Tesla-Betriebsratswahl Willkommen in der Wirklichkeit – welcome to Germany!

Elon Musk in der Tesla Gigafactory in Grünheide. Quelle: AP

Die IG Metall will einen Tarifvertrag für die Tesla-Fabrik in Grünheide. Elon Musk sieht darin eine Gefahr für den Zusammenhalt in der Belegschaft. Wie absurd! Ein Kommentar.

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Nun baut also die IG Metall auch in der modernsten Autofabrik Deutschlands ihren Einfluss aus – und Elon Musk ist „not amused“. Die Gewerkschaft hat die gerade zu Ende gegangene Betriebsratswahl in der Gigafactory des Elektroautobauers Tesla in Grünheide gewonnen. Sie punktete bei den etwa 12.5000 Beschäftigten im Werk, die bei der Wahl teilweise sogar Schlange standen, mit dem Versprechen, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und einen Tarifvertrag einzuführen.

Dass das überhaupt eine Nachricht in der deutschen Autoindustrie ist, liegt vor allem daran, dass sich Tesla in vielerlei Hinsicht von der deutschen Autoindustrie unterscheidet. Auch und vor allem in der Frage, wie das Unternehmen mit seinen Mitarbeitern umgeht.

Vor allem Konzernchef Elon Musk hat bislang keinen Hehl daraus gemacht, dass Respekt, womöglich gar Wertschätzung, gegenüber seinem Team nicht gerade zu seinen obersten Prioritäten zählt: Mal droht er Mitarbeitern direkt per Kündigung, wenn sie statt im Büro im Homeoffice arbeiten. Mal fordert er Überstunden vor Quartalsende, um die Fertigungszahlen hochzupeitschen – und die Investoren zu beglücken.

Die Beschäftigten von Elon Musks Fabrik in Grünheide haben einen neuen Betriebsrat gewählt. Die IG Metall stellte zwar die größte Gruppe im Gremium, konnte am Ende aber nicht die Mehrheit der Sitze ergattern.

Sein Argument gegen Tarifverträge in Grünheide? Die würden seiner Erfahrung nach dazu neigen, die Belegschaft zu spalten, so sagte Musk vergangene Woche in einer Rede vor der Belegschaft in Grünheide.

Elon Musks Haltung schadet der Motivation

Tja, Musk hat eben wenig Erfahrung in deutschen Fabriken. Dort nämlich hat das gute Miteinander von Arbeitnehmer- wie Arbeitgebervertretern eher zu weniger als mehr Spaltung geführt. Die gelebte Mitbestimmung der Belegschaft ist auch ein Grund für den Erfolg hiesiger Konzerne. Menschen haben ein sehr gutes Gespür für Gerechtigkeit. Das Gefühl, eben nicht nur eine Nummer im Block der Personalkosten zu sein, steigert nicht nur die Motivation. Es erhöht auch die Identifikation mit dem Unternehmen – und senkt die Wahrscheinlichkeit, anderswo anzuheuern. Nicht gerade unerheblich in Zeiten, in denen der Fachkräftemangel längst zu einem Arbeitskräftemangel geworden ist. Und in Zeiten, in denen die Unternehmen vor vielen weiteren wirtschaftlichen Herausforderungen stehen.

Dort aber, wo viele den Eindruck haben, dass sich ihr Gehalt eben nicht an ihrer Leistung am Band orientiert – sondern daran, wie gut sie sich selbst beim Chef in Szene setzen, ist Sprengstoff für eine Belegschaft.

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In der Diskussion um die Erweiterung seines Werks hat Elon Musk gerade erst erlebt, wohin es führt, wenn ein Unternehmen den Dialog verweigert. Ende Februar haben sich die Bürger von Grünheide in einer Abstimmung gegen einen Ausbau ausgesprochen – auch weil sie das Gefühl hatten, das Unternehmen nehme ihre Bedenken etwa zur Wasserknappheit nicht ernst. Nun auch noch die eigene Belegschaft gegen sich zu haben, kann sich Musk nicht leisten.

Lesen Sie auch: Warum das Protestcamp am Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin zunächst bleiben darf

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