Neujahrsvorsätze So wird 2018 zum Erfolg

Die Forschung kann helfen, dass die Vorhaben für 2018 auch umgesetzt werden. Quelle: dpa

Mit dem Jahreswechsel versuchen viele Menschen, ihrem Leben eine neue Richtung zu geben. Die Forschung von Ökonomen und Psychologen kann dabei helfen, die guten Vorsätze fürs neue Jahr auch wirklich einzuhalten.

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Heutzutage verrät die Häufigkeit eines Suchbegriffs bei Google manchmal mehr als jede Meinungsforschung. Die Anfragen zum Wort “Diät” zum Beispiel verliefen in den vergangenen fünf Jahren immer nach dem gleichen Muster: In der ersten Januarwoche erlebt es in schöner Regelmäßigkeit einen Höhenflug. Über das Jahr hinweg bis Anfang Dezember ebbt das Interesse der Suchenden an Abnehmtipps dann stetig ab - bis es gegen Ende des Jahres wieder in die Höhe schnellt.



An der Entwicklung der Diät-Sucher kondensiert ein allgemeiner Trend, den Forscher bereits seit vielen Jahren feststellen: Wer zum neuen Jahr einen guten Vorsatz fasst, ist zunächst hochmotiviert. Doch innerhalb der ersten drei Monate verlässt etwa die Hälfte der Menschen aufgrund von Alltagsstress und lange eingeschliffener Gewohnheiten den Weg der Veränderung.

Für das Jahr 2018 lassen sich die beliebtesten Vorsätze der Deutschen laut einer aktuellen Umfrage der Krankenversicherung DAK-Gesundheit auf drei einfache Punkte bringen: weniger Stress, mehr Sport, mehr Familie. Um diese und andere gute Vorsätze auch wirklich bis zum Ende verfolgen zu können, sollten Sie die folgenden Strategien aus der psychologischen und ökonomischen Forschung kennen.

Warum scheitern gute Vorsätze so oft?
Jedes Jahr zu Silvester fassen wir aufs Neue gute Vorsätze: Mehr Sport, gesünder essen, mehr Zeit für Freunde und Familie. Aber bei vielen Menschen wird dann doch nichts draus - der innere Schweinehund ist einfach stärker. „Unser Gehirn ist auf Gewohnheitsbildung trainiert“, sagt der Berliner Psychoanalytiker Hans-Werner Rückert. Wer den alltäglichen Trott durchbrechen will, muss sich anstrengen. Quelle: dpa
Geht es allen Menschen so?Gute Vorsätze nicht durchzuhalten, ist sehr menschlich. Das beweist auch ein Blick auf die Geschichte: „Menschen nehmen sich seit jeher etwas vor und scheitern daran“, sagt die Gesundheitspsychologin Sonia Lippke von der Bremer Jacobs University. Davon habe schon Aristoteles vor mehr als 2000 Jahren berichtet. „Studien zeigen, dass nur 30 Prozent der Vorsätze eine realistische Chance haben, sich zu verstetigen.“ Nach drei Wochen geben die ersten ihre Pläne schon wieder auf. Nach einem halben Jahr ist nur noch die Hälfte dabei. Quelle: dpa
Wieso ist das so schwer?Viele Menschen machen sich vorher keine Gedanken darüber, welche Folgen ein Lebenswandel hat und was sie unternehmen, wenn Schwierigkeiten auftauchen. Rückert räumt guten Vorsätzen zum neuen Jahr deshalb keine großen Chancen ein. „Das ist wie ein Ritual - quasi das Bleigießen für die Seele.“ Ähnlich sieht es auch der Psychologe Frank Wieber von der Universität Konstanz. „Am Ende des Jahres wird Resümee gezogen, und man fühlt sich verpflichtet einen Vorsatz zu fassen. Wenn man nicht wirklich dahinter steht, scheitert man.“ Quelle: dpa
Wieso fassen wir dann immer wieder Vorsätze fürs neue Jahr?Generell mögen Menschen Stichtage für einen Neuanfang: den Jahreswechsel, den Geburtstag oder den Wochenanfang. „Suchanfragen bei Google zum Rauchenaufhören steigen am Montag“, sagt Wieber. Quelle: dpa
Wie schafft man es, einen guten Vorsatz durchzuhalten?Wieber empfiehlt eine Methode, die in der Wissenschaft mentales Kontrastieren mit Wenn-dann-Plänen oder WOOP heißt. Dabei nimmt man sich erstens ein Ziel für einen konkreten Zeitraum vor und stellt sich zweitens die schönsten Ergebnisse vor, sollte sich das erfüllen. In einem dritten Schritt überlegt man, was einen davon abhalten könnte. Danach legt man fest, wie man auf diese Hindernisse reagiert. Den Erfolg der Methode hat Wieber mit Kollegen in einer Studie mit Menschen erforscht, die weniger Fleisch essen wollten. Zu Beginn informierte das Team diese über die negativen Folgen von übermäßigem Fleischkonsum. Ein Teil der Untersuchungsteilnehmer nutzte die oben genannte Methode. Das Ergebnis: Ihnen fiel es leichter, ihr Ziel in die Tat umzusetzen als den anderen Teilnehmern. Quelle: dpa
Was sollte man dabei beachten?Die Strategie, wie man seine Vorsätze erreichen will, schreibt man nach Ansicht von Rückert am besten ganz altmodisch mit einem Stift auf ein Blatt Papier. „Es ist neurologisch erwiesen, dass das Gehirn mehr Areale aktiviert, wenn man mit der Hand schreibt als wenn man tippt“, sagt der Psychoanalytiker. „Dadurch entsteht ein komplexeres Konstrukt.“ Quelle: dpa
Wie schafft man es, dran zu bleiben?Neben einem guten Plan erhöhe Flexibilität die Aussichten auf Erfolg, hat Lippke festgestellt, die seit 20 Jahren zu Verhaltensveränderungen forscht. Sprich: Wenn es zum Beispiel zu stark schneit, um zu joggen, geht man alternativ auf den Heimtrainer oder ins Schwimmbad. „Sonst macht der innere Schweinehund sofort einen Strich durch die Rechnung.“ Quelle: dpa

SMARTe Ziele

Die Frage, ob man einen guten Vorsatz auch wirklich in die Tat umsetzen kann, hängt stark davon ab, wie man diesen formuliert. Managementforscher haben dafür das Akronym SMART geprägt, das dafür stehen soll, Ziele zu proklamieren, die spezifisch, messbar, erreichbar, realistisch und zeitlich begrenzt sind. Konkret heißt das: “Ich werde jede Woche zweimal für jeweils eine Stunde nach der Arbeit ins Fitnessstudio, um Übungen für den Rücken zu machen.” ist ein besseres Ziel als “Ich will mehr Sport machen.”

Richtige Anreize

Das Erreichen eines Vorsatzes macht sich oft auch auf dem Konto bemerkbar. Wer weniger rauchen will, gibt weniger für Zigaretten aus. Wer mehr sparen will, hat ein dickeres Finanzpolster. Die Aussicht auf mehr Geld motiviert. Aber auch das eigentliche Setzen eines Ziels verschafft oftmals schon einen Motivationsschub. "Ziele wirken im Prinzip genauso wie monetäre Anreize", sagt Sebastian Goerg, "oft sogar stärker." Der deutsche Ökonom erforscht an der Florida-State-Universität, wie ein vorher definiertes Ziel die Arbeitsleistung beeinflusst.

In einem Experiment ließ er Studenten die Bibliothek des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Gemeinschaftsgütern in Bonn umsortieren. Eine Gruppe fing an, einfach zu arbeiten, ohne Vorgabe. Sie erhielt einen pauschalen Lohn und pro geordnetem Buch einen Bonus. Mitglieder einer anderen Gruppe fragte Goerg dagegen vorher, wie viele Bücher sie einzusortieren gedachten, die Bezahlung war genauso hoch wie in der ersten Gruppe. Das Ergebnis: Jene Probanden mit fester Vorgabe sortierten in der gleichen Zeit 15 Prozent mehr Bücher ein. Goerg begründet das mit der Verlustaversion. Wer ein einmal gesetztes Ziel erreicht, fühlt sich gut. Scheitert er, fühlt er sich überproportional schlechter. Und um dieses negative Gefühl zu vermeiden, strengt man sich umso stärker an.

Gute Vorsätze: Das nehmen sich die Deutschen für 2018 vor

Nicht zu früh freuen

Eine blühende Fantasie ist an sich nichts Schlechtes. Nur: Beim Erreichen von guten Vorsätzen könnte sie im Weg stehen. Gabriele Oettingen zum Beispiel warnt in vielen Studien davor, sich zu oft vorzustellen, wie schön es denn wäre, endlich einen neuen Job zu haben oder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen. "Positive Fantasien verführen Menschen dazu, zu glauben, sie hätten ihre gewünschte Zukunft schon erreicht", schreibt die Psychologin, die an der New-York-Universität forscht. Diese Einstellung führe zu größerer Entspannung und geringerer Leistung - was das Erreichen der gewünschten Zukunft erschwere.

In ihrem Buch "Die Psychologie des Gelingens" empfiehlt sie daher einen anderen, realistischeren Ansatz. Sie bezeichnet ihn als mentales Kontrastieren. Dabei stellt man sich zwar eine gewünschte Zukunft vor, versucht aber bewusst, diesem warmen Wunschbild die kalte Realität entgegenzusetzen. Dort sucht man dann nach persönlichen Hindernissen, die man aus dem Weg räumen muss, um zum Ziel zu gelangen. Wer so denkt, realisiert zum einen, dass die gewünschte Zukunft eben doch noch nicht erreicht ist - und erkennt zudem, dass bis dahin noch mehr Arbeit nötig ist.

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