Die letzten Unternehmer der Krupp-Dynastie "Ich lebe in der Zukunft"

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Der Industrieadel und das neue Geld

Ein Freund aus der Investmentbranche bittet ihn, einen Investor für das italienische Biotechunternehmen Cosmo Pharmaceuticals zu finden. Friedrich erinnert an eine frühere Begegnung mit Dietmar Hopp, dem SAP Gründer im Ruhestand. Also spricht er bei dem fußballbegeisterten Mäzen vor. „Cosmo, das ist ein Elfer ohne Torwart“, sagt Friedrich. Hopp sagt zehn Millionen Euro zu. Für den Altgründer ist Bohlens Lion-Flop kein Makel: „Ich bin da mehr bei der amerikanischen Mentalität, dass auch die Erfahrung des Scheiterns sehr wertvoll sein kann.“

Cosmo ist nur der Anfang, auch Hopp glaubt an eine große Zukunft für Biotech, stellt Friedrich als Berater ein. Das Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt. Investments wie GPC, Wilex oder Agennix, von Friedrich angepriesen, floppen – ihre Medikamente fallen in klinischen Tests durch. Hopp verliert geschätzte 350 Millionen Euro. Auch Cosmo, der „Elfer ohne Torwart“, schlägt lange nicht ein. Erst 2008, nach positiven Studien, kommt Bewegung in den Kurs. Aktuelle Steigerung gegenüber 2006: mehr als 1000 Prozent.

Kennzahlen nach Sparten

Friedrichs neues Unternehmen Molecular Health konzentriert sich auf Krebstherapien. Der Lion-Nachfolger wertet computergestützt Patientenakten und Studien aus, um die Behandlung zu verbessern. Das Ziel: Statt standardisierte Wirkstoffe zu verschreiben, sollen Ärzte besser auf den Patienten zugeschnittene Therapien finden können. „Heute haben 25 bis 30 Prozent der Krebstherapien Erfolg, wir steigern das auf 60 bis 75 Prozen “, sagt Lutz Völker, CEO von Molecular Health. „Dank der Kooperationspartner und der Finanzierung durch Hopp sind die Bedingungen bei Molecular Health für deutsche Verhältnisse günstig“, sagt Thilo Kaltenbach, Experte für Digital Health bei Roland Berger.

Den wohl spektakulärsten Coup landet Friedrich, als er für Hopp frühzeitig den Tübinger Biotechspezialisten Curevac entdeckt. Der forscht an einer Therapie gegen AIDS und sorgt Anfang des Jahres für Aufsehen, als sich auch die Stiftung von Microsoft- Gründer Bill Gates und seiner Frau Melinda im großen Stil bei Curevac engagiert.

Ein neuer Anlauf bei der Krupp-Stiftung

Auch Eckbert stellt sich in diesen Jahren neu auf, schlägt dafür den Erfolgspfad der mittelständischen deutschen Weltmarktführer ein. „Nische, Nische, Nische“, beschreibt er die Maxime. Sein Statement ist seine Krawatte: braun, mit Katzen und Aufziehmäusen darauf. „Ein Geschenk meines Sohnes“, sagt er, „sie zeigt mir, dass wir schneller sein müssen. Unsere Maxime ist, nur in Feldern tätig zu sein, in denen wir Produkt- und Marktführer sein können.“

100 Leute beschäftigen seine Holding und deren wichtigste Beteiligungen nur noch, aber: Sie verdienen wieder Geld – mit hoch spezialisierten Industriedienstleistungen. Ein Ingenieurbüro plant Anlagen zur Munitionsentsorgung oder zur Herstellung von Sprengstoffen und überwacht für Kunden den Bau. Eine andere Tochter handelt mit Spezialchemikalien, eine weitere vermittelt Industrieversicherungen. Zu Umsätzen und Gewinnen will von Bohlen nichts sagen, aber: Die Holding arbeite profitabel.

Etwa fünfmal im Jahr treffen sich die beiden, etwa auf Familienfeiern. Sie reden mit Hochachtung voneinander, bezeugen ihre tiefe Verbundenheit; Eckbert ist der Patenonkel von Friedrichs zweiter Tochter. Der Kampf gegen Beitz hat die unterschiedlichen Unternehmer zusammengeschweißt. Im Familienrat, zu dem auch ihre Cousine Diana Maria Friz gehört, stimmen sich die Nachfahren ab. Nach dem Tod von Beitz unternehmen sie nun einen neuen Versuch, einen Sitz im Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung zu bekommen, die nach ihrem Onkel benannt ist. Aufgeben gilt für einen Krupp nicht.

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