Ideen und Technologien von außerhalb der Industrie ins Unternehmen ein und fördert damit neues Denken. Er scheut auch nicht davor zurück, das existierende Geschäftsmodell zu kannibalisieren oder in Frage zu stellen.
Für welche Unternehmen er sich eignet: Gerade für Unternehmen, die wegen der Digitalisierung vor extremen Veränderungen stehen – etwa verbraucherorientierte Branchen –, können sie eine wertvolle Stütze sein.
Was ihn auszeichnet: Er fokussiert sich vor allem auf die Kundenzufriedenheit und denkt marktorientiert. Er verbindet die digitale mit der analogen Welt und garantiert nahtlose Multichannel-Kundenerfahrung. Für ihn stehen der Online-Verkauf und weitere digitale Services rund um das physische Produkt im Vordergrund.
Für welche Unternehmen er sich eignet: Das wahre Kundenbedürfnis ist stets sein zentraler Bezugspunkt. Daher ist er insbesondere für kundenorientierte Branchen wie Banken, Handel oder Tourismus geeignet.
Was ihn auszeichnet: Seine Vorgehensweise kommt der des innovativen und businessfokussierten Chief Information Officers oder Chief Technology Officers sehr nahe. Er ist davon überzeugt, dass der effiziente Einsatz digitaler Technologien eine Grundvoraussetzung für die Realisierung neuer (disruptiver) Geschäftsmodelle ist.
Für welche Unternehmen er sich eignet: Für welche Unternehmen er sich eignet: Gerade Unternehmen aus der produzierenden Industrie, die ihre Lieferketten optimieren und digitale Technologien in ihren Fabriken einführen, profitieren von diesem Typus.
Was ihn auszeichnet: Er ist sicherlich der anspruchsvollste unter den fünf Archetypen, da er alle zentralen Aspekte der digitalen Transformation verantwortet und über Fachkenntnis in mehreren Bereichen verfügt: Marketing, Technologie und Change Management. Sein Arbeitsspektrum erstreckt sich von der Entwicklung digitaler Strategien und Geschäftsmodelle über digitales Marketing bis hin zur Implementierung neuester Technologien.
Für welche Unternehmen er sich eignet: Er empfiehlt sich vor allem für all diejenigen Unternehmen – egal aus welcher Branche –, die bisher wenig in ihre digitale Transformation investiert haben und die dadurch den Anschluss verpassen könnten. Denn sie brauchen eine Führungskraft, die sich schnell und umfassend der digitalen Themen annimmt.
Die Strategie hat die Anleger am Donnerstag nicht überzeugt. Die Aktien fielen um bis zu 2,1 Prozent auf 107 Euro und notierten so tief wie seit mehr als vier Monaten nicht mehr. Die mittelfristigen Prognosen seien ehrgeizig, begeisterten die Marktteilnehmer aber nicht sonderlich, urteilten die Analysten von Baader Helvea. Bei den meisten Kennziffern habe Henkel keine klare Zahlenspanne ausgegeben. "Das ist wahrscheinlich den schwierigen Marktbedingungen geschuldet, vor allem den geopolitischen Bedrohungen in Schwellenländern, nachlassende Konsumausgaben in den westlichen Ländern und ein härterer Wettbewerb."
Für DZ-Bank-Analyst Herbert Sturm bleibt Henkel dennoch der Favorit im Konsumsektor: "Trotz des derzeit herausfordernden Marktumfeldes in einigen Ländern und Regionen hat das Henkel-Management klar formulierte Ergebnisziele bis zum Jahr 2020 publiziert." Im kommenden Jahr werde das Wachstum seiner Einschätzung zufolge vor allem durch das Schwellenländer-Geschäft angetrieben werden.