Lebensmittel für Millennials Ich bin, was ich (nicht) esse

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Gewandelte Essgewohnheiten brauchen neue Produkte

Für sie baut Nestlé um. Seit vergangenem Jahr ist ein Deutscher an der Spitze des Unternehmens, der direkt aus der Gesundheitsbranche kam: Mark Schneider, der von Fresenius zu Nestlé wechselte, möchte den Nahrungsmittelkonzern gesünder machen. Er will das US-Süßwarengeschäft loswerden; außerdem soll er ein Auge auf das zur Disposition stehende Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten von Merck geworfen haben.

Der neue Gesundheitskurs wird jedoch vom Stammgeschäft getragen: Über 2000 Marken sind im Besitz von Nestlé. Von Fertigpizza über Tütensuppen bis hin zu Eiscreme. Mehr als ein Drittel seines Umsatzes macht Nestlé mit Fertiggerichten. Auch der Umsatz von Nestlé ist seit Jahren stabil – und das in erster Linie auf Basis von Fertigprodukten. Doch gibt es nun eben auch eine glutenfreie Pizza im Portfolio.

Auch Konkurrent Danone versucht, die gewandelten Essgewohnheiten zu bedienen. „Zum einen gibt es einen klaren Trend zu bewusster, ausgewogener Ernährung. Gleichzeitig sehen wir einen ebenso starken Trend in Richtung Convenience. Die tatsächlich mit Zubereitung und Verzehr verbrachte Zeit wird immer kürzer“, sagt ein Sprecher. So habe man bereits reagiert. Die Tütensuppen und Fertigdressings der Hausmarke Knorr seien neuerdings öfter ausschließlich aus natürlichen Zutaten.

von Beat Balzli, Henryk Hielscher

Nirgendwo wird der Wandel so deutlich wie im Supermarkt. Die anteiligen Regalmeter, gefüllt mit Produkten frei von Gluten oder Laktose, steigen kontinuierlich. Doch auch die Eigenmarken sollen verändert werden: Rewe hat 200 Artikel identifiziert, bei denen Zucker und Salz reduziert werden soll. „Nach und nach wird das komplette Eigenmarkensortiment mit allen relevanten Artikeln folgen“, sagt Rewe-Chef Lionel Souque.

Food-Markt als Investorenglück

Doch die jungen Angreifer sind schnell, außerdem kennen sie ihre Zielgruppe genau – weil sie selbst daraus stammen. Ursprünglich arbeiteten Kramer und Schlegel bei der Deutschen Bank. Hier lernten sie sich kennen und merkten schnell, dass sie lieber selbstständig sein wollten.

Ideen hatten sie genug, genau genommen 45: Dating-Apps und solche Sachen. Sie luden ihre Freunde ein, um ihnen die aussichtsreichsten Geschäftsideen vorzustellen. Es war die Zeit, in der Schlegel auf Kohlenhydrate verzichtete und an jenem Abend ein neues Rezept ausprobierte: eine Pizza ohne Kohlenhydrate. Und schließlich redete die Runde am Tisch mehr über das Essen als über die App-Ideen. „Da war uns klar, dass das die beste Geschäftsidee ist“, sagt Kramer.

Vor einem Jahr traten sie mit ihrer Idee bei der Start-up-Castingshow „Die Höhle der Löwen“ an und trafen dort auf Investor Frank Thelen. „Ich habe mich anfangs schwer damit getan, zu erkennen, wie groß und interessant der Food-Markt ist“, sagt Thelen heute. In den vergangenen drei Jahren hat er eines der größten Food-Cluster in Europa aufgebaut. Die sieben Unternehmen seines Fonds bedienen sämtliche Sperenzchen: proteinreiche Mikrowellen-Gerichte, Getreidebrei mit Fruchtsüße, vom Eigelb getrenntes Bioeiweiß in Flaschen – für Sportler. Die Unternehmen planen im kommenden Jahr einen Umsatz von über 100 Millionen Euro.

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