Was der Handybranche widerfährt, ist ein Trend, der in der PC-Welt rund 30 Jahre brauchte. An die Stelle regelmäßiger, massiver Leistungssprünge und grundlegender Technikinnovationen sind immer kleinere Fortschritte getreten. Aus „Must-Have“, dem Haben-Müssen-Gefühl nach der Vorstellung der jeweils nächsten Rechner-Generation, wurde bestenfalls ein „Might-Have“. Ein Vielleicht-Brauchen.
Zahlen und Fakten zum Smartphone-Markt
Im vergangenen Jahr wurden rund 1,3 Milliarden Smartphones verkauft. Laut dem Marktforscher IDC war das ein Plus von 27,6 Prozent. Die Marke von einer Milliarde war erst 2013 geknackt worden.
Samsung und Apple lieferten sich im Weihnachtsquartal ein Kopf-An-Kopf-Rennen um den Spitzenplatz beim Absatz mit rund 75 Millionen verkauften Smartphones.
Die teureren iPhones (Durchschnittpreis zuletzt 687 Dollar) machen Apple mit Abstand zum profitabelsten Anbieter.
Im gesamten Jahr 2014 verkaufte Samsung klar die meisten Smartphones mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent. Das war allerdings ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu 31 Prozent 2013. Apple liegt bei rund 15 Prozent der weltweiten Verkäufe.
Zur weltweiten Nummer drei im Smartphone-Markt wurde mit dem Kauf des Handy-Pioniers Motorola der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo. Die Chinesen erreichten zuletzt einen Marktanteil von 6,6 Prozent.
Smartphones machen inzwischen mehr als zwei Drittel des gesamten Handy-Marktes aus.
Das Google-Betriebssystem Android und die iOS-Plattform füllen zusammen mehr als 90 Prozent des weltweiten Smartphones-Marktes aus. Entsprechend wenig Platz bleibt für die Anbieter anderer Systeme.
Die Smartphone-Welt mit ihren dramatisch kürzeren Produktzyklen hat das Stadium der im Grunde zufrieden gestellten Nutzer in einem Drittel der Zeit geschafft, den die PC-Bauer benötigten. Knapp zehn Jahre nach Vorstellung des ersten iPhone, sind die Handstreich-Telefone aus dem vergangenen Jahr den meisten Nutzern schlicht gut genug. Sie müssen Gerät nach wenigen Jahren nicht schon wieder ersetzen. Woher also soll künftiges Wachstum kommen? Was weckt wieder neue Faszination beim Käufer? Was wird das „Next Big Thing“ der Mobilfunkwelt?
Wenn jeder mit jedem funkt
Die eine, grandiose Innovation, das Killer-Produkt, wird auf keinem der Messestände in Barcelona zu sehen sein. Der bedeutenste Treiber im Endkundengeschäft wird vielmehr die Verbindung unterschiedlichster Geräte im Alltagsumfeld sein: smarte Uhren mit den Steuerungsmodulen für das intelligente Haus beispielsweise. Oder die Verknüpfung der eigenen Virtual-Reality-Brille mit der 3-D-Kamera im Handy eines Freundes im Urlaub. Alles wird im digitalen Alltag mit allem kommunizieren.
Das schafft einen Wachstumsmarkt, für jede Menge Gadgets, keine Frage. Die bittere Wahrheit für die Smartphonebauer aber lautet: Für die meisten der Anwendungen wird man bestenfalls hin und wieder ein neues Smartphone brauchen, wenn das alte aufs Display gefallen ist. Als Fernsteuerung für den vernetzten Alltag reicht fast immer auch die Handy-Generation aus dem Vorjahr.
Aus dem Umbruch im Mobilfunkgeschäft werden aber auch einige Gewinner hervorgehen. Die Menge der durch die Netze pulsierenden Daten wird weiter exponentiell ansteigen. Denn ob Uhr oder Brille, ob vernetzte Parkuhr oder Stromzähler an der Windfarm: Was künftig an Bits und Bytes zwischen beliebigen Geräten zirkuliert, wird die Transportkapazitäten der bestehenden Netz rasch an Ihre Grenzen treiben.
Das Wachstum beim Datenverkehr rechnet Ericssons Mobility Report für die nächsten fünf Jahre alleine auf 1600 Exabyte hoch. Das ist die unvorstellbare Menge von 1,6 Billionen Gigabyte, und dreizehn Mal mehr als in den vergangenen fünf Jahren.
Funken im Internet der Dinge
Wichtigster Trend der nächsten Dekade und eines der Hauptthemen der Messe, wird deshalb die Technik sein, die die Netze für den Datenboom im Internet der Dinge fit macht. Das Kürzel, das die Kommunikationswelt elektrisiert heißt 5G. Es steht für die kommende, die fünfte Generation des Mobilfunks.
„5G wird weltweit nicht bloß Hunderte von Millionen Menschen vernetzen“, sagt Frank Fitzek, Leiter des Lehrstuhls für Kommunikationsnetze an der Technischen Universität Dresden. „Künftig geht es darum, global Hunderte von Milliarden Maschinen zu verbinden.“
Von denen wird sich keine Einzige für eine höchstauflösende Handykamera begeistern oder für ein abgerundetes Gorilla-Glas-Display. Aber jede Einzelne braucht Sendemasten, Antennen, Bodenstationen, Vermittlungstechnik und jede Menge Software, um den Datenstrom zu verarbeiten.
Das wird ein gigantisches Geschäft für die nächsten Jahre. Bei den Herstellern dieser Netztechnik, bei den Nokias, Ericssons und Huaweis, ist in der MWC-Messewoche tatsächlich Party angesagt – und zwar jede Menge.