Werkvertragsgesetz und Scheinselbstständigkeit "Das Schlimmste wurde verhindert"

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Folge für 1,3 Millionen Freelancer

Insgesamt gibt es rund 1,31 Millionen Selbstständige in Deutschland (Stand 1.1.2015). Am häufigsten betroffen sind von diesen Kriterien Softwareentwickler und -Programmierer, wie die offizielle Statistik und die Zahlen der Freiberuflerplattform Freelance.de zeigen. An zweiter Stelle folgen IT-Projektleiter und Projektmanager. Gleichermaßen gefragt sind freie Ingenieure und Techniker, sowie Management-, Unternehmens- und Strategieberater, was sich sowohl bei den Projektangeboten als auch bei der Anzahl der Freiberufler zeige.

Diese Berufsgruppen verspüren laut VGSD trotz Digitalisierung Auftragsrückgänge. Der Grund: Aus Unsicherheit vergeben Unternehmen keine Aufträge mehr an Selbstständige, sondern wenden sich an Zeitarbeitsfirmen, Agenturen oder stellen befristet Kräfte ein, erklärt Lutz.



In all diesen - aus Sicht der Auftraggeber verständlichen - Fällen gehen dem Selbstständigen Aufträge verloren. Das hält nicht nur der VGSD für ein Problem. Auch der Branchenverband Bitkom schreibt auf seiner Website: "Der Mangel an qualifiziertem IT-Personal ist zugleich eine der größten Wachstumsbremsen, ohne externe IT-Spezialisten könnten viele Digitalisierungsprojekte daher nicht realisiert werden." Schließlich stellt man nicht wegen jeder Software, die neu auf den Markt kommt, einen ITler ein, der der Belegschaft den Umgang mit dem Programm beibringt.

Viel dagegen tun können Selbstständige nicht, sie könnten nur möglichst viel zuhause arbeiten, so Lutz. "Aber machen Sie das mal als Honorararzt."

Fazit: Auch wenn der neue Gesetzesentwurf des Arbeitsministeriums die Selbstständigen und ihre Auftraggeber nicht mehr per se mehrheitlich kriminalisiert, liegt für viele Freelancer einiges im Argen. Und daran sind nicht zwangsläufig knauserige Unternehmen schuld, sondern veraltete Definitionen des Arbeitsbegriffes auf Seiten der DRV.

Noch einmal Lutz: "Die Vorstellung der Rentenversicherung ist, dass der Selbstständige ein Pflichtenheft vereinbart, den Auftrag mit nach Hause nimmt, den dort ohne Rücksprache abarbeitet und dann das fertige Resultat abliefert. Aber so arbeitet doch heute niemand mehr."

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