Li Shufu „Der verrückte Autobauer“ – Geely-Chef kopierte einst einen Mercedes und ist jetzt größter Aktionär

Geely-Chef Li Shufu hat sich fast zehn Prozent der Daimler-Anteile gesichert. So tickt der neue Großaktionär.

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München Aus seiner Bewunderung für Mercedes hat Li Shufu nie einen Hehl gemacht. Schon Anfang der neunziger Jahre, bevor der chinesische Unternehmer den Autokonzern Geely gründete, soll sich der begeisterte Autoliebhaber einen Mercedes zugelegt haben, um das Design der Schwaben zu studieren.

Das erste Modell, das Li Shu Fu im Jahr 1998 auf den Markt brachte, trug zwar den Namen „Erhabenes Gefühl“ (Haoqing), glich aber optisch einer schlechten Kopie eines Mercedes. Der offensichtliche Designklau brachte Li Shufu in China den Spitznamen „Zaoche Fengzi“ („der verrückte Autobauer“) und eine Urheberrechtsklage von Daimler ein.

Doch aus dem Unternehmer, den anfangs keiner ernst nahm, wird jetzt einer der größten Aktionäre von Daimler: Geely hat sich 9,7 Prozent der Aktien gesichert, wie Daimler am Freitagabend bekanntgab. Seit Monaten hatte sich Geely um Daimler-Anteile bemüht.

Doch der erste Anlauf scheiterte: Den Wunsch der Chinesen, über eine Wandelanleihe und einen Rabatt in den Aktionärskreise aufgenommen zu werden, stieß auf wenig Gegenliebe der bestehenden Investoren. Seitdem, so hieß es in Finanzkreisen, kauften die Chinesen Daimler-Aktien an der Börse.

Ein Einstieg bei dem Stuttgarter Autokonzern passt ins Konzept von Li Shufu. Denn der Geely-Eigentümer hat nach seinen ersten Kopie-Versuchen begriffen, dass er an das Design und das Image von Weltmarken wie Mercedes nicht so schnell herankommt.

Also kauft er lieber zu: Geely gehört mittlerweile der malaysische Massenhersteller Proton, die britische Sportwagenmarke Lotus und der Hersteller der Londoner Taxis. Endgültig auf die Landkarte der Branche brachte Geely aber die Übernahme der schwedischen Traditionsmarke Volvo.

Seitdem investiert Geely massiv in die Marke, sowohl in Europa als auch in China. Das Konzept geht auf. Göteborg, wo Schweden und Chinesen gemeinsam entwickeln, ist mittlerweile ein Hotspot der europäischen Autoindustrie. Im vergangenen Jahr machte Volvo-Chef Hakan Samuelsson Schlagzeilen, als er ankündigte, dass Verbrennungsmotoren bei Volvo keine Zukunft mehr hätten.

Tatsächlich setzt Li Shu Fu bei allen Marken voll auf Elektromobilität. Schon heute ist China der größte Markt für Stromautos, Geely selbst betreibt die landesweit größten Flotten mit Stromantrieb.

Ein Investment in Daimler passt daher in diese Strategie. Die Schwaben investieren mehr als zehn Milliarden Euro in die Entwicklung von fast einem Dutzend Stromautos. Und einen zusätzlichen Investor, der diesen Kurs stützt, hat Daimler-Chef Dieter Zetsche jetzt gefunden.

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