Nicht immer gehen die betroffenen Managerinnen und ihre Unternehmen mit der Schwangerschaft so offen und positiv um, wie das Marissa Mayer und Yahoo zumindest nach außen tun. Der Frankfurter Personalberater Heiner Thorborg weiß von einer jungen Anwältin zu berichten, die schon als Partnerin in ihrer Kanzlei fest vorgesehen war und dann von der Liste flog, als bekannt wurde, dass sie schwanger ist. „Ihr direkter Vorgesetzter hat eine Frau mit drei Kindern, die nicht arbeitet.“ Er konnte sich offensichtlich nicht vorstellen, dass eine junge Mutter der anstrengenden und verantwortungsvollen Führungsaufgabe gewachsen ist. So etwas werde natürlich nie laut ausgesprochen, sagt Thorborg. Er empfiehlt Frauen, sofort Bewerbungsgespräche abzubrechen, wenn Sie nach ihren Kinderwünschen befragt werden. Schließlich sei das auch mit gutem Grund verboten: „Kinder zu kriegen, ist eine persönliche Entscheidung, die keinen Arbeitgeber etwas angeht.“ Stimpel ist der gleichen Ansicht: "Das Privatleben ist kein Qualifikationsfaktor."
Das sieht manch einer allerdings anders, wenn es um Topmanagerinnen geht. Als 2009 Jasmin Staiblin, die Chefin der Schweizer Tochter des Konzerns ABB, schwanger war, machten sie selbst und ABB daraus so lange ein Geheimnis, bis es nicht mehr zu verheimlichen war. Erst im neunten Monat informierte die Managerin mit einer ganz knappen Nachricht im firmeneigenen Intranet die Belegschaft. Nach vier Monaten kehrte sie auf ihren Posten zurück. Presseanfragen zu ihrer Schwangerschaft lehnte sie ab.
Bei einigen Schweizer Journalisten löste diese Nicht-Informationspolitik Kritik aus. „Hilfe, die Chefin ist schwanger!“, schrieb die Sonntagszeitung. Schließlich hätten Anteilseigner, Gläubiger und vor allem Mitarbeiter ein legitimes Interesse daran, wie die Chefin gedenkt, die Arbeitsbelastungen mit der Mutterschaft in Einklang zu bringen.
Jasmin Staiblin jedenfalls machte auch als Mutter bei ABB eine gute Figur. Sie wird, wie vor wenigen Wochen bekannt wurde, im kommenden Jahr Vorstandschefin des Schweizer Energiekonzerns Alpiq.