Karrieretipps So kommen Ingenieure zum Traumjob

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Wunschliste für den perfekten Arbeitgeber

Nicht zu unterschätzen sei auch der regionale Aspekt, betont Dadomo. "Mittelständler im Hightech-Bereich, die an weniger attraktiven Standorten sind, haben größere Probleme, geeignete Leute zu finden. Entsprechend besser sind dort natürlich die Chancen, an einen guten Job zu kommen."

Wen es also nicht in die großen Metropolen zieht, der kann bei einem Unternehmen in der Provinz sowohl mehr Geld verdienen, als auch schneller Karriere machen, als bei einer Top-Adresse, wo sich täglich Hunderte bewerben. Hinzu kommt, dass viele Arbeitgeber zu attraktiven Anreize setzen, um Ingenieure anzulocken. Ein Dienstwagen ist bei vielen durchaus drin.

Die Unternehmen setzen mittlerweile auf ein ganzes Bündel an Maßnahmen, wie Clemens Urbanek, Geschäftsführer der IHK Düsseldorf und verantwortlich für den Bereich Berufsausbildung und Prüfungen, in einem Streitgespreich in der WirtschaftsWoche sagte. "Es gibt zum Beispiel ein Unternehmen, das seinen Mitarbeitern eine Jahreskarte fürs Schwimmbad zahlt. Das kostet fast gar nichts, hat aber eine enorme Breitenwirkung", so Urbanek. In der Region um Stuttgart seien solche und andere Köder beinahe üblich. Die Begründung liegt auf der Hand: "In der Region bekommen Mittelständler keine Ingenieure, weil die Autoindustrie sie alle wegschnappt."

Die attraktivsten Regionen für Fachkräfte

Wer seine Karriere in einem mittelständischen Unternehmen machen möchte, aber nicht weiß, welche Unternehmen sich anbieten, dem rät Coach Lüderitz, auf Fachmessen zu gehen und auch kleinere Veranstaltungen und Ingenieurstage zu besuchen, wo sich VW & Co. nicht blicken lassen würden. Auch bei Branchenverbänden und den Industrie- und Handelskammern gibt es Rat.

Wer sich für ein bestimmtes Thema besonders interessiert, sei außerdem gut beraten, nach Unternehmen aus der Branche Ausschau zu halten. Wer für den Radsport brennt, wird vielleicht bei einem Fahrradhersteller, der auf E-Bikes spezialisiert ist, glücklich. "Zur Not einfach mal durch das nächste Gewerbegebiet fahren und gucken, welche Unternehmen da sind", rät Lüderitz. Wichtig sei, den Blick über den klassischen Ingenieurarbeitgeber-Tellerrand zu riskieren und auch Mut zu exotischen Positionen zu haben.

Grundsätzlich sei der perfekte Arbeitgeber der, der genau das anbietet, was sich der Bewerber wünscht, sagt Lüderitz während seines Vortrags vor den jungen Ingenieuren. Und die schreiben fleißig mit. Sie sollen sich eine Wunschliste für ihren perfekten Arbeitgeber erstellen und müssten sich im Klaren sein, welche Aufgaben sie sich wünschen. Wer etwas mit Flügeln machen möchte, sollte eher zu Boeing als zu Otto Bock gehen.

Außerdem sollte man wissen, in welcher Art Team man arbeiten wolle. Ist es das Team aus drei bis fünf Tüftlern, die in einem Raum sitzen? Oder hat man eher Spaß daran, mit 200 Kollegen in einem Open Space-Büro zu sitzen? Wem beim Gedanken an letzteres der kalte Schweiß ausbricht, der macht besser einen Bogen um Unternehmen wie Huawei. Der Begriff Teamfähigkeit, den natürlich jeder bei seinen Soft Skills auflistet, füllt sich für die Young Professionals auf der Karrieremesse langsam mit Inhalt.

Sagen, was man will - und was nicht

Lüderitz hämmert seinen Zuhörern außerdem ein, dass schon vor der Bewerbung möglichst klar sein sollte, wie die persönliche Entwicklung verlaufen soll. "Karriere machen" geht überall. Wer aber genau weiß, dass er zunächst ein Jahr in Deutschland arbeiten möchte, dann ein halbes Jahr innerhalb Europas, anschließend zwei Jahre in den USA und Asien und anschließend die Leitung über ein eigenes Team haben möchte, der wird nicht überall glücklich werden. Einer der jungen Ingenieure wirft ein, dass er das bei Dreiviertel der Arbeitgeber sicher nicht finden wird. Lüderitz Antwort ist einfach: "Na, dann arbeiten Sie dort nicht, wenn ihnen das wichtig ist."

"Mit der Einstellung ‚Es wird schon irgendwie werden‘, wird niemand glücklich", weiß Lüderitz. Wechsel seien völlig in Ordnung, wenn sie dem persönlichen Vorankommen dienen. Wer dagegen alle zwei Jahre den Job wechselt, weil er sich auf faule Kompromisse eingelassen hat, hat keinen spannenden Lebenslauf in der Hand, sondern lediglich ein Zeugnis, dass er sich keine Gedanken darüber macht, was er beruflich erreichen will und was ihm wichtig ist. "Man muss Mut haben, zu sagen, was man will und abzulehnen, was man nicht will."

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