Ejders Idee: Weil viele Blogger mit ihren Blogs Geld verdienen wollen, sind sie bereit, über ein neues Produkt zu berichten, wenn sie von einem Unternehmen dafür bezahlt werden. Für Unternehmen wiederum sind Blogs heute eine Möglichkeit, Produkte und Dienstleistungen ins Gespräch zu bringen, ohne dass es wie Werbung aussieht. Content Marketing heißt das auf Neudeutsch. Bisher allerdings mussten Agenturen selbst nach Bloggern suchen und mit ihnen über den Preis solcher Beiträge verhandeln. Ejders Plattform bringt Blogger und Werber schneller zusammen und beschert ihm für jeden vermittelten Auftrag eine Provision.
Anfang 2012 brachte er die Plattform ins Netz – zusammen mit Coskun Tuna, den er auf einer Konferenz in Berlin kennengelernt hatte. „Allein in der ersten Woche haben wir ein paar Hundert Euro eingenommen“, erzählt Ejder. Ende 2012 lief die Plattform bereits so erfolgreich, dass Ejder damit mehr verdiente als in seinem Job. Rankseller kostete ihn aber auch immer mehr Zeit: Sogar während er in der Agentur am Schreibtisch saß, arbeitete er gelegentlich daran weiter.
Vom Arbeitgeber zum Kunden
Sein Chef bekam das mit, nahm es ihm aber nicht übel – im Gegenteil. Weil Ejder ihn von Anfang an eingeweiht hatte, erlaubte er ihm, von zu Hause aus zu arbeiten. Ejder wiederum sagte zu, alle offenen Projekte fertigzustellen, bevor er im Februar 2013 seinen Job aufgab, um sich ganz auf Rankseller zu konzentrieren. Inzwischen zählt Rankseller zehn Mitarbeiter und erwirtschaftet einen siebenstelligen Jahresumsatz. „Und mein alter Arbeitgeber“, sagt Ejder, „ist heute Kunde bei uns.“
Solche Erfolgsgeschichten unter Nebenbeigründern sind nicht selbstverständlich – auch weil diese Gruppe wenig gefördert wird: So können beispielsweise nur jene Gründer Coaching-Gutscheine der KfW in Anspruch nehmen, deren Gründung auf eine „Vollexistenz“ ausgerichtet ist. Und das, obwohl Teilzeitgründer Coaching gut gebrauchen könnten, wie die Inmit-Studie zeigt. Wie Vollzeitgründer begeben sie sich schließlich auf ungewohntes Terrain.
So wie Werbetexter Michael Causemann. Zusammen mit seiner Frau gründete er Ende 2011 im hessischen Langen die Online-Plattform Picturidoo, auf der sich Gemälde von Künstlern individuell anpassen und dann bestellen ließen. Eine innovative Idee mit ungewissen Erfolgschancen. „Wir konnten das nur riskieren, weil wir beide in unseren Jobs weiter gearbeitet haben“, erzählt Michael Causemann.
Zwei Jahre lang versuchten die Causemanns, Picturidoo zum Erfolg zu bringen und steckten ein paar Tausend Euro in Werbung und PR. Vergeblich. Nachdem sie im Jahr 2013 nur ein Bild verkauft hatten beendeten sie das Projekt. Es wurde zu teuer und spielte zu wenig ein. Ihre Jobs fingen sie auf. Jetzt denkt Michael Causemann bereits über die nächste Idee nach, er will eine App programmieren. „Für mich“, sagt Causemann, „ist Gründen neben dem Job auf jeden Fall das richtige Rezept.“