Allerdings nimmt die Nachfrage nach Zigarren in Deutschland ab. Nur dank starker Zuwachsraten im Export können die Unternehmen der deutschen Zigarrenindustrie die Einbußen auf dem deutschen Markt kompensieren. "Obwohl in Deutschland auch viele importierte Zigarren verkauft werden, werden die meisten Zigarren in Deutschland hergestellt", weiß Mehrlein. Es gebe alte, renommierte Hersteller wie Dannemann, Wörmann, Schuster, Don Stefano, Arnold und André, die sich der Produktion dieses Kulturguts verschrieben haben. Grundsätzlich setze sich der Zigarrenmarkt aus einer Vielzahl mehr als 1500 verschiedenen Produkten und Formaten zusammen, so Mehrlein.
Laut Zahlen des Bundesverbands der Zigarrenindustrie ist der Absatz von Zigarren allerdings seit den 1950er Jahren rückläufig. Dieser Trend setze sich zwar langsam aber stetig bis heute fort. "Aktuell führen insbesondere die wachsenden rechtlichen Restriktionen dazu, dass immer weniger Zigarren nachgefragt werden", heißt es beim Verband. Weder mit einer Tabakpfeife noch einer Zigarre stelle man sich "mal so eben" vor die Tür einer Kneipe oder eines Restaurants. Dafür dauert das Rauchen einfach zu lange. "Die kleinste Zigarre, einen Zigarillo, kann man innerhalb von 15 Minuten genießen, es gibt aber auch Formate, wo man mehr als eine Stunde an Zeit reservieren muss", erklärt Mehrlein. Er sagt: "Zigarren raucht man nicht so eben vor der Tür, insbesondere nicht, wenn die Wetterverhältnisse nicht gut sind." Um eine Zigarre genießen zu können, brauche es Zeit. So beschreibt der Verband auch seine Zielgruppe: "Von der Zigarre geht eine charismatische Ausstrahlung aus. Eine hohe Wertschätzung für Ruhe, Muße und die gemeinschaftliche Freude am Genuss kennzeichnet ihre Liebhaber", heißt es auf der Website.
Zigarrenlounges wie die in Düsseldorf füllen deshalb eine Marktlücke: Was Sie eigentlich verkaufen ist Zeit und Raum für den Tabakgenuss - Zigarren und die Accessoires wie Aschenbecher, Humidore, also die Behälter für Zigarren mit speziellen Befeuchtungssystemen, und Zigarrenbohrer sind nur schmückendes Beiwerk. Pro Jahr werden in Deutschland rund 1,1 Milliarde Zigarren verkauft - und die müssen schließlich irgendwo geraucht werden.
So beschreibt sich die Casa auch selbst weniger als Geschäft mit angeschlossener Rauchmöglichkeit, sondern als Wohlfühloase: "Hier findet der habanophile Zigarrenliebhaber in einem separaten 30 Quadratmeter großen begehbaren Humidor exklusive Spezialitäten, reifegelagerte Habanos und Sonderhumidore aller Art", heißt es. Man will einen "entspannenden Rahmen zum Genießen" bieten. Dazu gehört die perfekt gelagerte Habano,die vorher im Klimaraum ausgewählt werden kann. Für Stammkunden gibt es 18 mit Zedernholz ausgekleidete Schließfächer, in denen der eigene Zigarrenvorrat reifen kann.
Das Problem ist, dass dieses Image des Gentleman-Clubs und der Herrenrunde mit Zigarre und Cognac einfach nicht mehr in die Zeit passt. Auch Franz Peter Marx vom Verband deutscher Rauchtabakindustrie sagt: "Pfeifentabak und Zigarren sind nicht cool." Das waren Zigarrenliebhaber wie Albert Einstein oder Charles Chaplin allerdings auch nicht.