Lufthansa Die ungewöhnlichen Methoden des neuen Chefs

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Wolfgang Mayrhuber Quelle: dapd

Gleichzeitig haben Franz und Carsten Spohr, der seit Jahresbeginn das Fluggeschäft unter der Marke Lufthansa leitet, die Verwaltung umgebaut und die ersten vier Führungsebenen mit Vertrauten besetzt. Diese bisher größte Renovierung im Unternehmen geschah in Rekordzeit. Dabei durften gegen die Gewohnheit manche gleich mehrere Hierarchiestufen überspringen wie Kay Kratky, Leiter des Flugbetriebs und der Organisation am wichtigsten Drehkreuz Frankfurt, der zuvor eine Frachtflugtochter in China leitete.

Der Umbau betraf auch einige von Mayrhubers Lieblingsprojekten. In Italien vereinten Franz und Spohr den Lufthansa-Regionalflieger Air Dolomiti mit der bisher weitgehend autonomen Tochter Lufthansa Italia. Mit der wollte Mayrhuber die Schwäche der Staatslinie Alitalia im wirtschaftlich starken Norden des Landes nutzen, erntete aber statt mehr Passagieren vor allem Verluste.

Mehr Macht über Tochterunternehmen

Zudem beschränkt die neue Verwaltung den von Mayrhuber so geliebten internen Wettbewerb auch bei den anderen zehn Plattformen im Fluggeschäft. Zwar haben etwa die beiden Drehkreuze Frankfurt und München nach wie vor eigene Chefs. „Doch denen regiert stärker als bisher der Vertrieb hinein sowie ein paar Sonderbeauftragte mit Querschnittsfunktionen wie Produktgestaltung, Marketing und Strategie, die alle Spohr direkt unterstehen“, sagt ein Konzernkenner.

Indirekt bekommt die Flugmarke Lufthansa auch mehr Macht über die anderen Töchter wie Swiss, AUA oder BMI. Die unterstehen zwar offiziell Franz’ Vorstandskollegen Stefan Lauer. Doch im Alltag stimmen sich die Linien über ein Gremium namens Airline Development Board ab. „Dort spielt der Strategiechef der Marke Lufthansa die wesentliche Rolle“, sagt ein Insider, „besonders bei Strategie, neuen Strecken, Investitionen und der Preispolitik.“

Kartellamt ist misstrauisch

Der Machtzuwachs ist unter anderem daran schuld, dass die Kartellwächter sich die Lufthansa genauer ansahen. Dabei stellten sie fest: Die Rabatte für Firmenkunden verzerrten den Wettbewerb. "Die Verträge sind so ausgestaltet, dass die Unternehmen, um Rabatte zu erhalten, weitreichende Flugdaten weitergeben müssen, die einen Einblick in die Preis- und Rabattgestaltung der Wettbewerber geben", sagte eine Sprecherin des Kartellamts. Dabei gehe es um die Weitergabe von allen Flugdaten, die über die Firma gebucht werden. So erfahre die Lufthansa auch etwas über die Konditionen von Konkurrenzunternehmen wie Air France oder Air Berlin. Laut Zeitungsberichten befragt das Bundeskartellamt derzeit die Großkunden der Lufthansa zu ihren Vertragskonditionen.

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