Der Blick zurück zaubert Siemens-Chef Joe Kaeser ein Lächeln ins Gesicht. Umsatz, Ergebnis, Marge – beinahe überall konnte der Technologiekonzern aus München zwischen Anfang Oktober 2016 und Ende September des laufenden Jahres zulegen. Während US-Konkurrent General Electric sich praktisch selbst zerlegt, verspürte Siemens in den meisten Geschäften zuletzt kräftigen Rückenwind.
Das Problem: Ab jetzt wird es schwieriger. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Kaeser nur noch einen leichten Zuwachs beim Umsatz. Die Ergebnismarge im industriellen Geschäft dürfte zwischen elf und zwölf Prozent liegen, praktisch unverändert zum abgelaufenen Geschäftsjahr. Und dabei sind die jetzt kommenden, vermutlich erheblichen Aufwendungen für Restrukturierungen im Energiegeschäft noch gar nicht eingerechnet.
Hier die fünf wichtigsten Ursachen für den verhaltenen Ausblick in die Zukunft:
1. Die Krise im Kraftwerksgeschäft
In den vergangenen drei Jahren sind in Deutschland gerade noch zwei große Gasturbinen bestellt worden: eine für ein Kraftwerk in Berlin-Lichterfelde, die andere für ein Kraftwerk in Berlin-Marzahn. Die gesamte Branche sitzt auf gewaltigen Überkapazitäten. Weltweit, schätzt man bei Siemens, können jedes Jahr gut 100 große Turbinen verkauft werden, produzieren kann die Branche allerdings 400. Die Folge: Siemens wird in der Division Power & Gas mehrere Tausend Arbeitsplätze abbauen, ganze Werke sollen geschlossen werden. Der Umbau dürfte zu Aufwendungen, etwa für Ausgleichszahlungen und Abfindungen, im dreistelligen Millionenbereich führen. Im angelaufenen Geschäftsjahr erzielten die Münchner mit ihrer Division Power & Gas noch eine Marge von zehn Prozent. Solche Größenordnungen dürften erstmal der Vergangenheit angehören.
2. Die Krise im Geschäft mit Windkraftanlagen
Das Geschäft mit Windkraftanlagen hat Kaeser im vergangenen Jahr mit dem des spanischen Herstellers Gamesa zusammengelegt. Statt für mehr Dynamik und die Erschließung neuer Geschäftsfelder sorgt das deutsch-spanische Joint Venture erstmal für viel Ärger. Umsatz und Gewinn bleiben hinter den Erwartungen zurück. In den vergangenen Monaten wurde praktisch das gesamte Management ausgetauscht. Jetzt hat Samesa-Gamesa angekündigt, man werde insgesamt 6000 Arbeitsplätze in 24 Ländern abbauen. Auch das dürfte zu erheblichen Restrukturierungskosten führen, die die nächste Bilanz belasten werden.