Vonovia Herr Buch, die Flüchtlinge und 3000 Handwerker auf Socken

Vonovia verzichtet vorerst auf große Übernahmepläne. Stattdessen nimmt Konzernchef Rolf Buch Neubauten ins Visier - und neue Verhaltensregeln für die Handwerker des Unternehmens.

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Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Immobiliengesellschaft Vonovia Quelle: dpa

Übernahmen seien der "Turbo" in seinem Geschäft, sagt Vonovia-Chef Rolf Buch am Donnerstagmorgen. Aber den Turbo hat er erstmal ausgeschaltet. Und das, obwohl während der Vonovia-Pressekonferenz im Düsseldorfer Van-der-Valk-Hotel gleichzeitig eine Etage drunter die drittgrößte deutsche Wohnungsgesellschaft LEG tagt. Das sei purer Zufall, versichern die Vonovia-Organisatoren. Nachdem ihm die feindliche Übernahme des Branchenzweiten Deutsche Wohnen spektakulär misslungen ist, richtet Buch seine Krone und macht ohne Großfusionen weiter.

Die Vision des 500.000-Wohnungs-Megakonzerns ist vorbei. Aber die präsentierten Geschäftszahlen seien gar nicht so schlecht für ein "Geschäft, das sich eigentlich durch Langeweile auszeichnet", kokettiert der Vorstandsvorsitzende bei der Präsentation von Rekordumsatz, Rekordgewinn, Rekorddividende und gemessener Rekordzufriedenheit der Vonovia-Mieter.

Flüchtlingskrise ist Herausforderung für Wohnungsbau

Langeweile? Wenn Herr Buch an diesem Morgen berichtet, dass die rund 3000 Handwerker des Unternehmens demnächst die Schuhe ausziehen, wenn sie die Wohnungen der Mieter betreten, dann hat man in der Tat schon Aufregenderes gehört und fragt sich: Wurde das im Vorstand entschieden? Buch hat offenbar auf seine Frau gehört bei dieser Entscheidung, denn die sei "immer ganz begeistert, wenn die Handwerker bei uns zu Hause das tun", verrät er.

Aber nach dem irrwitzigen Übernahmekampf ist es gut, dass Ruhe einkehrt bei der hoch angespannten 6400-köpfigen Mannschaft des Dax-Neulings, der ja auch das Team des 2015 friedlich übernommenen früheren Branchenzweiten Gagfah noch an die eigene Unternehmenskultur heranführen und in die eigenen Strukturen eingliedern muss.

Langweilig wird es trotzdem nicht bei Vonovia. Ganz neue Herausforderungen kommen nicht nur auf die Republik, sondern auch auf die Wohnungswirtschaft zu. 400.000 neue Wohnungen braucht Deutschland aufgrund der Flüchtlings-Zuwanderung auf absehbare Zeit. Das ist vom Volumen her "jedes Jahr eine neue Vonovia", die aktuell rund 360.000 Wohnungen im Bestand hat, sagt Buch, der sein Unternehmen bei diesem gesellschaftlich-wirtschaftlichen Kraftakt als Teil der Lösung sieht.

Richtig ist ja Buchs Ansatz, dass Integration besser in bestehenden Wohngebieten gelingen wird, als in neuen Wohnblocks auf der grünen Wiese - zumal dabei weniger Flächen neu versiegelt werden.

Wenn Vonovia Ideen und Konzepte entwickelt, bestehende Gebäude preisgünstig zu erweitern, ist dem kritisch beäugten Wohnungsgiganten Beifall auf der ganz großen Bühne gewiss. Gar nicht langweilig also, was sich da abzeichnet - eher eine Chance: auf ein neues Image und auf operatives Wachstum ohne große Übernahmen.

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