Den Produzenten ist die Malaise bewusst. Bei einer Umfrage der Mannheimer Beratung Camelot unter Pharmaführungskräften gab mehr als ein Drittel der Generikahersteller an, dass sich die Versorgungssicherheit deutlich verschlechtert habe. Dafür sorgen vier Entwicklungen:
- Monopolisierung: Viele Hersteller haben ihr Portfolio zusammengestrichen. So werden etwa Impfstoffe oft nur noch von einem oder wenigen Konzernen produziert. Die scheinen sich zunehmend auch aus der Herstellung von Krebsmitteln für Chemotherapien zurückzuziehen, weil die Preise am Markt deutlich gefallen sind. Kommt es dann zu Qualitätsmängeln in der Produktion, fehlt es oft an Alternativen.
- Verlagerung: Aus Kostengründen wird immer mehr in Indien oder China produziert. Laut Deutscher Pharmazeutischer Gesellschaft stammen 80 Prozent der Arznei-Wirkstoffe aus diesen beiden Ländern. Antibiotika werden nahezu ausschließlich in China hergestellt. Die Fertigungsstandards entsprechen noch nicht westlichen Maßstäben, was immer wieder zu Produktionsverzögerungen führt. Und in jüngster Zeit hat die EU die Pharma-Produktions- und -Sicherheitsvorgaben noch verschärft.
- Steigende Nachfrage: Zunehmend ordern auch Schwellenländer vor allem in Asien Antibiotika oder Krebspräparate. Der internationale Verteilungskampf um Medikamente wird härter. Während der Bedarf steigt, halten sich die Konzerne mit großen Investitionen in Fabriken zurück.
- Falsche Anreize: Nahezu alle gesetzlichen Krankenkassen schließen Rabattverträge für ihre rund 70 Millionen Versicherten ab. Dabei bekommen jeweils nur einzelne Hersteller den Zuschlag, um eine bestimmte Arznei an die Versicherten einer Kasse zu liefern. So kann diese den Preis gängiger Pillen und Salben um bis zu 90 Prozent drücken. Fällt dann bei einem Rabattvertrags-Gewinner die Produktion aus, ist schnell das Lieferlimit erreicht. Denn die Konkurrenz, die leer ausging, hat die Fertigungskapazitäten heruntergefahren und kann nicht einspringen.