Umbau bei Volkswagen Müller will Marken mehr Autonomie geben

Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller sieht den Umbau des Konzerns als Chance für einen Neubeginn. Erste Maßnahme: Die Marke VW solle künftig genauso unabhängig geführt werden wie Audi und Porsche.

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Der neue Volkswagen-Chef will auch der Marke VW mehr Autonomie einräumen. Quelle: AFP

Hamburg Der neue Volkswagen-Chef Matthias Müller will den einzelnen Teilen des vom Abgasskandal erschütterten Wolfsburger Konzerns mehr Verantwortung geben. Die Hauptmarke VW solle künftig genauso unabhängig vom Konzern agieren wie Audi und Porsche, sagte Müller seinem Redemanuskript zufolge am Montagabend bei einer internen Veranstaltung vor rund 1000 VW-Managern in Wolfsburg. „Für mich ist die neue Konzernstruktur der erste Schritt und die Basis für eine Modernisierung von Volkswagen.“ Das gelte besonders für das Stammwerk in Wolfsburg, fügte der frühere Porsche-Chef hinzu. Wolfsburg ist mit rund 50.000 Beschäftigten in Produktion und Verwaltung der größte Standort des weltumspannenden Konzerns.

Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet, dass Müller eine Dachgesellschaft einrichten wird, unter der die einzelnen Marken aufgehängt werden. Dadurch könne der Konzern flexibler agieren. „Bei Volkswagen ist zu viel Macht in Wolfsburg konzentriert“, sagte der Professor für Automobilwirtschaft. „Das funktioniert nicht, weil die Strukturen zementiert sind.“ Veränderungen würden zudem durch die starke Stellung des Betriebsrats und des Landes Niedersachsen im Aufsichtsrat behindert. Dadurch sei Volkswagen weniger flexibel als die Konkurrenz.

Der Aufsichtsrat hatte Müller am Freitag zum Nachfolger für den in dem Abgasskandal zurückgetretenen Konzernchef Martin Winterkorn ernannt. Zugleich stellte das Gremium die Weichen für einen Konzernumbau. Dadurch solle die Marken mehr Verantwortung für Vertrieb und Produktion in den einzelnen Regionen bekommen. Die zwölf Marken des Konzerns sollen nach technischen Prinzipien in vier Gruppen gebündelt werden.

Dabei sollen die einzelnen Marken stärker vom Konzernvorstand koordiniert werden und zugleich mehr Verantwortung erhalten. Das Geschäft in den USA, in dem der Abgasskandal begann, wird mit Mexiko und Kanada in der Region Nordamerika zusammengefasst. Die Leitung übernimmt Anfang November der bisherige Skoda-Chef Winfried Vahland. Er soll das Amerika-Geschäft zusammen mit US-Chef Michael Horn in die Spur bringen. Denn dort fährt VW wegen einer verfehlten Modellpolitik hinter der Konkurrenz her. Zugleich schafft Volkswagen für Amerika eine ähnliche Struktur wie für den weltgrößten Pkw-Mark in China. Dort hat mit Jochem Heizmann ein eigener Manager im Vorstand das Sagen.

Zugleich treibt Müller die Aufklärung des Abgasskandals voran. Die amerikanische Großkanzlei Jones Day sei beauftragt und werde in Kürze mit der externen Untersuchung beginnen. „Vor uns liegen ein langer Weg und viel harte Arbeit.“ Dabei sei Sorgfalt noch wichtiger als Geschwindigkeit. Müller sagte zudem, der Konzern stehe bei der Aufklärung des Abgasskandals nicht allein. Die Familien Porsche und Piëch als Großaktionäre sowie das Land Niedersachsen stünden zu Volkswagen.

In der nach Unternehmensangaben weltweit in rund 75 Standorte des Konzerns übertragenen Rede kündigte er an, dass Volkswagen den Behörden im Oktober technische Lösungen präsentieren werde, um die Manipulation von Abgaswerten zu beenden. Die betroffenen Kunden sollten bereits in den kommenden Tagen informiert werden, dass das Abgasverhalten ihrer Fahrzeuge in Kürze nachgebessert werden müsse. Weltweit sollen bis zu elf Millionen Diesel-Fahrzeuge manipuliert sein.

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