Tim Cooks Führungsstil gilt als schnell, hart und unmittelbar. Er sei ein Workaholic heißt es, der auch in der Nacht Arbeits-E-Mails verschickt. Mit den aktuellen Entscheidungen erinnert er wieder daran, dass er mehr ist, als nur der Steve-Jobs-Schatten. Er ist ein Chef, der durchgreift und ein Team um sich schart, das für ihn arbeitet und nicht nur für Steve Jobs.
Der Umbau der Apple-Führungsspitze wird ohne Zweifel Auswirkungen auch auf die kommenden Produkte des Unternehmens haben. Die Entwicklung des Betriebssystems iOS und der Mac-Software liegen nun in einer Hand, was darauf hindeutet, dass Apple-Computer und die mobilen Endgeräte des Unternehmens künftig noch kompatibler sein werden. Außerdem könnte sich optisch einiges ändern. Der britische Designer Jonathan Ive stieß schon Anfang der 90er Jahre zu Apple. Doch erst als Jobs 1997 wieder die Führung übernahm, blühte Ive voll auf. Seine Abteilung bekam größere Räume in einem Hochsicherheitstrakt des Hauptquartiers und die Lizenz zum Experimentieren. Aus Ives Labor stammen Innovationen wie die aktuellen Notebooks aus einem Stück Aluminium sowie das schlichte Design von iPhone, iPad und Mac. Bezüglich Design-Fragen war er oft anderer Meinung als Forstall, der voll auf der geschmacklichen Linie Steve Jobs war.
Interessant wird auch die weitere Entwicklung des zunächst gefloppten iOS-Kartendienstes. Manager Eddy Cue, der Chef der iTunes-Plattform, musste bereits den schlecht gestarteten Speicherdienst MobileMe retten - und machte die funktionierende iCloud daraus. Nun soll er die misslungenen Apple-Karten fit machen und den oft kritisierten persönlichen Assistenten Siri verbessern. Schon 2011 bekam Cue die Führung des gesamten Bereichs Internet-Software und Dienste übertragen. Damit ist er Chef über den iTunes Store, den App Store und den Büchershop iBooks. Mit dem Online-Speicher iCloud zeichnet er für einen Schlüssel-Bereich für die Zukunft vonApple verantwortlich.
Mit der neuen Führungsriege will Tim Cook gewappnet sein für die wachsende Konkurrenz bei den Tablet- und Smartphone-Anbietern. Denn die setzt Apple heute deutlich mehr zu, als noch zu Jobs Zeiten. Das Unternehmen muss mit einer starken Mannschaft antreten, um der oft deutlich günstigeren Konkurrent entgegenzutreten. Niemand weiß das besser als Tim Cook. Und genau deshalb greift er durch.
Mit Material von Reuters und dpa