SAP-Hauptversammlung Deutlicher Denkzettel für Hasso Plattner

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Aktionärsschützerin wünscht mehr Fingerspitzengefühl

„Unsere Vorstandsvergütung muss mit Blick auf unsere internationalen Rivalen konkurrenzfähig sein“, so Plattner weiter. „Und da sehen wir uns mit unserem System aus relativ niedriger Grundvergütung und hohen variablen Bestandteilen gut aufgestellt, da die variable Vergütung eng an die nachhaltige langfristige Unternehmensentwicklung gekoppelt ist.“ Letztlich profitierten ja auch die SAP-Anteilseigner von langfristig steigenden Aktienkursen.

Nicht jedem auf der Hauptversammlung genügten diese Ausführungen von Plattner. „Schreiben Sie den Vergütungsbericht so, dass ich ihn verstehe. Und sagen Sie mir, welche Unternehmen neben Microsoft und Oracle zu der Vergleichsgruppe bei den langfristigen Bestandteilen gehört“, forderte etwa Christiane Holz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), mit rund 30.000 Mitgliedern die größte deutsche Aktionärsvereinigung, als eine der ersten Rednerinnen.

So richtig Plattners jetzige Bemühungen um Klarheit auch seien: „Ich bedauere, dass Sie mit Ihrer Transparenzinitiative jetzt erst kommen – und nicht erst nach der 45-Prozent-Ablehnung auf der letzten Hauptversammlung“, legte Holz weiter den Finger in die Wunde. „Sie haben da nur auf Kritik reagiert, nicht agiert. Da hätten Sie proaktiv voranschreiten sollen.“

Die Aktionärsschützerin hätte sich zudem mehr Fingerspitzengefühl bei der Einbettung der Managementgehälter in das deutsche Gehaltsgefüge gewünscht. „Schließlich ist SAP ja – noch – ein deutsches Unternehmen.“ Trotz aller Kritik kündigte sie aber an, sowohl Vorstand als auch Aufsichtsrat im Namen der DSW entlasten zu wollen. „Alles andere wäre angesichts der Geschäftserfolge auch Quatsch.“

Der große Proteststurm blieb also aus – und Plattner hatte seinerseits Kreide gefressen: „Es stimmt, wir hätten manche der Fragen schon im vergangenen Jahr beantworten und ins Internet stellen sollen“, gab sich der Chefkontrolleur bei der Erwiderung mancher Aktionärsfragen zur Vorstandsvergütung ungewohnt reumütig. „Wir müssen lernen, verständlicher zu kommunizieren – so wie Lehrer das Lehren lernen müssen.“

Wirklich milde haben die Aktionäre derartige Demutsgesten aber letztlich nicht gestimmt – sie verpassten Plattner einen mehr als deutlichen Denkzettel: Mit 50,49 Prozent stimmten sie letztlich nur äußerst knapp für die Entlastung des Aufsichtsrates. Im Vorfeld des Aktionärstreffens hatten Finanzkreise bereits auf eine Ablehnungsquote von 40 Prozent spekuliert.

Eine Überraschung hatte Plattner für die Aktionäre dann doch noch parat, allerdings versteckt in einer seiner Antworten: Der 73-Jährige ließ erstmals durchblicken, wie lange er noch an der Spitze des Aufsichtsrates stehen wolle: Sein jetziges Mandat laufe noch bis 2019; danach könne er sich eine weitere Amtszeit durchaus vorstellen. „Allerdings nicht mehr für volle fünf Jahre.“

Anders ausgedrückt: Seinen 80. Geburtstag im Januar 2024 wird Plattner wohl nicht mehr als Chefaufseher der SAP begehen.

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