Online-Bewerbung Worauf es bei der Bewerbung ankommt

Seite 2/2

Grundregeln für digitale Bewerbungen

Auch Bewerber, deren Lebenslauf alles andere als glatt verlaufen ist, sollten sich nicht entmutigen lassen, sondern die Methode des Storytellings in Bewerbungsschreiben anwenden, rät Skubella. "Dabei geht es nicht darum, Geschichten zu erfinden, sondern seine Person mit einer auf das Unternehmen zugeschnittenen emotionalen Botschaft zu „verkaufen“."

Lücken oder negative Stationen im Lebenslauf sollte man im Anschreiben nicht erwähnen, sondern stattdessen erzählen, wieso man mit seinen bisherigen Erfahrungen als Mensch gewachsen ist und weshalb die Reise in gerade diesem Unternehmen weitergehen soll.

Fünf Tipps für den Lebenslauf

Zur Not können Bewerber auch erzählen, welchen persönlichen Bezug sie zum Unternehmen haben. Stammt das Lieblingsduschgel vielleicht aus dem Haus? Vielleicht hat der Bewerber etwas über das Unternehmen gelesen oder gehört, wodurch sein Interesse geweckt wurde, beispielsweise die Beteiligung an einem Umweltprojekt. "Die Begründung beim Storytelling muss nicht zwangsläufig mit der aktuellen oder vergangenen Position zusammenhängen, sondern vielleicht kommt das Interesse oder das Wissen auch aus einem Ehrenamt, aus einer privaten Leidenschaft oder aus einem Thema, welches man autodidaktisch behandelt, weil es einen so fesselt", sagt die Expertin.

Wer ein bisschen Farbe in die ansonsten eher drögen Lebensläufe bringen will, für den bieten sich laut Kempin bei der Online-Bewerbung verschiedene Möglichkeiten. "Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Tools, mit denen man seinen Lebenslauf attraktiv visualisieren kann. Vizualize.me oder re.vu sind nur zwei der unendlich vielen Werkzeuge mit denen beispielsweise aus dem eigenen LinkedIn-Profil mit wenigen Klicks ein Lebenslauf in Form einer ansprechenden Infografik erstellt werden kann", sagt er. "Bei einer solchen Bewerbung sieht der Personaler sicherlich ein zweites Mal hin und wird neugierig."

Die fünf Schritte zum Erfolg in digitalen Zeiten

Übertreiben an der richtigen Stelle ist in Ordnung

Denn ohne Selbstmarketing geht es so gut wie gar nicht mehr. Natürlich müssen Bewerber ehrlich sein, zeitgleich sollten sie sich aber auch bestmöglich verkaufen. Und das funktioniert nicht immer ohne Übertreibungen. "Geht es beispielsweise um die eigene Einstufung der Sprachkenntnisse, sollte man – im gesunden Rahmen - lieber eine Stufe nach oben greifen", sagt Skubella. Insbesondere weibliche Bewerberinnen neigen ihrer Erfahrung nach dazu, sich schlechter einzuschätzen. Damit reduzieren sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. "Im Zweifelsfall gibt es immer die Möglichkeit, Studienkollegen oder vertraute Dozenten um eine realistische Einschätzung zu bitten."

Bei den Sprachkenntnissen aus "verhandlungssicher" "fließend" zu machen, ist außerdem noch kein Fauxpas. Aber: "Wenn das Gefühl aufkommt, hier leidet jemand an Größenwahnsinn, stellt sich die Frage, wie dieser Spieler mit dem Team harmonieren würde", gibt Kempin zu bedenken. Ganz davon zu Schweigen, dass die fachlichen Kompetenzen ebenfalls in Frage zu stellen sein könnten.

Was bei E-Mail-Bewerbungen zu beachten ist

Das Problem bei elektronischen Bewerbungen ist, dass an viel mehr Stellen Fehler passieren können, als bei der klassischen, schriftlichen Bewerbung. "Es fängt bei der Betreffzeile an und hört beim Anhang auf", weiß Skubell. Gerade bei Initiativbewerbungen stellt sich die Frage, was in die Betreffzeile soll. Skubella rät, anstatt "Bewerbung als Produktmanager" lieber "Experte für anspruchsvolles Produktmanagement" zu schreiben. Ist die Stelle dagegen offiziell ausgeschrieben, sollte man sich auf die Referenznummer und Stellenbezeichnung beziehen. Außerdem sollten E-Mail-Anhänge nicht größer als 4 MB sein. Wenn Arbeitsproben oder Zeugnisse den Rahmen sprengen, empfiehlt sich ein Dropbox-Link. Im journalistischen Bereich biete es sich an, auf den eigenen Blog oder Online-Veröffentlichungen hinzuweisen. "Was auf gar keinen Fall geht, sind ZIP-Dateien", so Skubella.

Auch die E-Mail-Adresse kann zum Fettnäpfchen werden. Gerade bei den Anbietern GMX, Web.de, Yahoo und Freenet ist Vorsicht geboten, da hier manchmal ungewollt Werbung und Gewinnspiele versendet werden. Skubella rät deshalb, ein E‐Mail‐Programm wie Outlook, Mozilla oder Outlook Express zu nutzen, über das die E-Mails fortan laufen. "Ebenso unprofessionell sind Fantasienamen und Zahlenkombinationen in der E-Mail-Adresse." Skubella rät dazu, sich für die Bewerbungsphase einen separaten E-Mail-Account anzulegen, falls man nicht auf "Superheld2015@gmx.de" verzichten kann. Denn auch bei digitalen Bewerbungen gilt: Wenn schon die Kleinigkeiten nicht stimmen, stehen die Karrierechancen eher schlecht.

Bei digital-affinen Jobs ist die Verlinkung auf Netzwerk-Profile fast schon ein Muss. Doch auch hier gibt es etwas zu beachten, wie Kempin weiß. Profile sollten immer auf dem neuesten Stand sein und wer sein Facebook-Profil angibt, sollte darauf achten, nicht mit peinlichen oder zu freizügigen Fotos das Gesamtbild zu stören. Außerdem sollten nur die Profile angegeben werden, die auch aktiv für die Jobsuche genutzt werden. Kempin: "Dazu kann sogar Facebook gehören, wenn man sich kreative Beispiele, wie das von Brandon Kleinmann, zum Vorbild nimmt."

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%