Stiftungsunternehmen Club der guten Kapitalisten

Unternehmen, die Stiftungen gehören, sind gut für die Gesellschaft, weil sie gemeinnützige Projekte fördern und auf Kontinuität setzen statt auf schnelle Gewinne. Der Nachteil: Management und Stiftungen werden nicht ausreichend kontrolliert.

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Deutschlands größte Stiftungsunternehmen
Bertelsmann Quelle: dpa
ThyssenKrupp Quelle: dapd
Bosch Quelle: dpa
Fresenius Quelle: dpa
ZF-Friedrichshafen Quelle: dpa
Carl-Zeiss Quelle: dpa
Schott Quelle: dpa

Die meisten Mitglieder des geheimnisumwitterten Clubs sind mehr als 100 Jahre alte Traditionsunternehmen und erzielen Umsätze im zweistelligen Euro-Milliardenbereich. Etliche sind zu globalen Marken geworden: Bosch zum Beispiel, größter Autozulieferer der Welt. Auch der Stahl- und Rüstungskonzern ThyssenKrupp oder Europas größter Medienkonzern Bertelsmann spielen in der globalen Oberliga. Viele sind Technik-Vorreiter in ihrer Sparte, der Getriebehersteller ZF Friedrichshafen etwa oder Fresenius, Weltmarktführer bei Dialysegeräten. Das gilt sogar für jene, deren Umsätze nicht an die Großen heranreichen: den Brillenglas- und Industrieoptik-Hersteller Carl Zeiss, den Glasproduzenten Schott, die Diehl-Gruppe, Hersteller von Munition und Raketen, oder Körber, Weltmarktführer für Zigarettenmaschinen.

Aus Sorge für das Unternehmen

Was die neun in einer WirtschaftsWoche-Serie präsentierten Unternehmen gemeinsam haben: Alle sind ganz oder zu einem Großteil im Besitz von Stiftungen. Manchmal vom Firmengründer selbst geschaffen, wie bei Bertelsmann, Körber oder ThyssenKrupp, testamentarisch verfügt, wie bei Bosch, oder von einem Nachfahren oder engen Vertrauten vollzogen wie bei Zeiss, Diehl oder Fresenius. Ein Exot ist die Zeppelin-Stiftung, Mehrheitseignerin von ZF Friedrichshafen, die als Industriefördermaßnahme für den Luftschiffbau gegründet wurde. Erster Spender war Kaiser Wilhelm II. Das wichtigste Motiv aller anderen Stiftungsgründer war dagegen die Sorge um den Fortbestand des Unternehmens. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach etwa, Gründer der gleichnamigen Stiftung, traute es seinem eher den leichten Dingen des Lebens zugewandten Sohn Arndt einfach nicht zu, im harten Stahlgeschäft erfolgreich zu sein.

ThyssenKrupp Quelle: REUTERS

Tatsächlich haben Krupp und die meisten anderen Stiftungsgründer mit ihren von außen wenig transparenten Eigentümerkonstruktionen aber viel mehr erreicht. Stiftungen schützen das von der Großvätergeneration geschaffene unternehmerische Erbe nicht nur vor Leichtsinn und Unvermögen der Söhne und Enkel. Auch mit den Widrigkeiten ökonomischer Entwicklungen und dem Börsen-Auf-und-Ab werden Stiftungsunternehmen häufig besser fertig als solche im Privatbesitz.

Von den Zwängen des Kapitalmarkts befreit

„Stiftungsunternehmen können weitgehend unabhängig von kurzfristigen Zwängen der Kapitalmärkte planen und langfristige Strategien verfolgen“, sagt Burkhard Schwenker, lang gedienter Berater und heute Aufsichtsratschef bei Roland Berger. „Stiftungen sind eher an langfristigen und stetigen Zuflüssen als an kurzfristiger Gewinnmaximierung interessiert. Ihre Unternehmen können mehr Rücklagen und mehr Eigenkapital bilden und haben es so leichter, Investitionen zu finanzieren oder temporäre Krisen zu überbrücken.“ Zu den Nutznießern des Modells zählt auch die Gesellschaft: Die meisten Stiftungsgründer verstanden sich als Mäzene und verfügten, dass die Erträge wohltätigen Zwecken zugute kommen. Schwenker: „So gesehen sind Stiftungsunternehmen die besseren Kapitalisten.“

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