Personalpolitik Fachleute sind oft keine guten Führungskräfte

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Auf die persönlichen Werte kommt es an

So weit gehen Manager für die Karriere
Vielen erfahrenen Managern vergeht im Laufe der Zeit die Lust an dem, was sie tun. Ihr Wunsch nach Veränderung wächst. Für den nächsten beruflichen Schritt würden sie viel aufgeben – aber längst nicht alles: Gehaltseinbußen hinnehmen wollen nur 26,1 Prozent der Befragten. Quelle: dpa
88,9 Prozent der Befragten wären theoretisch bereit, in eine andere Branche zu wechseln. Es ist ein gewagter Schritt: Bekannte Strukturen aufgeben und zu neuen Ufern aufbrechen. Der Neustart kann aber auch heilende Wirkung haben. Quelle: dpa Picture-Alliance
Den thematischen Schwerpunkt verlagern, neue Bereiche erschließen – hinter diesen staubigen Begriffen kann sich auch eine Chance verbergen. 80,2 Prozent der Befragten wären bereit, sich umzuorientieren und fachlich in eine neue Richtung zu gehen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Die seit der Schulzeit schlummernden Französischkenntnisse auffrischen, die Sprache aufstrebender Märkte pauken – neben einer lohnenswerten Bewusstseinserweiterung birgt die Entscheidung auch größere Verdienstchancen. 70,5 Prozent der gefragten Führungskräfte sind bereit, eine neue Sprache zu erlernen. Quelle: dpa Picture-Alliance
Die Möbelpacker können kommen: 64 Prozent der Befragten können sich vorstellen, für einen neuen oder besseren Job innerhalb Deutschlands den Wohnsitz zu wechseln. Auch wenn man sich dann womöglich erst einmal entwurzelt fühlt – die Karriere könnte es einem danken. Quelle: dpa Picture-Alliance
Deadlines, Aktenordner, unbeantwortete E-Mails: Viele Deutsche erleben puren Stress am Arbeitsplatz. Da ist man froh, nach einer langen Schicht Feierabend zu machen. Doch laut Odgers Berndtson wären 56,4 Prozent der befragten Manager bereit, eine höhere Wochenarbeitszeit zu akzeptieren – wenn es sie dann auch weiterbringt. Quelle: dpa Picture-Alliance
Manchmal muss man auch mal zurückstecken können. Zu einem Rückschritt in der Hierarchieebene sind laut Umfrage 46,1 Prozent bereit. Wenn der ehemalige Abteilungsleiter plötzlich wieder einen direkten Chef über sich hat, erfordert das erst einmal Eingewöhnungszeitung. Doch die kann sich lohnen. Quelle: imago images

Eine verhängnisvolle Annahme

Das Beispiel verdeutlicht, dass Werte bei angehenden Führungskräften immer höher einzustufen sind als fachliche Qualifikationen. Die Erfüllung dieser Werte, also dessen, was jemandem bei der Arbeit wichtig ist, bestimmt seine grundsätzliche Zufriedenheit; der Verlust dieser Werte erzeugt Frustration, die Verletzung Ärger.

Ursprünglich ist Christian Lehmann Ingenieur geworden, um tüfteln, um entwickeln zu können – sein oberster Wert war Kreativität. Holte er sich früher die Anerkennung, die Freude an seinem Beruf über den Erfolg bei seiner Entwicklungsarbeit und seinen Patenten, ist sein Wertesystem durch die Beförderung zum Abteilungsleiter verloren gegangen. Das Resultat: Er reagiert enttäuscht, verärgert, frustriert.

Wollte das Unternehmen hier nun eingreifen und versuchen, Lehmann aktiv zu unterstützen, müssten seine Vorgesetzten eine immense Energie aufwenden: Beispielsweise einen Coach hinzuziehen, um ihm dadurch neue Impulse, Ideen oder Strategien zu vermitteln, wie er trotz veränderter Tätigkeit sein Wertesystem erfüllen kann. Das Wertesystem selbst, also der Sinn dafür, worauf jemand Wert legt, ist allerdings nicht veränderbar.

Die richtigen Weichen stellen

Die einzige Möglichkeit, solche Mühen und Anstrengungen zu vermeiden, ist von vornherein zu überprüfen, welche Werte angehende Führungskräfte haben: Arbeiten sie gerne mit Mitarbeitern, Kollegen und Vorgesetzten zusammen? Suchen Sie den Austausch? Oder sitzen sie lieber an ihrem Computer und beschäftigen sich Stunden damit, kniffelige Aufgaben zu lösen und zum Beispiel den nächsten Prototyp eines Turboladers zu entwerfen? Mögen sie zwischenmenschliche Herausforderungen oder sind ihnen derlei Dinge eher lästig? Bei letzterem ist ganz klar eher die Fachkarriere anzuraten. Denn gute Führungskräfte müssen vor allem eines gut können: Führen. Und das bedeutet, nicht all das selbst zu können, was Mitarbeitern abverlangt wird. Es bedeutet in erster Linie Vorbild für Menschenführung zu sein.

Deshalb der Rat für Unternehmen: Wählt Führungskräfte, die überdurchschnittlich gut mit Menschen umgehen können und die auch Führen wollen – und nicht automatisch die Besten ihres Fachs.

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