Kaffeefilter-Erfinder Die Melitta-Story: Filtern, einfrieren, dampfgaren

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Nach zweitem Weltkrieg trennen sich die Wege der Brüder Bentz

Nach seiner Internierung im November 1945 und einem Entnazifizierungsverfahren, in dessen Rahmen Horst Bentz „volle Bewegungsfreiheit und Verfügung über sein Vermögen“ erhält, weil er für den Wiederaufbau der Melitta Werke für unentbehrlich erklärt wird, kehrt er 1948 ins Unternehmen zurück.

Ursprünglich hatten die beiden Söhne 1932 gemeinsam die Nachfolge ihrer Eltern angetreten. Doch nach 20 Jahren war es mit der Eintracht vorbei. 1952 trennen sich die Wege von Horst und Willy. Willy bekommt die Papierfabrik in Düren bei Aachen und Horst das Melitta-Werk in Minden. Während der Fünfziger- und Sechzigerjahre baut Horst das Kaffeegeschäft aus, steigt in den Verkauf von Haushaltswaren ein und kauft ein Unternehmen nach dem anderen: die Schokoladenfabrik Haller, einen Porzellanhersteller mit der Marke Friesland, den Saftladen Granini und den Zigarrenproduzenten Dannemann. Nach fast 50 Jahren an der Melitta-Spitze übergibt Horst Bentz 1981 die Führung an seine Söhne Jörg und Thomas; später kommt auch sein jüngster Spross Stephan hinzu.

Horst Bentz' Nachfolger beenden Expansionphase

Das Dreigestirn an der Melitta-Spitze erklärt die stürmische Wachstumsphase für beendet. Nicht mehr nur Expansion steht auf dem Programm, sondern Konzentration der Kräfte. Das in den Jahren zuvor zusammengekaufte Sammelsurium erweist sich als unwirtschaftlich und unübersichtlich. Es wird deutlich, dass Wachstum auch Kosten verursacht. Die Märkte stagnieren, Gewinne schrumpfen. Die Melitta Gruppe trennt sich von Geschäftsfeldern, in denen sie für ihre Aktivitäten und Kompetenzen keine Zukunftsperspektive sieht (Porzellan, Süßwaren, Getränke), oder die sich in stark schrumpfenden Märkten bewegen (Zigarren).

Im 100. Jahr des Firmenbestehens sind die beiden Enkel von Melitta Bentz, Stephan Thomas Bentz, geschäftsführende Gesellschafter einer Führungsholding, die aus klassischen Zentralbereichen besteht. Das operative Geschäft wird in rechtlich selbständigen Gesellschaften von familienfremden Geschäftsführern geführt.

Das Erstlingsprodukt Filtertüten liefert mittlerweile nur noch elf Prozent des Gesamtumsatzes von knapp über 1 Milliarde Euro. Den größten Anteil nimmt mit über 40 Prozent das weltweite Kaffeegeschäft ein. Melitta hat traditionell eine starke Marktstellung im Konsumgüterbereich - besonders in Deutschland, aber auch in Europa und in Übersee. In Brasilien, dem Land des Kaffees, gehört Melitta zu den Marktführern von vakuumverpacktem Kaffee und hat mit dem Erwerb eines lokalen Rösters weitere Regionen ins Visier genommen. In den USA steht die Marke Melitta für gehobenen Kaffeegenuss und ist die Nummer 1 bei Filterpapier.

Das Hauptaugenmerk der Melitta-Gesellschafter gilt heute der Frage, wie und mit welchen Produkten kann die Gruppe weiter wachsen. Als Familienunternehmen mit begrenzten Ressourcen hat die Konzentration auf Kernkompetenzen und Kernmärkte Vorrang, um im Wettbewerb erfolgreich zu bestehen.

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