Das bedeutet Großaufträge für Turbinen und Windkraftanlagenbauer wie Siemens und die Konkurrenz – etwa den dänischen Hersteller Vestas oder chinesischen Produzenten Sinovel. Doch auch wenn der Ausbau der Windenergie weitergeht, der Markt wird schwieriger. „Die goldenen Zeiten sind für die Hersteller von Windkraftanlagen erst einmal vorbei“, fassen die Experten der Managementberatung Oliver Wyman die Ergebnisse ihrer aktuellen Untersuchung zusammen.
Entwicklung der größten Windkraftanlagenbauer
Die Experten der Beratungsgesellschaft Oliver Wyman haben zusammengetragen, wie hoch die Zahl der neu installierten Leistung der jeweiligen Windkraftanlagenbauer weltweit war und wie das Unternehmen in den Jahren 2008 bis 2011 gewachsen ist. Dazu wurde die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (Compound Annual Growth Rate, abgekürzt CAGR) herangezogen.
Neuinstallation 2011 in Megawatt: 3.042
Wachstum 2008-2011 (CAGR): 173%
Neuinstallation 2011: 1.500
Wachstum 2008-2011: 105%
Neuinstallationen 2011: 3.600 MW
Wachstum 2008-2011: 46%
Neuinstallation 2011: 3.700 MW
Wachstum 2008-2011: 37%
Neuinstallation 2011*: 3.116 MW
Wachstum 2008-2011: 20%
*inklusive REpower Systems
Neuinstallation 2011: 2.591 MW
Wachstum 2008-2011: 11%
Neuinstallation 2011: 1.100 MW
Wachstum 2008-2011: 2%
Neuinstallation 2011: 3.308 Megawatt
Wachstum 2008-2011: 2%
Neuinstallation 2011: 3.203 MW
Wachstum 2008-2011: 0 %
Neuinstallationen 2011: 5.217 MW
Wachstum 2008-2011: - 1%
Neuinstallationen 2011: 970 MW
Wachstum 2008-2011: - 3%
Neuinstallationen 2011: 3.170 MW
Wachstum 2008-2011: -3%
Neuinstallationen 2011: 651 MW
Wachstum 2008-2011: - 20%
Die Preise sind bereits deutlich gefallen und Konkurrenz aus China wird immer besser. Noch fehlt den Asiaten die Langzeiterfahrung mit der Offshore-Technologie, doch Manfred Bayerlein, Chef des TÜB-Rheinlands sind eine wachsenden Konkurrenz. „In der Technologie liegt die chinesische Windkraftindustrie einige Jahre zurück, aber die Produkte sind jetzt schon wirtschaftlich“, warnt er. Der Markteintritt chinesischer Anbieter hat einen Preisverfall ausgelöst, der Firmen wie Vestas oder Nordex in die roten Zahlen gedrückt hat. Seit 2008 sanken die Preise um rund ein Viertel. „Selbstverständlich werden die Chinesen bald internationale Player, einige von ihnen sind es schon“, sagte Nordex-Chef Jürgen Zeschky der Financial Times. Aufträge erhielten sie etwa in Osteuropa und der Türkei, sofern die Finanzierung auch aus China komme.
Siemens hat sich bereits mit einem Joint-Venture mit Shanghai Electric den Zugang zum chinesischen Windmarkt gesichert. China dürfte in den nächsten Jahren der größte Markt für erneuerbare Energien werden. Die Regierung hat im letzten Fünf-Jahresplan, der 2011 in Kraft trat, 540 Milliarden Euro für alternative Energien vorgesehen, allein die Windkraft soll von 16 Gigawatt im Jahr 201 auf 150 Gigawatt bis 2020 ausgebaut werden. Im Sommer 2011 konnte sich Siemens den ersten Auftrag für einen Offshore-Windpark in China sichern. Sollten weitere folgen, sind die aktuell vorgelegten schlechten Zahlen nicht mehr als ein Zwischentief. Ein Sturm tobt hingegen in einem anderen Geschäftsbereich von Siemens.
Baustelle Nokia Siemens Networks
Angesichts der Probleme von Siemens im Windenergiesektor sprechen einige Kommentatoren von Lehrgeld, dass der Münchner Industriekonzern zahlen muss. Was die Großbaustelle Nokia Siemens Networks (NSN) angeht, kann davon allerdings keine Rede mehr sein. Seit der Gründung des Gemeinschaftsunternehmens mit Nokia zur Errichtung von Mobilfunknetzen im Jahr 2007 beschert NSN dem Siemens-Konzern Verluste. Und in diesem Quartal ist es besonders schlimm: 640 Millionen Euro beträgt der anteilige Verlust für Siemens. Seit 2007 hat Siemens bereits 1,25 Milliarden Euro in die Tochter gepumpt. Im Vorjahr hatten die Münchner noch einen Verlust von 107 Millionen Euro durch NSN erlitten. Die deutlich höheren Verluste waren allerdings für dieses Quartal erwartet worden. Der Telefonnetz-Ausrüster leidet unter Preiskämpfen mit aufsteigenden chinesischen Wettbewerbern. Für Nokia und Siemens hat sich NSN längst zum Milliardengrab entwickelt.
Insgesamt hatte NSN Belastungen von 772 Millionen Euro an Siemens gemeldet, anlässlich der Nokia-Zahlen war von einem operativen Verlust von 1,01 Milliarden Euro die Rede. Grund dafür ist ein großes Restrukturierungsprogramm, mit dem NSN-Chef Rajeev Suri das Unternehmen endlich in die Erfolgsspur bringen will. Von den weltweit rund 74.000 Beschäftigten sollen 17.000 gehen. Deutschlandweit will NSN 3000 der insgesamt 9100 Arbeitsplätze streichen. Rund 100 Millionen Euro will NSN durch die Schließung von Standorten einsparen, weitere 150 Millionen Euro durch geringere Reisekosten und den Verzicht auf externe Dienstleister.