Ingenieure sind heiß begehrt: Wer einen entsprechenden Abschluss hat, kann sich seinen Job quasi aussuchen. Trotzdem ist diese umkämpfte Spezies offenbar unsicher, wie sie an den Traumjob kommen soll.
Bei der Karrieremesse für stellensuchende und wechselwillige Ingenieurinnen und Ingenieure des Branchenverbandes VDI in Düsseldorf tummelten sich zahlreiche junge Männer und vereinzelt ein paar Frauen mit ihren Bewerbungsunterlagen. Wer wollte, konnte direkt vor Ort sein Bewerbungsfoto schießen lassen, Profis boten sich an, die Bewerbungen noch einmal auf Vollständigkeit und Fehler zu überprüfen. Die Unsicherheit der Young Professionals ist groß. Entsprechend stark war auch der Andrang bei Vorträgen über Business-Etikette und stilsicheres Auftreten oder das Aufbauen eines Karrierenetzwerkes.
Denn nach dem Studium steht eben nicht mehr nur das technische Wissen im Vordergrund, sondern auch die ganzen weichen Faktoren, mit denen sich Geisteswissenschaftler - je nach Fachrichtung - mehrere Semester lang täglich beschäftigen.
Trotzdem: Ingenieure werden händeringend gesucht, während sich die Soft Skill-Experten in der Fachkräftediskussion oft anhören dürfen, warum sie denn nichts naturwissenschaftliches oder technisches studieren. Erst am Mittwoch veröffentlichte das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) seinen "Mint-Frühjahrsreport 2015".
Demnach fehlen den Unternehmen in Deutschland derzeit mehr als 137.000 Arbeitskräfte mit technischem, IT-, naturwissenschaftlichem oder mathematischem Abschluss. So groß war der Bedarf seit Dezember 2012 nicht mehr. Laut Marco Dadomo, Pressesprecher des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), blieben im vergangenen Jahr 66.000 Ingenieursstellen in Deutschland unbesetzt. Dem VDI zufolge gehen in Zukunft weitere 40.000 bis 50.000 Ingenieure pro Jahr in Rente.
Gemäß einer Studie des Branchenverbandes zusammen mit dem IW waren schon im Jahr 2011 mehr als 35 Prozent der erwerbstätigen Ingenieure über 50 Jahre alt. Im Vergleich zu allen anderen europäischen Staaten sind die deutschen Ingenieure damit die ältesten.
"Wir müssen unsere Kinder, insbesondere die Mädchen, mehr für Technik und Technik-Berufe begeistern – am besten schon ganz früh. Zudem brauchen wir auch ausländische Ingenieure, egal ob sie in Deutschland oder woanders ausgebildet wurden", mahnte VDI-Präsident Udo Ungeheuer deshalb beim 27. Deutschen Ingenieurtag in Düsseldorf.
BMW sucht mehr als 1000 Ingenieure
Was für die betroffenen Unternehmen und die deutsche Wirtschaft zu einem immer größeren Problem wird, macht sich für die gesuchten Fachkräfte dagegen bezahlt. Uniabsolventen und Jobeinsteiger haben die besten Karrierechancen.
Besonders gefragt sind derzeit Maschinenbauer, insbesondere im Bereich der Industrieroboter. Gleiches gilt für Experten aus den Bereichen Automatisierungstechnik, elektrische Antriebe, Lichttechnik und Prozessautomatisierung, sowie Ingenieure für Klimaschutz und Umwelttechnologien. Selbstverständlich braucht auch die Automobilindustrie kluge Köpfe. "Allein BMW sucht derzeit über 1000 IT-Ingenieure", sagt Dadomo.
Dank der hohen Nachfrage locken die Unternehmen Berufseinsteiger auch mit entsprechenden Gehältern: Im Bereich Elektronik und Elektrotechnik winken Einstiegsgehälter von 42.000 bis 49.545 Euro brutto. Bei den Fahrzeugbauern sind 44.00 Euro bis 52.200 Euro brutto im Jahr drin und in der Chemie- und Pharmaindustrie zwischen 45.497 Euro und 60.844 Euro brutto im Jahr. In Ingenieurs- und Planungsbüros bekommen Berufseinsteiger mit einer Spanne von 37.500 Euro bis 45.600 Euro brutto im Jahr das geringste Gehalt.
Im Schnitt verdienen Ingenieure laut einer Studie von Gehaltsvergleich.com durchschnittlich 63.912 Euro im Jahr – je nach Branche, Region und Unternehmensgröße ist auch deutlich mehr drin. So bietet der Süden Deutschlands die besten Karriere- und Gehaltsaussichten für Ingenieure: Finanziell am lukrativsten ist laut Gehaltsvergleich das fränkische Erlangen. Pro Jahr winken hier mehr als 71.500 Euro. Auf Platz zwei liegt Stuttgart mit 71.495 Euro, dahinter folgt der BASF-Standort Mannheim/Ludwigshafen mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 70.595 Euro.
Mittelstand kann für Ingenieure Vorteile haben
Das große Karriereglück finden junge Ingenieure aber nicht immer bei großen Konzernen. „Sie sollten auch Hidden Champions berücksichtigen“, rät Henryk Lüderitz allen, die ihren Weg an die Weg an die Spitze finden wollen. Lüderitz blickt auf zwölf Jahre Management-Erfahrung bei dem Mobilfunkanbieter Vodafone zurück. Mittlerweile coacht er seit rund vier Jahren Berufseinsteiger, aufstrebende Mitarbeiter und junge Führungskräfte - unter anderem auch beim Recruitingtag für Ingenieure. Als er diese während seines Vortrages nach ihrem Traumarbeitgeber fragt, fallen nur die Namen der Big Player: Siemens, VW, Audi, BMW, vielleicht noch Bosch.
Die beliebtesten Arbeitgeber der Ingenieure
Fraunhofer-Gesellschaft
Umfragewert(in Prozent): 8,0
Robert Bosch
Umfragewert(in Prozent): 8,1
Airbus
Umfragewert(in Prozent): 10,3
Lufthansa Technik
Umfragewert(in Prozent): 12,9
Siemens
Umfragewert(in Prozent): 15,9
Daimler
Umfragewert(in Prozent): 17,2
Volkswagen
Umfragewert(in Prozent): 19,0
Porsche
Umfragewert(in Prozent): 25,1
BMW
Umfragewert(in Prozent): 25,2
Audi
Umfragewert(in Prozent): 28,1
Unterschiedlicher Rang bei gleicher Prozentzahl ergibt sich aufgrund der zweiten Nachkommastelle;
Quelle: Universum
Zwar haben die Dax 30 ihren klaren Vorteile: sie sind international, besitzen ein entsprechendes Renommee und auch die Förderung junger Talente sei oftmals besser, da für Personalentwicklung ganz andere Budgets zur Verfügung stünden, so Dadomo.
Dafür sind sie oft weniger flexibel und eher bürokratisch. „Wer etwas verändern will, muss seinen Antrag erst durch fünf Gremien boxen und nachher wird er abgelehnt, weil eine Formalie nicht stimmt – obwohl die Idee gut ist“, sagt Lüderitz.
Deshalb lohne sich der Blick in den Mittelstand. Viele mittelständische Unternehmen sind auf ihrem Gebiet schließlich genauso Weltmarktführer, wie es beispielsweise die deutschen Autobauer sind.
Wunschliste für den perfekten Arbeitgeber
Nicht zu unterschätzen sei auch der regionale Aspekt, betont Dadomo. "Mittelständler im Hightech-Bereich, die an weniger attraktiven Standorten sind, haben größere Probleme, geeignete Leute zu finden. Entsprechend besser sind dort natürlich die Chancen, an einen guten Job zu kommen."
Wen es also nicht in die großen Metropolen zieht, der kann bei einem Unternehmen in der Provinz sowohl mehr Geld verdienen, als auch schneller Karriere machen, als bei einer Top-Adresse, wo sich täglich Hunderte bewerben. Hinzu kommt, dass viele Arbeitgeber zu attraktiven Anreize setzen, um Ingenieure anzulocken. Ein Dienstwagen ist bei vielen durchaus drin.
Die Unternehmen setzen mittlerweile auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen, wie Clemens Urbanek, Geschäftsführer der IHK Düsseldorf und verantwortlich für den Bereich Berufsausbildung und Prüfungen, in einem Streitgespreich in der WirtschaftsWoche sagte. "Es gibt zum Beispiel ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitern eine Jahreskarte fürs Schwimmbad zahlt. Das kostet fast gar nichts, hat aber eine enorme Breitenwirkung", so Urbanek. In der Region um Stuttgart seien solche und andere Köder beinahe üblich. Die Begründung liegt auf der Hand: "In der Region bekommen Mittelständler keine Ingenieure, weil die Autoindustrie sie alle wegschnappt."
Die attraktivsten Regionen für Fachkräfte
Laut des aktuellen Fachkräfte-Atlas der Jobbörse Stepstone würden 44 Prozent sofort ihre Koffer packen und nach Bayern ziehen, wenn sie dort eine geeignete Stelle finden.
Nord und süd: Jeweils 38 Prozent nannten Baden-Württemberg beziehungsweise den Stadtstaat Hamburg attraktive Regionen für Fachkräfte.
Ein Drittel möchte in Nordrhein-Westfalen arbeiten.
Berlin mag sexy sein. Als Fachkräfteregion ist die Heuptstadt jedoch nur für 28 Prozent der Befragten attraktiv.
Noch weniger, nämlich 21 Prozent, können sich vorstellen, zum Arbeiten nach Hessen zu ziehen.
20 Prozent halten Niedersachsen für eine attraktive Fachkräfte-Region.
16 Prozent wollen nach Rheinland-Pfalz.
13 Prozent zieht es nach Schleswig-Holstein.
Nur elf Prozent wollen in Bremen leben und arbeiten.
Neun Prozent könnten es sich vorstellen, für einen Job nach Sachsen zu ziehen.
Jeweils sieben Prozent nannten Brandenburg beziehungsweise Mecklenburg-Vorpommern eine attraktive Fachkräfte-Region.
Sechs Prozent würden nach Thüringen ziehen.
Ins Saarland wollen fünf Prozent.
Vier Prozent könnten sihc vorstellen, nach Sachsen-Anhalt zu ziehen.
Wer seine Karriere in einem mittelständischen Unternehmen machen möchte, aber nicht weiß, welche Unternehmen sich anbieten, dem rät Coach Lüderitz, auf Fachmessen zu gehen und auch kleinere Veranstaltungen und Ingenieurstage zu besuchen, wo sich VW & Co. nicht blicken lassen würden. Auch bei Branchenverbänden und den Industrie- und Handelskammern gibt es Rat.
Wer sich für ein bestimmtes Thema besonders interessiert, sei außerdem gut beraten, nach Unternehmen aus der Branche Ausschau zu halten. Wer für den Radsport brennt, wird vielleicht bei einem Fahrradhersteller, der auf E-Bikes spezialisiert ist, glücklich. "Zur Not einfach mal durch das nächste Gewerbegebiet fahren und gucken, welche Unternehmen da sind", rät Lüderitz. Wichtig sei, den Blick über den klassischen Ingenieurarbeitgeber-Tellerrand zu riskieren und auch Mut zu exotischen Positionen zu haben.
Grundsätzlich sei der perfekte Arbeitgeber der, der genau das anbietet, was sich der Bewerber wünscht, sagt Lüderitz während seines Vortrags vor den jungen Ingenieuren. Und die schreiben fleißig mit. Sie sollen sich eine Wunschliste für ihren perfekten Arbeitgeber erstellen und müssten sich im Klaren sein, welche Aufgaben sie sich wünschen. Wer etwas mit Flügeln machen möchte, sollte eher zu Boeing als zu Otto Bock gehen.
Außerdem sollte man wissen, in welcher Art Team man arbeiten wolle. Ist es das Team aus drei bis fünf Tüftlern, die in einem Raum sitzen? Oder hat man eher Spaß daran, mit 200 Kollegen in einem Open Space-Büro zu sitzen? Wem beim Gedanken an letzteres der kalte Schweiß ausbricht, der macht besser einen Bogen um Unternehmen wie Huawei. Der Begriff Teamfähigkeit, den natürlich jeder bei seinen Soft Skills auflistet, füllt sich für die Young Professionals auf der Karrieremesse langsam mit Inhalt.
Sagen, was man will - und was nicht
Lüderitz hämmert seinen Zuhörern außerdem ein, dass schon vor der Bewerbung möglichst klar sein sollte, wie die persönliche Entwicklung verlaufen soll. "Karriere machen" geht überall. Wer aber genau weiß, dass er zunächst ein Jahr in Deutschland arbeiten möchte, dann ein halbes Jahr innerhalb Europas, anschließend zwei Jahre in den USA und Asien und anschließend die Leitung über ein eigenes Team haben möchte, der wird nicht überall glücklich werden. Einer der jungen Ingenieure wirft ein, dass er das bei Dreiviertel der Arbeitgeber sicher nicht finden wird. Lüderitz Antwort ist einfach: "Na, dann arbeiten Sie dort nicht, wenn ihnen das wichtig ist."
"Mit der Einstellung ‚Es wird schon irgendwie werden‘, wird niemand glücklich", weiß Lüderitz. Wechsel seien völlig in Ordnung, wenn sie dem persönlichen Vorankommen dienen. Wer dagegen alle zwei Jahre den Job wechselt, weil er sich auf faule Kompromisse eingelassen hat, hat keinen spannenden Lebenslauf in der Hand, sondern lediglich ein Zeugnis, dass er sich keine Gedanken darüber macht, was er beruflich erreichen will und was ihm wichtig ist. "Man muss Mut haben, zu sagen, was man will und abzulehnen, was man nicht will."
Auch Ingenieure brauchen Soft Skills
Es geht allerdings weder beim Bewerber noch beim Unternehmen nur um harte Fakten. Beide müssen auch durch die menschliche Komponente überzeugen. Auch wenn beim Unternehmen Umsatz, Aufträge und das Gehalt stimmen, müssen selbst Ingenieure darauf achten, wie der Umgang miteinander ist, ob die Mitarbeiter für das brennen, was sie tun oder ob sie maximal Dienst nach Vorschrift machen. Denn Zufriedenheit im Job schaffen nunmal diese Faktoren und nicht der Forschungsetat. Lüderitz empfiehlt deshalb, im Vorstellungsgespräch nicht nur zu fragen, warum die ausgeschriebene Stelle frei ist, welche Aufgaben und Projekte warten oder wie die Einarbeitung verläuft.
20 fiese Fragen, 20 clevere Antworten im Vorstellungsgespräch
Ich bin sehr ungeduldig. Deshalb erwarte ich, dass ich mich schon bei der ersten Aufgabe beweise - und mute mir manchmal zu viel zu. Aber ich arbeite an mir: Ich versuche, gewisse Aufgaben abzulehnen oder zu delegieren.
Vielleicht in 20 Jahren - aber dann werden Sie wahrscheinlich auf einer anderen Position sein. Falls Sie dann einen guten, treuen Angestellten brauchen, kann ich Ihnen vielleicht helfen.
Ich habe durch die häufigen Wechsel viele Erfahrungen gesammelt - und davon habe ich profitiert. Denn dadurch kann ich Probleme kreativ lösen.
Ich schätze mich selbst als ehrgeizig ein, aber auch als realistisch. Solange ich in meiner Position lernen und mich verbessern kann, bin ich zufrieden.
Ich habe hart daran gearbeitet, meinen Job zu behalten, während viele Kollegen gekündigt wurden. Daher hatte ich keine Gelegenheit, mich nach einem anderen Job umzusehen.
Ich würde neue Absatzmärkte suchen und gleichzeitig unsere Ingenieure dazu anregen, das Produkt so zu verändern, dass es wieder mehr Marktwert bekommt.
Nachdem ich mich von dem Schock erholt habe, haben mich die Kündigungen stärker gemacht. Ich habe immer geschafft, wieder aufzustehen und mir einen neuen Job zu suchen, der mir mehr Verantwortung gibt, mehr Gehalt einbringt und mich langfristig zufriedener macht. Ich habe die Kündigungen einfach als Chance auf einen Neustart gesehen.
Manchmal muss man einen Schritt zurückmachen, um die Karriere voranzubringen. Außerdem könnte ich das Unternehmen dann von Grund auf kennenlernen.
Philosophie hat mich nicht für dieses Berufsfeld speziell qualifiziert. Aber es hat mich dazu gebracht, meine Zukunftsaussichten zu überdenken. Und nun weiß ich: Es ist sinnlos, nach einem Beruf zu streben, nur weil er Prestige und Geld bringt.
Ich denke, dass ich am besten geeignet bin - und nur das sollte zählen. Ich habe bereits im Ausland gearbeitet. Daher bin ich flexibel und würde kaum Einarbeitungszeit benötigen.
Dieser Job ist mein Traumberuf, sonst säße ich jetzt nicht hier. Ich würde mich freuen, Ihrem Unternehmen beim Aufstieg zu helfen und meine Qualitäten sinnvoll einzubringen.
In den USA leben rund 320 Millionen Menschen. Angenommen von ihnen fahren 25 Millionen gerne Ski. Davon haben sicherlich gut 20 Millionen ein eigenes Paar Ski. Bleiben also fünf Millionen Menschen übrig, die sich Ski leihen müssen. Rechnet man die Touristen dazu, kommt man vielleicht auf etwa 7,5 Millionen Paar im Jahr.
Ich würde vorschlagen, beide Kandidaten für eine Testphase einzuladen. Sie könnten zwei Wochen lang im Unternehmen arbeiten und wir würden beobachten, wie sie sich schlagen. Qualität hat nichts mit dem Geschlecht zu tun.
Ich versuche, jede Aufgaben so sorgfältig wie möglich zu erledigen und gucke nicht pausenlos auf die Uhr. Daher kann ich die genaue Stundenzahl nicht sagen. Aber mir ist Qualität eh wichtiger als Quantität.
Zunächst würde ich immer zuerst meinen Chef fragen, wie er oder sie mit einem Projekt umgehen würde. Wenn sich dann herausstellt, dass mein Chef sich einen Angestellten wünscht, der ein "Macher" ist, zeige ich gerne Eigeninitiative. Die eigentliche Herausforderung ist doch, sich an sein Arbeitsumfeld anzupassen - und da bin ich flexibel.
Ich kann glücklicherweise sagen, dass mir noch nie ein wirklich teurer Fehler unterlaufen ist. Aber generell finde ich Fehler - solange sie keine fatalen Folgen habe - nicht schlimm. Solange man sie nicht zwei Mal macht.
Ich persönlich denke, es ist wichtiger glücklich zu sein, auch wenn es nie schaden kann, kompetent und erfahren zu sein. Das hilft dabei, sich neue Möglichkeiten zu schaffen. Oft geht aber auch beides zusammen, das ist dann die ideale Kombination.
Ich bin weder schüchtern noch eine graue Maus. Also kann es gut sein, dass ein oder zwei frühere Arbeitskollegen dachten, ich sei unflexibel. Aber in Mitarbeitergesprächen und in meinen Referenzen fiel und fällt dieses Adjektiv nie, ebenso wenig wie „verbissen“. Ich kann gleichzeitig hartnäckig und flexibel sein.
Zuerst würde ich versuchen, diese Person für ihre eigenen Erfolge stärker zu loben. Manchmal hilft das schon. Wenn das nichts hilft, würde ich eine Verabredung mit dem Kollegen treffen, dass wir jeweils unsere eigenen Ideen dem Chef vorstellen - damit dieser sieht, wer welchen Erfolg erzielt. Funktioniert auch das nicht, würde ich das Problem offen ansprechen und ausdiskutieren.
Es könnte ein mögliches Risiko sein, dass man kaum in Kontakt mit den wichtigen Personen kommt - zumindest nicht in idealem Maße. Auf der anderen Seite können Telefonkonferenzen und Email ja auch weiterhelfen.
Bewerber sollten den Personaler fragen, warum er für das Unternehmen arbeitet. Die Antworten seien mitunter sehr aufschlussreich, was die Arbeitsatmosphäre anbelangt. "Stellen Sie sich die Frage: Passt das zu mir? Will ich hier mitmachen?", rät er jungen Ingenieuren beim VDI-Recruiting-Tag.
Persönliche Soft-Skill-Bilanz erstellen
Geht es dann an die Soft Skills der Bewerber, rät Lüderitz dazu, schriftlich Bilanz zu ziehen:
• Was kann ich besonders gut?
• Wobei bitten mich andere um Hilfe?
• Wie würden mich meine Freunde beschreiben?
• Wie sehen mich Kollegen?
• Welche besonderen Erfahrungen hab ich? Habe ich Projekte an die Wand gefahren, Geld versenkt? Und was habe ich daraus gelernt?
Über eine solche Liste komme man dem Kern der Sache deutlich näher, als mit den klassischen Floskeln konfliktfähig, belastbar, teamfähig. Selbst Berufseinsteiger, die noch nicht anhand ihrer letzten Jobs Kreativität oder Teamfähigkeit belegen können, brauchen sich nicht zu verstecken. "Leiter bei den Pfadfindern, Trainer einer Jugendgruppe oder Thekendienst in einem Restaurant? Auf den ersten Blick erscheinen diese Nebenjobs vielleicht nicht relevant, sie zeigen allerdings Führungsqualität, Organisationstalent und die Fähigkeit im Team zu arbeiten und das nicht nur theoretisch, sondern bewiesenermaßen im realen Leben", rät auch Olaf Kempin, Gründer und Mitinhaber des Personaldienstleisters univativ.
Dass Soft Skills für die Karriere wichtiger sind, als das technische Know How, wissen auch die Teilnehmer an Lüdderitz' Vortrag. Und auch beim VDI heißt es, dass die Digitalisierung den klassischen "Ingenieur aus seiner Spezialistenrolle als Träger von ausschließlich technischem Know-how herausholt."
Und weiter: "Neue interdisziplinäre Ansätze und die schnittstellenübergreifende Vermittlung fachfremder „skills“, die die Ingenieurausbildung stärker auf den Erwerb von nicht technischen, auch kommunikativen Innovationskompetenzen hin ausrichten, machen aus den Ingenieurinnen und Ingenieuren von Morgen noch bessere „Innovationsmotoren“."
Damit der Chef aber auch merkt, dass im dritten Stock in Büro 24 ein Innovationsmotor schlummert, hilft nur Selbstmarketing. "Viele denken, wenn sie gute Arbeit leisten, machen sie automatisch Karriere, aber so läuft das nicht", sagt Lüderitz. "Die sitzen hinten rechts in ihrem Büro, retten da täglich die Welt und vorne links im Management bekommt das keiner mit."
Er habe es als Mittler zwischen einem Team aus Ingenieuren und der Führungsetage häufig erlebt, dass die Kollegen regelrecht überrascht gewesen seien, dass sie ihrem Vorgesetzten sagen müssen, dass sie beruflich mehr wollen.
Wer also seinen Traumjob im Traumunternehmen gefunden hat und sich reif fühlt für den zweiten Schritt, der sollte nicht darauf warten, dass irgendwer von alleine auf die Idee kommt, mit der Beförderung zu winken. Ein einfaches "ich möchte mich beruflich weiterentwickeln" kann da schon Wunder wirken. Schließlich weiß auch der Vorgesetzte, wie begehrt Ingenieure in Deutschland sind.